Du befindest Dich im Archiv ... June, 2017

Husky Loops ::: The Kills | 7.06.17 | Täubchenthal

fieser, gnadenloser Pop*

Das Täubchenthal ist angenehm mit Menschen gefüllt und im direkten Vergleich mit dem Haus Auensee einfach nur schnucklich klein. Wohlfühlgröße. Nach überlegendem Schlendergang oben auf der Galerie und unten durch den Saal fällt die Wahl des Standpunktes auf einen Platz weit vorne links außen, der unvermittelt ein Loch bis ganz vor die Bühne mit Stahlträgerlehngelegenheit offen lupft. Auf der Bühne werden diverse bodennahe Ventilatoren erspäht.

Husky Loops. Auf der neuen All Areas ist ein neues Lied von Franz Ferdinand** bei dem man nie und nimmer an Franz Ferdinand denken würde***. Aber Husky Loops klingen als könnten sie ein neuorientiertes, gitarrenkrachzugewandteres Franz Ferdinand**** sein. Blechernes Geschrammel, Fiepen, Knirschen, Knarschen, und noch verzerrtere Töne wechseln sich mit melodischen Gesangsmomenten und herben Riffs ab. Was an elektronischen Effektverzerrungen möglich ist, wird eingestellt, und ganze Songs in diesem Verzerrklang durchgespielt. Show Tunes. Crazy Tunes. Erinnerungen an Bul Bul, mit Ghinzu vermischt, im letzten Song könnte das Rohmaterial von System of a Down stammen, und in einem Lied stimmt der Sänger eine Art kontrolliertes Gackern in das Mikrofon. Metallwaleinsatz. Schrappende Slides. Druck. Dann geben wir alle diese Einzelzutaten nochmal in einen Mixer, und schalten ihn auf eine dieser Stufen die ein die Nerven zerlegendes hohes Schrappniergeräusch von sich geben. Ja, genau so! Hervorragend.

» Weiterlesen

Kommentar schreiben »

Fotorunde | leipzig nui comment en miniature

Kommentar schreiben »

Yotam ::: Rob Moir | 28.05.17 | Ilses Erika

An einem sonnenschweren Nachmittag im baumgrünen Freisitz des Prager Frühling. Zestbedingt zu spät für den ersten Teil des Konzertabends, doch wird uns versichert dass es großartig war. Doch rechtzeitig für den Soundcheck von Yotam auf der winzigen vor pittoresk verfallener Mauer und großem Baum auf der einen, und blaubeblühtem Kräuterhang auf der anderen Seite umgebenen Bühne, um in Ruhe noch kurz alles in Augenschein zu nehmen, Strandstühle, Hunde, Kinder, entspannte Menschen überall.

Das Konzert erinnert an das im letzten Jahr in noch winterlicher Kälte, doch irgendwas an der Umgebung, scheint noch mehr die albernen und witzelnden Seiten Yotams hervorzuholen, und weniger die schwermütig Nachdenklichen. Und so besingt er mit seiner einzigartig fließenden Stimme seine, nach eigener Aussage, Lieblingsthemen, das Tourleben, Schweiß, Whiskey, Beziehungen, und baut dabei improvisierend den ein oder anderen Hund der gerade vor einem Kind sitzt und es anstarrt, oder sich an einem Tisch knapp vor der Bühne begrüßende Menschen mit in seine Songs ein, »Hi, nice to see you again«, die sodann ertappt bis verdutzt aufblicken, oder entledigt sich seiner Gitarre um mit einem Sandkasteneimer und entsprechender Schaufel gegeneinander schlagend nur vom dumpfen Hall dieses Rhythmusinstruments und dem Publikum begleitet seine Weisen weiter in die Welt zu singen. Es schrammelt wohlklingend, mit einer belebten Dosis Punk, und voller froher Laune. Kurz vor Zugabe holt er sich noch einen befreundeten Musiker mit nach vorne, und dann auch Rob Moir, der zur Improvisation gezwungen darüber singt, dass er schon weiß warum er vor Jahren damit aufgehört hat, aber darin brilliert indem er einen kleinen blonden Jungen in der Strandstuhlreihe ansingt, was er denn mal werden möchte, von diesem keine Regung im etwas bockigen Gesicht empfängt, und ihm dann eine Zukunft als Emo weissagt.
» Weiterlesen

Kommentar schreiben »

PGI | machen Sie nur weiter

… Karl Jaspers, schreibt »Husserl einen begeisterten Brief, gestand aber, dass er eigentlich nicht klar wisse, was Phänomenologie sei. Husserl schrieb zurück: »Sie üben die Methode ausgezeichnet aus. Machen Sie nur weiter. Sie brauchen gar nicht zu wissen, was sie ist. Das ist in der Tat eine schwierige Sache.« In einen Brief an seine Eltern äußerte Jaspers die Vermutung, Husserl wisse selber nicht, was Phänomenologie sei.«

(Sarah Bakewell, Das Café der Existenzialisten)

Kommentar schreiben »

botanisieren ::: wiesenlaben, es ist Juni!

Kommentar schreiben »

PGI | Feuerwanzentanzplatz

Kommentar schreiben »

PGI | pflanztrunken

»Die Hitzewelle kam, und die Pflanzen standen lallend und singend in ihrem Beet.«

(Maarten ‘T Haart, Die Grüne Hölle)

Kommentar schreiben »

The Dead South ::: Max Paul Maria ::: Del Suelo | 25.05.17 | UT Connewitz

Bier! Bärte! Banjo! … und eine Lady

The Dead South betritt in aktueller Konzertkonstellation die Bühne des UT und sehen dort ausnehmend schmuck aus. Traveller Hats, weiße Hemden, Hosenträger, Manschetten, wucherndes Haupthaar, und die entzückend banjofunkensprühende schwarz bekleidete Eliza »Miss Mary« Doyle. Der Cellist Erik »Bonesaw« Mehlsen, a.k.a. Del Suelo, eröffnet die Show mit sonnenleichten, oft leicht jazzigen Gitarrenstücken als singender Schriftsteller, was die Suche nach Songtiteln sehr zu erleichtern scheint. »The next song is called chapter five …«. In der Mitte der Landpartie Nate Hilts und Scott Pringle. In Deutschland wird die Truppe wieder von Max Paul Maria begleitet, der mit schwer stimmgewaltiger Melancholie und diesmal ausschließlich mit bisweilen ordentlich lärmenden e-Saiten und zur Dylandiskussion gestellten Mundharmonika, sowie einer luftundurchlässigen wenn auch an den Ellbogen löchrigen Jeansjacke, die zweite mal krachende mal bluesjazzende Einstimmung in den Abend gibt, und im weiteren als Saitenjunge unermüdlich gerissene Saiten neu spannt und den Whistl zu good company leiht, da Del Suelo nicht so pfeifen kann wie Danny Kanyon.

Die Show ist wieder ein fröhlicher unwiderstehlich mitreißender tanztreibender Wirbel aus fliegenden, gezupften, geschrammten und plektrierenden Saiten, aus dem sich hin und wieder der Klang des gestrichenen Cellos mit aufreibender Schönheit erhebt, auf den Instrumenten rauholzig geklopftem Takt, knarrenden, hauchenden, jubelnden, weit wehendem Gesang, ekstatisch lässigen Tanzmanövern, Zeiten in denen es geziemend ist, um eines der Instrumente einen hervorhebenden Kreis zu bilden, und stampfenden Stiefeln. Das faszinierte Augenmerk fällt zu Beginn auf einen Bodenschellenring. Zu einem der neuen Songs wird zu Beginn und Ende sehr passend Unwetter eingespielt. Und im bisherigen Magnus Opus, dem mit fünfundzwanzig Minuten angekündigtem Gunslingers Glory, was ggf. aber auch den ein oder anderen Abstecher in zeitlos verstreichende Parallelwelten in denen sich das Rad der Zeit in anderer Geschwindigkeit, wenn überhaupt noch dreht, beinhalten muss, holt Miss Mary mit elegantem Schwung aus um mit Wucht auf eine silbrig glänzende Blechdose abgesetzte Schläge zu dreschen, was einen sehr kaizervollen Effekt erzielt. … und so dreht sich das Rad durch rhythmische Ausleihen aus Sirtaki, berückend stockenden Walzern, aussetzenden Takten osteuropäisch verklärter Wehmütigkeit hindurch gen Zugabe, um zu klären wie sehr man ein Saitenspiel beschleunigen kann, bevor das Universum voll Glorie daran zerschellt, seine Einzelteile wieder aufsammelt, und weiterdreht.

» Weiterlesen

Kommentar schreiben »

Run on Sentence ::: The Builders and the Butchers | 19.05.17 | So & So

… nachdem Run on Sentence und Builders & the Butchers
die Gehörgänge fachgerecht zerlegt haben, wird
Käptn Peng morgen unser Gehirn aus-ein-
ander-schrau-ben. Das wird ein Spaß!

Auf dem Gelände des TV-Clubs betritt man durch einen holzgezimmerten Vorbau einen fürsorglich begärtnerten und dezent mit industriellem Zierrat dekorierten und mit verschiedenen Sitzgruppen ausgestatteten Hinterhof, in dem Leute mit Getränk, Geräuch und Plauderei die Zeit bis zum Konzert vergehen lassen. Wir sitzen neben einer Winden-Pflanze die porzellanene kleine werdende, noch hellgrüne Blütenansätze aufweist, ein Blick nach oben in zwei blaue Blüten zeigt mir, dass dies meine erste unverhoffte Begegnung mit einer Clematis ist. Ein Traumfänger hängt von einem Holzgerüst das einen jungen Baum umgibt, sowie ein kleines mit grünem organischen Material gefülltes offenes Fläschchen. In einer Ecke ein Tank, in Ansätzen von Efeu berankt, obenauf ein Glaszylinder, ebenfalls von einer neongrünen vor sich hin modernden Flüssigkeit ausgefüllt. Ein Schnurtelefon an einer Holznische. Eine Affenmaske mit rot leuchtenden Augen die den Eingang nach drinnen überspannt, als wäre es das Bergwerk von Monkey Island. Zwei ältere Herren in Karohemden. Tätowierungen. Barfüßigkeit. Darüber ein wunderbarer vorgewittriger Abendhimmel mit immer neuen Wolkenmustern, meist einzeln schemenhaft dunkleren Wolkenflecken vor gleichgetöntem Grund. Es läuft beschwingter Soul.

Drinnen eine Bautreppe und dunkel ausgekleideter Raum, weitere Sitzmöbel, Kinosessel, geschreinertes, und eine aus mehreren nebeneinandergestellten Klavieren bestehende Bar. Noch weiter nach innen wird der Konzertraum entdeckt, dessen Bühnenhintergrund aus den eng aneinanderliegenden Kreisformen von Trommeln besteht, momentan in groovy Pink ausgeleuchtet, aber an sich in verschiedenen Farben ausleuchtbar. Davor eine angedeutete Waldreihe von Birkenstämmen. Jeder Moonatics-Mondbar wäre es ebenfalls eine Zier.

» Weiterlesen

Kommentar schreiben »

aphoristische Begegnung | sich selbst erzählen

Unser Leben ist eine Geschichte, die wir uns selbst erzählen.

Kommentar schreiben »