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terzani ::: lesen hören sein

»Ich wusste es war eine Frage der Perspektive. Ist unser Blick auf die Welt eingeschränkt, kommen uns unsere Probleme, unsere Leiden extrem wichtig vor, und unser Tod entsetzlich, undenkbar. Weitet sich der Blick und sieht man die Welt in ihrer Gesamtheit, ihre Großartigkeit, wird unser Zustand, so erbärmlich er sein mag, Teil dieser unendlichen Weite und des ewigen, natürlichen Auf und Ab des Menschen in dieser Welt.« … wie Kunst helfen kann, trösten, erheben. Gibt Orientierung. »Wir sind nicht nur das was wir essen, und die Luft die wir atmen. Wir sind auch die Geschichten, die wir gehört haben, die Märchen über die wir als kleine Kinder eingeschlafen sind, die Bücher die wir gelesen, die Musik die wir gehört, und die Gefühle die ein Gemälde, eine Statue, ein Gedicht in uns geweckt haben.«

(Tiziano Terzani, Noch eine Runde auf dem Karussell. Vom Leben und Sterben)

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Fotorunde ::: Apotheker- & Arenagarten Jun/Aug 23

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Fotorunde ::: Geiseltal Jul & Aug 23

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gormenghast ::: immer wieder besuchen

Flay im Krüppelwald. »… das Geräusch seiner Knie wurde Vögeln und Hasen Tag um Tag vertrauter. Sonnenlichtgestreift, wo der Wald dünner wurde, dunkel wie der Schatten selbst, wo keine Sonne eindrang … die Natur war, wie es schien, so gewaltig wie Gormenghast. Aber als die Zeit verging, lernte er die kürzesten und verborgensten Wege durch Berge und Tal, von Flusslandschaft und Sümpfen zu finden …«

»… starrte abwesend über den unteren Teil des ausgestreckten Arms auf den Schimmer des Grases. Er ruhte sich nicht lange aus, denn er wollte vor der Abenddämmerung in seiner Nordhöhle ankommen. Er war einige Zeit lang nicht dort gewesen, und mit einer Art dunkler Freude hatte er der plötzlichen Eingebung nachgegeben. … der Blick von der Nordhöhle aus war ungewöhnlich. Er schenkte Mister Flay das, was er sich unter Freude vorstellte. Immer häufiger entdeckte er in seinem neuen und sonderbaren Leben dieser Weite, so fern von Gängen und Hallen … etwas das in ihm neue Gefühle hervorrief, ein Interesse an Phänomenen jenseits von Ritual und Gehorsam … die Vielgestaltigkeit der Pflanzen und die verschiedenen Strukturen der Borken, die Mannigfaltigkeit von Fischen und Vögeln und Steinen … sein Vergnügen war von zäher, praktischer Art, und dennoch nicht ausschließlich. Wenn ein Lichtpfeil auf eine dunkle Fläche fiel, hob er den Blick zum Himmel, um die Spalte zu entdecken, durch die die Strahlen hindurchgebrochen waren. Dann kehrte er mit einem Gefühl von Bereicherung zu dem Spiel der Strahlen zurück …

… als die Tage vergingen, merkte er, dass er das Gebiet hier und dort durchstreifte um zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein, um mittags die Eichhörnchen bei den Eichen zu sehen, das Heimkommen der Rabenkrähen oder das Sterben des Tages von irgendeinem günstigen Aussichtspunkt den er selbst gefunden hatte.«

(Mervyn Peake, Gormenghast)

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Fotorunde ::: Jena Reh Buchen Wald Orchidee Jul 23

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thoreauvian ::: durch die Vielfalt der Gegenstände ein wenig verwirrt // re: Kiesgrube

»Dies ist mein Jahr der Beobachtung, und ich stelle mir vor dass meine Freunde sich auch mehr der Beobachtung im Freien widmen als je zuvor, gleichsam epidemisch.« Überquert einen Bach, Kühle oder Kühe auf Wiesen, Geist belebt, Erlen, Farne, will zu jedem Spaziergang eine Schlüsselflechte mit Fruchtkörpern finden. »… in dieser Jahreszeit dünkt mich, betrachten wir nicht, wie im Frühling, die größeren Züge der Landschaft, sondern werden von Einzelheiten in Anspruch genommen.« Mir scheint es diese Tage genau andersrum, es ist nun langsam zu heiß als sich nicht nur allein von dem Blick den die Weite bietet, beseelen und glücken zu lassen. »Als vorher die Wiesen überflutet waren, schaute ich weit über sie hinweg zum fernen Wald und den Umrissen der Hügel, die noch ferner waren. Nunmehr sollte ich nicht mehr so viel von ausgedehntem Wasser oder Landschaften zu sagen haben. Man ist durch die Vielfalt der Gegenstände ein wenig verwirrt. Für weite Blicke bedarf es einer gewissen Kargheit und Kahlheit von Details.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

Wie der Kiesgrubentag. Da da der Bewuchs wiederholend war, war es mehr ein einfach nur gehen und schauen und sein?

Wild karge Schönheit an der Kiesgrube, von oben doch wärmer als in der kühlen Wohnung gedacht, doch mit Hut, und relativ schattigem Weg annehmbar, und der Wind richtet es noch mehr. Der Hinweg mit kleiner Richtungsherausgefordertheit, und der Weg durch den sehr schmalen monihohen Grastrampelpfad wurde auch noch zunehmend dickicht, doch die Schneise ist irgendwann passiert, und es hat mir einen braunen Waldvogel geschenkt. Sonst wieder nur tausend Schachbrettfalter, Ochsenaugen, wenige Weißlinge dazu, und hie und da Dickkopffalter. Es gibt einen Zweispuren-Karrenfeldweg der nach links und rechts führt. Nach Norden Grauammer und diese meiner Seele so wohltuenden wogenden Grasweiten, einmal in ocker und einmal in grausilbergrün. Steppenursprung? Nach Süden wird lange von einem Neuwäldchen der Blick auf die Grube nicht gegönnt, dann, endlich liegt sie da, niedriger Wuchs, Wind volle Wucht von vorne, befestige meinen Hut, und sehe Milanen, Möwen, Staren und Krähen beim Luftgleiten zu. Sehr gelb voll Klee und Kamillenduft, Feinstrahl getestet. Und am Ende Lavendel. Über dem Grubenmeer Sandwolken vom Kiesabbau in der Ferne, und in diesem irgendwie verklärtem Blick kreisen die Lachmöwen. Nach Norden gekundschaftet doch an den interessant werdenden Sandabbruchklippen, nachdem ich schon frei stehende Puschelschafe mutig nah passiert habe, versperrt mir schließlich eine Hundertschaft von Graugänsen den Weg, wer würde sie verscheuchen und stören wollen? So halte ich mich fern, zockele zurück, sehe erst später auf den Fotos die Nilgänse auf der Insel, lasse mich weiter durchpusten und bin sehr froh dass der Weg weiter nach Süden schließlich über eine niedrige Wiese sehr einfach zurück in die Siedlung führt.

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Fotorunde ::: Cossi shorts & Kiesgrube Jun/Jul 23

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