Du befindest Dich im Archiv ... July, 2016

thoreauvian ::: Stille

»Wie die wahrste Gesellschaft sich immer mehr der Einsamkeit nähert, so verfällt die vorzüglichste Rede schließlich in Schweigen. Wir gehen umher, um Einsamkeit und Stille zu finden, als weilten sie nur in fernen Bergschluchten und in Waldestiefen und wagten sich aus diesen nur um Mitternacht hervor. Wir sagen, Stille herrschte, bevor überhaupt die Welt geschaffen wurde, als habe die Schöpfung sie verdrängt und wäre nicht ihr sichtbarer Rahmen und Hintergrund. Sie geruhe nur in Lieblingstälern zu verkehren, das denken wir, und nicht das wir sie mitnehmen, wenn wir uns dorthin wenden … Denn wo der Mensch ist, da ist auch Stille.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

… Wolken, Wiese, Wind — Stille

»Es ist müßig für mich die Stille zu deuten … eine Weile kann ein Mensch zuversichtlich so weitermachen und denken er habe sie im Griff und wird sie eines Tages erschöpfen, doch am Ende muss auch er still sein, und man wird nur bemerken welch wackren Anfang er machte; denn wenn er schließlich eintaucht in sie, ist das Missverhältnis zwischen Gesagtem und Ungesagtem so gewaltig, dass das Erste nur als die Blase auf der Oberfläche dessen erscheinen wird, in dem er verschwand.«

Kommentar schreiben »

PGI, Hornissenbeobachtungsstation ::: killing–kidding

Kommentar schreiben »

PGI | Communiqué hymenopterie

Kollegen!

es mag sein dass die Abt. PGI Wald es bisher obsäumt hat von den neben uns ins Dachgeschoss eingezogenen Nachbarn zu berichten. Anlässlich des gesternächtlichen Besuchs eines dieser Nachbarn — er hat so unangekündigt wie nonchalant durch das geöffnete Fenster unsere Wohnung aufgesucht — möchte ich dies nun nachholen. Es handelt sich bei der nebenan siedelnden Großfamilie um Vertreter der Ordnung Hymenoptera, Art Vespa crabro. Dies habe ich später herausgefunden, obwohl der neue Nachbar es versäumte sich vorzustellen. Leider ist es aufgrund unzureichend im www zur Verfügung stehenden Bildquellenmaterials bisher nicht möglich gewesen die Varietät der Nominatform eindeutig festzulegen. Vespa crabro Linnaeus, 1758 oder Vespa crabro germana Christ, 1791.

Die während des Besuchs aufgenommen Kommunikations- und Kontaktversuche haben sich leider als komplizierter herausgestellt als man bei zwei so geselligen Spezies annehmen möchte. Der Besucher hat sowohl Kaffee als auch Kuchen oder Schnaps abgelehnt.

Weiterhin wollte er sich auch nicht vermessen lassen. Daher bin ich auf eine grobe Einschätzung durch Augenmaß angewiesen, etwa 3 cm lang und 1 cm »dick«. Weder Gewicht noch Brummamplitude konnte im kurzen reconnaître aufgenommen werden, was durchaus auf eine gewisse Hymenopterie der überrumpelten Gastgeber zurückzuführen ist.

Hingegen wollte uns der Besucher beständig zu einem Tänzchen auffordern das darin bestand dass er laut brummend auf uns zuflog, dabei eine gewissen Planlosigkeit, ja Unberechenbarkeit simulierend, und wir spielerisch Fluchtverhalten vortäuschend davonhüpften.

Wir haben ihm sodann gestattet sich solange es ihm beliebte es sich allein in unserem Wohnzimmer bequem zu machen, wohin wir ihn durch aktivierte Lichtquellen gebeten haben Platz zu nehmen. Was er zuerst durchaus gerne anzunehmen schien, es irgendwann jedoch ohne einen Ton des Abschieds verlassen hat.

Auch wenn dieser erste Kontaktversuch kurz und nicht ohne kommunikative Barrieren war, so liegt ihm doch wie jedem Anfang ein vielversprechender Zauber inne.

Ich verbleibe, noch mit einem gehörigen Schuss wissenschaftlichen Adrenalins in meinen Adern,
M

Kommentar schreiben »

PGI, Hornissenbeobachtungsstation ::: dämm it, steal it

»Hornissen schlafen übrigens so gut wie nie. Doch es gibt ein rätselhaftes Verhalten: Ungefähr 20–25 mal pro Nacht verfällt das ganze Volk von der Königin bis zur Arbeiterin in eine Art Tiefschlaf auf Geheimkommando. Die Tiere halten dann einfach an und bewegen sich für etwa eine halbe Minute nicht. Nach dieser kurzen Pause geht’s weiter, als wäre nichts geschehen.« (hornissenschutz.de)

… booting process of vespa crapro is active, please wait …


» Weiterlesen

Kommentar schreiben »

PGI Expeditionsbericht & Trivialnotizen | España del Norte | 18. bis 28. September

Keine Postkarten! Keine Bilder.

Am Strand …

⌈                                                                   ⌉

… Ausblick von unserer Ferienwohnung auf den Strand in verschiedenen Wetterlagen, an einem Tag lassen Regentropfen das Bild dahinter verschwimmen … | … | … es geht einen Hang hinunter, oben stehen in angenehmen Abstand Bänke zu denen sich gerne alte Herren mit Zigarre mit dem Auto hinfahren lassen, um sodann Stunden mit Blick auf die Wellen zu verweilen, neben ihnen oft ihre telefonierende und somit ebenso bestens beschäftigte Gemahlin … | … | … neben den Bänken stehen pittoresk gefederte Tamarisken (Tamarix hispanica) … | … | … der Blick auf den Strand und das Meer wechselt mit dem Wetter, dem Himmel, der Tageszeit, Ebbe und Flut. An den bedeckteren Tagen in den metallchromatischen Abstufungen die für meine Kamera typisch sind, wie der Institutsleiter eines Tages so wohlmeinend bemerkt … | … | … die Wellen scheinen von Tag zu Tag höher zu werden, die Ebbe niedriger, die Augen sind gefangen vom Glitzern der Sonne auf dem Wasser, dem goldenen Wirbeln der Sandkörner im zurückweichenden Wasser, das durch die dunkelgrauen Felsen hindurch gespült wird, und vom Heranrollen, Auftürmen und Brechen der Wellen in denen sich wiederum das Licht bricht, den glitzerndleuchtenden Interferenzmustern auf dem seichten Wasser, dem Hochspritzen an den Felsen und dem Regen einzelner Wassertropfen, den verschiedenen Abstufungen von Blau, weit draußen dunkelblau, dann immer grüner und grünleuchtender werdend bis zum Gold des Sandes …

⌊                                                                   ⌋

⌈                                                                   ⌉

… am Aufbruchsmorgen zu den Picos de Europa spiegelt sich das Sonnenlicht golden in einer Pfütze, zusammen mit dem doppelten Schattenrissbild einer Bank und einer Tamariske, und am Strand geht der Goldton des Sandes direkt in die Goldtöne der aufgehenden Sonne über, durch die Felsenformationen leuchtet die Sonne weiß wie durch einen Tunnel und überstrahlt mit ihrem Licht aurengleich die Felsen, und die vielfach weiß gesprenkelte Kolonie der Garzas auf der Insel de los Pedro lässt sich durch den Ebbetiefstand wunderbar aus der Nähe beobachten. Zwischen den Reihern wenige vereinzelte Meermöwen (Laridae, ich optiere für Rissa tridactyla), Krähenscharben (die zu den Kormoranen gehören, Phalacrocorax aristotelis) und diese mysteriösen großen Vögel mit dunklen Schwingen … | … | … an den letzten Tagen wird der Strand bevölkerter und durch die Sonne die im Westen über dem grünen Haushügel strahlt bildet sich über den hoch hereinbrandenden Surferwellen das selbe diffus milchige Glimmern wie an der Westküste in Portugal, die im Wasser surfenden oder am Strand stehenden Menschen in der Ferne nur schwarze Schattenrisse, einer geht als Silhouette gerade mit seinem Surfbrett unterm Arm geklemmt Richtung Wasser … | … | … die Landbrücke zu den zwei Felsen, und wie sich diese im nassen Sand vom Boden aus fotografiert spiegeln, ein Motiv das man sich vielleicht wenigstens einmal wiederholen könnte, wenn man denn nochmal nach Noja fahren würde … im späten September, oder am 12. August 2026, 17:47:06 zur totalen Sonnenfinsternis deren Kernschatten Nordspanien, inkl. Santander und Umgebung, streifen wird …

⌊                                                                   ⌋

… sind wir meist für uns allein. Nur hin und wieder halten oben an der Straße vereinzelt Spanier um sich vor dem Meerpanorama fotografieren zu lassen und fahren dann wieder weiter. Gleich am ersten Tag faszinieren die Quarzlinien die durch die dunklen Gesteinsformationen am Strand laufen.

» Weiterlesen

Kommentar schreiben »

thoreauvian ::: in jeder Enttäuschung entschädigt

»Wenn uns ein Regenschauer in den Schutz des Ahornhains oder herabhängender Kiefernzweige treibt, so entdecken wir mit mikroskopischen Blick in deren Tiefe manche neue Wunder in der Borke oder in den Blättern oder Pilzen zu unseren Füßen, oder unser Interesse wird durch eine neue Ressource der Insektenwirtschaft geweckt, oder die Meise ist vertraulicher als sonst. Wir können dann die Ecken und Winkel der Natur studieren.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)

Kommentar schreiben »

Sprachfund ::: autologische Vergänglichkeit

»›Neologismus‹ (Wortneuschöpfung) war einst ein autologisches Wort,
ist es aber heute nicht mehr.«
https://de.wikipedia.org/wiki/Grelling-Nelson-Antinomie

Kommentar schreiben »