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le guin ::: substanzlos pulsierend

Metapher Träume/Qualle. »… von der Strömung getragen, von Wellen herumgewirbelt, im Sog der geballten Macht des Ozeans treibt die Qualle im Abgrund der Gezeiten. Licht scheint durch sie hindurch, das Dunkel dringt in sie ein. Getragen, herumgewirbelt, im Sog von Irgendwo nach Irgendwo, … schwebend, schwankend, pulsierend, das verwundbarste und substanzloseste aller Geschöpfe … was wird das Geschöpf aus reiner Meeresdrift auf dem trockenen Sand des hellen Tageslichts anfangen, wenn er jeden Morgen erwacht?«

(Ursula K. le Guin, die Geißel des Himmels )

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le guin ::: schatten schwebende formen trüber tiefe

Zitat von Victor Hugo, Travailleurs de la mer. »Tagtraum der sich zum Denken verhält wie der Spiralnebel zum Stern, grenzt an den Schlaf und erforscht diese Grenze. Eine von lebendigen Transparenzen bewohnte Atmosphäre: der Beginn des Unbekannten. Doch dahinter tut sich unermesslich das Mögliche auf. Andere Wesen, andere Fakten sind da. Nicht das Übernatürliche, nur die okkulte Fortsetzung der unendlichen Natur … Schlaf steht in Verbindung mit dem Möglichen, das wir auch das Unwahrscheinliche nennen. Die Welt der Nacht ist eine Welt. Nacht, als Nacht, ist ein Universum … die dunklen Dinge der unbekannten Welt werden Nachbarn des Menschen, ob durch wahre Kommunikation oder eine visionäre Vergrößerung der Entfernung des Abgrunds … und der Schläfer, der nicht ganz sieht, nicht ganz bei Bewusstsein ist, erblickt fremde Fauna, unheimliche Vegetationen, schreckliche oder strahlende Blässe, Gespenster, Masken, Gestalten, Hydren, Verwirrungen, Mondschein ohne Mond, obskure Vernichtung von Wundern, Wachstum und Vergehen in einer trüben Tiefe, im Schatten schwebende Formen, das ganze Mysterium, das wir Träumen nennen und das nichts anderes ist als das Näherrücken einer unsichtbaren Realität. Der Traum ist das Aquarium der Nacht.«

(Ursula K. le Guin, die Geißel des Himmels )

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pratchett ::: Rückkehr realerer Realität

»Irgendwann zerrte reine Erschöpfung Körper und Geist in eine Zone die an den Schlaf grenzte, und es dauerte nicht lange, bis seltsame Bilder ins Unterbewusstsein strichen. … [träumt von sieben fetten und sieben mageren Kühen, und von einem Mann der mit Pfeilen auf Schildkröten schießt ... sein Kumpel Schelter bringt ihn mit dem Schiff seines Vaters nach Hause, das den Weg in das Delta von Djelebeby verdächtig leicht findet, beschließt als Pharao regelmäßig Patrouillen in den Sumpf zu schicken] … plötzlich verharrte er im lehmbraunen Wasser. Er hatte alles gewusst. Er erinnerte sich an einen Arthur der von Möwen, Flüssen und Brotlaiben erzählte, aus denen grüne Halme wuchsen – als Teppic aus seinem tranceartigen Schlaf erwachte, zitterte das Gefühl in ihm, einen kostbaren Schatz verloren zu haben. Die überaus bedeutsamen Erkenntnisse eines realen Traums verflüchtigten sich mit der Rückkehr einer realeren Realität. Ja, er hatte alles gewusst. Doch als er sich daran zu entsinnen versuchte, tropften die Reminiszenzen aus seinem Kopf, wie Wasser aus einem lecken Eimer.«

(Terry Pratchett, Pyramiden)

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thoreauvian ::: aufstehen ohne Morgengedanken zu verschütten

»Vor dem Erwachen heute Morgen hatte ich einen Gedanken. Ich bemühte mich ihn fest im Sinn zu behalten, nachdem ich bei Bewusstsein war, doch, auf dem Rücken liegend, bezweifelte ich, dass mein Geist ihn erfassen könnte, wenn ich aufrecht stünde. Ein schwierigeres Kunststück, aufzustehen, ohne seine Morgengedanken zu verschütten …«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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thoreauvian ::: geflügelte Feuerfunken & Nachtsein

»viele Menschen gehen bei Tag, wenige bei Nacht. Das ist eine grundverschiedene Zeit. Statt der Sonne: Mond und Sterne; statt der Walddrossel: die Falkennachtschwalbe; statt des Schmetterlings: Leuchtkäfer, geflügelte Feuerfunken! Wer hätte das gedacht? Welche Art Leben und welch kühler Bedacht wohnen in einem Feuerfunken an taufeuchten Stellen? … statt singenden Vögeln: das Quaken von Fröschen und der stärkere Traum der Grillen. Die Kartoffeln stehen gut im Wuchs, der Mais gedeiht, die Büsche ragen vage auf, und im Mondlicht sind die Schatten von Felsen und Bäumen und Büschen und Hügeln deutlicher als die Dinge selbst. Die kleinsten Unebenheiten im Boden werden durch den Schatten aufgedeckt … die Farne im Wald scheinen von tropischer Größe zu sein; die zwischen den Bäumen sichtbaren Teiche sind so lichtvoll wie der Himmel. … Die Wälder sind schwer und dunkel. Die Natur schläft. Die Felsen speichern die Sonnenwärme die sie den ganzen Abend über aufgesaugt haben.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

… das Draußen in der Nacht vermissen, wie wehmütig klar es einem wird, wenn man diese so genaue kaleidoskopartig schillernde Zusammenschau an Nachtsein liest, doch auch glücklich, jeden dieser Sätze mit eigenen Erfahrungen empfinden können

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thoreauvian ::: musik sein träumen

»zu meinem unendlichen Bedauern erwachte ich heute Morgen. … [Traum, reiten, dann segeln. Erst über Meer, dann über Land. Sieht plötzlich seinen Hund obwohl er nicht weiß dass er einen hatte. Dann eine Feuchtwiese. Trifft einen Freund und rezitiert mit ihm vergnüglich Verspaare. Zitiert eine von der er in seinen wachen Stunden nichts weiß, im Traum ist sie ihm aber ganz vertraut] … Ich hatte das Wort Erinnerung darin! … [und im Aufwachen das Gefühl er sei ein Musikinstrument, ein Horn, Klarinette oder Flöte, hört im Erwachen die letzte Melodie oder Fanfare. Erwacht zu seinem unendlichen Bedauern, um sich nur als sich selbst vorzufinden, nicht als] … Durchgangsstraße glänzender und weltbewegender Eingebungen. … Ich wusste dass ich ein solches gewesen war und wieder sein könnte, und mein Bedauern entsprang dem Bewusstsein wie wenig mein Körper jetzt einem Musikinstrument glich.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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perec ::: spröde/geheime Spiegelungen seiner selbst

»Seit langem schon hatte ich das gleiche auch mit meinen Träumen getan. Lange vor Beginn meiner Analyse war ich nachts wachgeworden, um sie in schwarze Hefte zu schreiben, von denen ich mich nie trennte. Sehr schnell war ich zu einer solchen Übung gelangt, dass mir die Träume bereits fertig geschrieben in die Hand kamen, einschließlich ihres Titels. Wie groß auch immer meine selbst heute noch vorhandene Neigung für diese spröden und geheimen Aussagen ist, bei denen die Spiegelungen meiner Geschichte über unzählige Prismen zu mir zu gelangen scheinen, habe ich schließlich doch akzeptiert, dass diese Träume nicht erlebt worden waren, um Träume zu sein, sondern geträumt, um zu Texten zu werden, dass sie nicht der Königsweg waren, für den ich sie gehalten hatte, sondern gewundene Wege, die mich jedes Mal stärker von einer Erkenntnis meiner selbst entfernten.«

(Georges Perec, Orte einer List, in: Denken/Ordnen)

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knausgård ::: hvorfor skrive? miste seg selv | værensnærvær

»jeg-et i litteraturen ligner jeg-et i virkeligheten på den måten at det unike vet det ene bare kan uttrykkes gjennom det som er felles for alle, som i litteraturens tilfelle er språket.« → vgl. Proust, dass Gefühle/Erleben über das man schreiben will so in der Sprache kodiert werden muss, dass es von den Lesern aufgrund ihres eigenen Erlebens allgemeingültig dekodiert werden kann. Weiter am Beispiel Emily Dickinson, »den store ensomheten og lengselen hun åpenbart følte, er for lengst død og begravet når vi leser dem, bare artikulasjonen av den er tilbake, som vi vekker til live i samme øyeblikk som vi lar blikket falle på ordene hun en gang for lenge siden skrev, og underkaster oss dem. Da synger hun i oss.« … aber an diese zukünftigen Leser kann sie nicht gedacht haben, «hvorfor artikulere livsfølelsen og ikke bare føle den eller tenke den? Ja, hvorfor skrive?»

Im Jetzt. Beschreibt die Sonne, Apfelbaum, Blätter, Schatten, einen Vogel der einen Wurm vertilgt. «luften lyder av kvitring og fuglsang. … alt ligger her, i det jeg gjør nå. Men hva er dette? Ja, hva er det å skrive. Det er først og fremst å miste seg selv, eller sitt selv. I det minner det om å lese, men mens tapet av ens selv i lesingen er til det fremmede jeg-et … er tapet av selvet i skrivingen på en helt annen måte fullstendig, som når snøen forsvinner i snøen, kunne man tenke seg, eller en hvilken som helst annen monokronisme … slik er det skrevne selvets vesen. Men hva er det samme som det både utgjøres av og beveger seg i? Det er det egne språket. Jeg-et oppstår i språket og er språket. Men språket er ikke jeg-ets, det er alles. Det litterære jeg-ets identitet ligger i at det ene ordet blir valgt framfor det andre, og hvor lite sammenholdende og sentrert er ikke den identiteten? På et vis ligner den identiteten på den vi har når vi drømmer, hvor bevistheten skiller like lite mellom det som er oss og det som er våre omgivelser og opplevelser, og vårt jeg er liksom lagt ut i et rom, hvor den grønne benken til venstre er like sentral for den vi er som den sprellende fisken til høyre, eller den Neptun-aktige skikkelsen som stiger opp fra vannet … forskjellen på drømmen og skriften måtte være at den første skjer unkontrollert, i noen av kroppens ubevisste moduser, og er hensiktsløs, mens den andre skjer kontrollert og er målbevisst. Og det stemmer, men likevel ikke, for det vesentlige i likheten har med den manglende lokaliseringen av jeg-et å gjøre … og det spørsmålet det reiser, for er ikke selve sentreringen det som egentlig utgjør jeg-et? Selve sammenholdningsakten? Jo. Men sannheten om jeg-et er ikke sannheten om den egne værenen. Det som stiger opp mellom de ulike bruddstukkene langt ute i det ikke-sammenholdte, er også det egnes klang, denne gjennom livet vedværende selvets tone, det i oss som vi våkner opp til, hinsides tankene vi tenker … og som er det siste vi slipper taket i før vi søvner. Og er det ikke denne selvets klang, denn fjerne tonen fra det egne, som går gjennom all musikk, all kunst, all litteratur, … alt som lever og kan sanse? Den har ingenting med jeg-et å gjøre, og ennå mindre med vi-et … bare med selve væren i verden … når jeg ser på den lille spurven utenfor, hvordan den står på grenen i solen og kaster hodet bakover for å få seg makken eller larven, er det utenkelig at den skulle være helt uten værensnærvær. Kanskje det til og med er sterkere enn vårt, siden det umulig kan være tilskygget av tanker. Det jeg-sammenholdende tankene er det lesningen og skrivingen kan oppløse …« → im Lesen loest sich das ich auf, aber nicht das sein. »… i første tilfellet går inn i det fra utsiden ankomne fremmede, og i den andre … går inn i det egne fremmede, som er det språket man selv råder over, med andre ord det språket man sier jeg i. Når man skriver mister man kontrollen over det jeg-et, det blir uoverskuelig … egentlig er en representering av dets faktiske tilstand, eller i alle fall det nærmeste en representering av det faktiske jeg-et vi kommer.« → sich in sich fremd finden

Dazu ein berühmtes Tagebuch zitierend, 1954. »Mandag – jeg. Tirsdag – jeg. Onsdag – jeg. Torsdag – jeg«

(Karl Ove Knausgård, Min Kamp 6)

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thoreauvian ::: schlafend träumen wachend leben

»Endymion soll von Jupiter das Vorrecht erhalten haben, so viel zu schlafen, wie er wollte. Kein Mensch möge den Schlaf fürchten, wenn seine Müdigkeit daher rührt dass er seinem Genius gehorcht … diese Art von Leben, die wir, schlafend, träumen, dass wir sie wachend leben, leben wir, wachend, bei unseren nächtlichen Spaziergängen, während unser Tagesleben als ein Traum erscheint.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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fuchs ::: tiamat ark – Universum, Meer aus Zumutungen

»Marduk sah klar: Tiamat hatte Abzu aus Machtgeiz kleingehalten. Abzu hatte Tiamat belogen und betrogen um eine eigene, ebenfalls recht planlose Agenda durchzusetzen, und die Schöpfung war zwischen diesen verpeilten Göttern mehr verpfuscht als geplant zustandegekommen: die makroskopische widersprach der mikroskopischen Ordnung. Wobei die Quanten noch die kleinste Beleidigung in einem Meer der Zumutungen waren … [Marduk wusste warum er hier war] in dieser kläglichen Welt. Um sie neu zu denken. … | … [Abzu] erkannte, dass er das Universum ganz grundsätzlich missverstanden hatte. Es war nichts, dem man seinen Willen aufdrängen konnte. Vielleicht war es sogar falsch, davon überhaupt als Schöpfung zu denken. Vielleicht waren sie es, die die Schöpfung waren, und das Universum spielte sie gegeneinander aus … | … [Tiamat] … es war klar, dass das – Pardon: du – früher oder später passieren und meine Ordnung auf die Probe stellen würde. – Ordnung, welche Ordnung denn? – Genau, lachte Tiamat … | … Was will er? – die Welt. – Wozu? – sie nach seinen Vorstellungen formen? – warum? – weil ich das Einzige bin, was stimmig, schlüssig und ganz ist. – du machst keinen stimmigen, schlüssigen oder ganzen Eindruck auf mich. – … [Sie solle rauskommen damit sie sehen wer der Stärkere ist] – das ist der beste Beweis dass ich es nicht nur mit einem Ding sondern dazu noch mit einem ausgesprochen idiotischen zu tun habe: Das Universum sinnvoll zu gestalten ist keine Frage der Stärke. – sondern? – der Angemessenheit. – Das hier ist ein totales Chaos. Ich bin die Ordnung. – Du missverstehst Ordnung als autonom existierender Begriff. Aber – und Pardon, dass ich jetzt hier so dozierend werde – Chaos und Ordnung sind dialektische Begriffe. Nimm als Beispiel die Gerade und den Bogen. Man kann zwei Punkte mit einer Geraden verbinden, das ist der direkte, der kürzeste, der pragmatische Weg. Der Bogen hingegen ist nicht nur die Entscheidung für einen Bogen, er ist auch eine Entscheidung gegen den Pragmatismus der Geraden. Er ist schön, gerade weil er ein Umweg und im Grund unnötig ist. Dass muss dir einleuchten Marduk. Das Schöne ist nie – Pardon – selten pragmatisch. Das Schöne liegt im Stottern. Im Stolpern. Im Missverständnis. Im Fehlerhaften. In der Veränderung. – ach ja, und warum sollte das so sein? – weil ich das so entschieden habe, sagte Tiamat ganz einfach. … außerdem: in meinen Augen sind das – bis auf wenige Ausnahmen – Anspielung beabsichtigt – ganz runde Sachen. … |

… Marduk setzte sich und wartete. Nein. Das war nicht richtig. Denn dafür bräuchte es ja etwas, auf das man wartete. Er setzte sich und … saß da. …

| … Marduk wäre vielleicht einfach ganz Ding geworden, wenn da nicht die Gedanken gewesen wären, die ihn nicht lassen, die er nicht abschalten und mit denen er nicht, na ja, leben, konnte. Woher sie kamen, wusste er nicht, aber es waren nicht seine. Und weit schlimmer, weil elaborierter und detaillierter: Die Träume. Von Orten die er noch nie betreten hatte. Von Wesen denen er nie begegnet war. Von Bergen, von Seen, Meeren, Bäumen. Ganze Welten. Und immer wieder: ein Tier mit rotweißem Pelz … Er schloss die Augen mit dem Vorhaben sie nie wieder zu öffnen. Vielleicht waren es 100 Millionen Jahre, vielleicht auch nur wenige Sekunden. Was macht es für einen Unterschied, wenn die Zeit nicht mit den Räumen verknüpft ist? …«

(Nis-Momme Stockmann, der Fuchs)

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le guin ::: zeit wie das bücherlesen

Shevek »… also wir meinen dass die Zeit vergeht, an uns vorbeifließt. Aber was wäre, wenn wir diejenigen sind, die sich vorwärtsbewegen – von der Vergangenheit in die Zukunft … es wäre ein wenig wie das Bücherlesen … das Buch ist ganz da, gleichzeitig, zwischen den Einbänden …« Einwand, aber faktisch erleben wir alles als eine Abfolge, was soll die Theorie dann nützen? »Aber wir erleben das Universum nicht nur als Abfolge … Träumen Sie nie …? … es scheint so dass wir Zeit überhaupt nur bei Bewusstsein erleben. Ein Säugling kennt keine Zeit; er kann sich nicht von der Vergangenheit distanzieren und nicht begreifen, wie sie sich zu seiner Gegenwart verhält (→ vgl. aus der Zeit gefallen) … beim Erwachsenen funktioniert das Unbewusste noch immer so. Im Traum gibt es keine Zeit, Abfolgen gehen bunt durcheinander, und Ursache und Wirkung werden vermengt. Mythen und Legenden sind zeitlos … wenn … ein Mystiker die Verbindung zwischen seinem Verstand und seinem Unbewussten wiederherstellt, sieht er alles Werden als ein einziges Sein und versteht die ewige Wiederkehr.« Ein anderer Gast wirft ein Zitat eines alten Gelehrten ein, Tebores, achtes Jahrtausend, »das Unbewusste im Menschen ist die Entsprechung des Universums.« → vgl. das eigene innere Selbst in die Unendlichkeit des Universums projiziert, Ludwig Feuerbach, paraphrasiert

(Ursula K. le Guin, Freie Geister)

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fforde ::: neigung zu tangentialer freiheit

»es gibt keine einfache Möglichkeit um einwandfrei festzustellen ob und wieviel von dem was im Dreamspace passiert ist, real oder nur erfunden ist. … Dreamspace war ein großartiges Konzept, aber da der eigensinnige Verstand im Schlaf zu tangentialer Erfindung neigt, leider zum Scheitern verurteilt.«

»… Träume sind die einzige wahre Freiheit … der Ort an dem man wirklich man selbst sein kann: alles tun und alles sein kann. Der befreite Geist.« Frei? … und so wendet auch Charlie ein, nur wenn man die aktive Kontrolle besitzt.

(Jasper Fforde, Eiswelt)

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fforde ::: ungefähre realität

»… ich lachte laut auf. Nicht nur über die kühne Vorstellungskraft meines Geistes, sondern über die Klarheit. Wenn man so träumte, dann hatte ich bisher ein Phänomen verpasst, das beträchtliche Unterhaltung und Ablenkung bot.« die Energie die man dabei verbraucht »wenn ich das recht sah, dann war es die Sache wert. Das hier war eine neue, aufregende Realität.« … reimt sich zusammen wie die beiden Träume aus seinen jüngsten Erlebnissen entstanden waren und zusammenhängen. »die ungefähren Parameter besaß ich damit schon, und mein Verstand hatte den Rest dazugegeben und anschließend wie eine Mauer zu einem glatten Ganzen verputzt.«

(Jasper Fforde, Eiswelt)

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trisolar ::: in und aus dem schlaf

Luo Ji, Kälteschlaf, »… löste er sich selbst auf, und die schneeweiße Welt verengte sich zu einem silbernen Faden, der alles war, was in der grenzenlosen Dunkelheit von seinem Bewusstsein übrig blieb. Es war der Faden der Zeit, ein dünner, starrer Strang, der sich in beide Richtungen unendlich weit ausdehnte. Seine Seele hing an diesem Faden und glitt sanft mit konstanter Geschwindigkeit an ihm entlang, in eine ungewisse Zukunft.«

»Dunkelheit. Vor der Dunkelheit gab es nur das grenzenlose Nichts. Das Nichts war farblos und leer, Dunkelheit bedeutete immerhin Raum. Schon bald entstand Unruhe in der Dunkelheit des Raums, wie ein leichter Wind, eine Ahnung der vergehenden Zeit. Das Nichts war zeitlos, doch jetzt nahm die Zeit Gestalt an wie ein schmelzender Gletscher … kam das Licht, anfangs nur ein diffuses, helles Etwas, dann allmählich … gewann die Welt Konturen. Das wiedererwachte Bewusstsein hatte Mühe sie zu begreifen.«

(Liu Cixin, Drei Sonnen)

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montaigne–zweig ::: tiefen ausloten festhalten

»Gleichzeitig jedoch bemühte er sich als Schriftsteller darum, die Tiefen zu ergründen. »Wann immer ich mich glücklich fühle, sinne ich hierüber nach, ich schöpfe nicht nur den Schaum dieser Empfindung ab, sondern lote sie aus.« Er war so fest entschlossen einem Phänomen auf den Grund zu gehen, das per definitionem als unauslotbar galt – dem Schlaf – dass er sich von einem leidgeprüften Diener wecken ließt in der Hoffnung, einen Blick in sein zurückweichendes Unbewusstes werfen zu können. Montaigne wollte wegdämmern, gleichzeitig aber die Wirklichkeit festhalten und beobachten. Beim Schreiben war beides zugleich möglich. Selbst wenn er sich in seinen rêveries verlor, traf er insgeheim Vorkehrungen, um sie jederzeit zurückrufen zu können. Sterben lernen hieß loslassen, leben lernen hieß festhalten.«

(Sarah Bakewell, Wie soll ich leben? – oder das Leben Montaignes
in einer Frage und zwanzig Antworten)

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