Eläkeläiset | 16.04.09 | Moritzbastei

Ein Konzert von Eläkeläiset. Aufgrund der mir eigenen Sichtverhältnisse in vollen Konzerträumen ist es nicht möglich alles wiederzugeben was ein Eläkeläisenkonzert für den Allessehenden bedeuten mag. Aufgrund der Eigenartigkeit der Musizierenden ist es auch gar nicht notwendig. Hauptsache Humppa kommt darin vor. Damit ist an sich schon alles gesagt.

Trotzdem ein paar verstreute Eindrücke dieser großartigirren Finnen, die mein schweigsames Bild dieses Menschenschlags komplett verdreht haben.

Bärtige Finnen, die meisten mit verquerer Kopfbedeckung auf der Bühne. Leider komme ich nicht umhin sie als durch und durch knuffig und schnufflig zu beschreiben, wie sie da alle auf der Bühne sitzen, wie menschgewordene Monchichis, ein fortwährend gutgelauntes Grinsen im Gesicht und diverse Alkoholika in sich hineinschüttend. Ich weiß. Das macht man eigentlich nicht mit ausgewachsenen Finnen.

Akkordeon in der Mitte, wie mir berichtet wurde sogar zwei Finnen an Keyboards, ein Schlagzeug, ein Bass und jeder hat ein Humppa mit. Aber das Humppa sieht man nicht. Man fühlt es nur. Die Zwischenansagen werden auf Englisch, sehr flüssigem Deutsch und Finnisch gehalten. Da sobald einer spricht mindestens zwei weitere Eläkeläisen dem ersten sofort begeistert lauthals und johlend beipflichtend, gröhlend oder ergänzend ins Wort fallen versteht man trotzdem kaum was. Außer natürlich immer mal wieder ein Humppa.

The next song will be a Humppa-song. Die Lieder drehen sich alle um das eine große Thema der Menschheit. Um Humppa natürlich. The next Humppa-song will be about Humppa. Dabei wird das Humppa, was wie mir die Erinnerung zuflüstert, vielleicht auch falsch, ein anderes Wort für finnische Polka ist,* in Ska-Geschwindigkeit durchgefetzt und ist dabei aber keineswegs und niemals eintönig, und noch tanzzwingender als sämtliche Brit-Tanz-Bands. Keine Frage wie das kommt. Humppa hat die Macht der Tradition, der Urinstinkte die einen anspringen und durch niemanden stärker hindurchfließen als durch die Künstler an ihren Instrumenten, die diese so vortrefflich beherrschen dass man ewig und ewig zusehen möchte.

Vor allem wenn Keyboarder 1 aufspringt und mit den Füßen weiterspielend über sein Instrument stapft, doch auch wenn er nur daran sitzend sein Arme wie Dreschflegel darauf niedersaußen läßt. Und völlig unverständlicherweise kommt dabei Melodie raus. Humppa. So und nicht anders wird übrigens Zugabe gefordert. Ein Wort für alles. Freudig stimmt man ein, denn wieviel schöner klingt Humppa humppa humppa als das fade, langgezogene Zuuugaaaabe.

Basis jedweden Humppasongs ist übrigens eine unendliche Anzahl an bekanntem Liedgut (I can’t get no satisfaction, american jesus, das Modell) dass sich aber durch die Humppaisierung meist dem tatsächlichen Erkennen und Benennen entzieht. Aber das macht nichts. Humppa. Schulterzuck. Weiterhüpf.

In der letzten der zahlreichen Humppazugaben wird das Akkordeonmonchichi schließlich auf den Tisch steigen und dieses betagt und gemütlich wirkende Instrument in das schillernste Rockstar-Utensil verwandeln, es in jedwedem Posing ziehend, zerrend, stolz zeigend. Wie kommen andere Bands ohne Akkordeon aus? Und ohne Humppa? Und viel wichtiger, wie soll man selbst nun ohne auskommen?

Eläkeläiset. Jeder sollte einen für Zuhause haben.

MySpace-Seite Eläkeläisets
und eines von vielen Youtubes
und noch ein Youtube (leider visuell nicht so anprechend, da die falsche Band zu sehen ist):Hotelli Helpotus

* Soeben habe ich gelernt, dass es sich keineswegs um Polka, sondern um eine Art Foxtrott handelt, Eläkeläiset die Rentner heißt, und Kaizers Orchestra auch humppa-t. Im Norwegischen heißt es natürlich Ompa.

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