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fotorunde ::: antike tragik, libellenverrettung

… habe noch eine hoffentlich zu keiner Metaphorik hinreissende Geschichte die ich Dir erzählen mag weil wir am Schladitzer See doch so große Libellen gesehen haben. Ich habe an einem meiner Tümpelabendspaziergänge im Rosental mit einigen Minuten Mühe eine in feinen Pflanzengewirr verzwirrlte Libelle aus dem Flachwasser gerettet (ein viel zu biegsamer ein Meter langer Pflanzenstengel war notwendig um sie überhaupt zu erreichen) und sie dann auf einen sonnenbeschienen Ast zum Trocknen gelagert.

Sie hat auch fleißig mit ihren lädierten Flügeln rotiert und ich weiß natürlich dass Insekten nicht wirklich so etwas wie eine Mimik haben, doch ist ihr Blick nicht ganz und gar einer von drolliger Dankbarkeit wie ich es hineinprojiziere? Nun jedenfalls als sie so nett lange gebraucht hat um in Trockenflügelschlagübungen wieder flugtauglich zu werden (was mir viel Gelegenheit zu Fotos gab, auf der anderen Seite schwankte der Wind sie mir auch immer wieder aus dem Fokusbereich), und ich schon fürchtete sie kann nicht mehr fliegen, da hob sie mit einem Mal ab, und flog hoch und höher in den blauen Abendhimmel hinein, und ich konnte ihr bestimmt 30 Meter hinterherblicken, und es war so ein leichtes Gefühl. Sehe noch ganz versonnen zu der Stelle weit über mir wo ich sie gerade noch sah bevor sie ein Punkt wurde und dann ganz zu weit weg war …

… da kommt eine Krähe von links angeflogen und genau über dem Punkt an dem sie sich jetzt wohl befinden musste, sackt … die Krähe … so eigentümlich … nach unten … im … Flug … weg … wie … nunja, wie um etwas aus dem Flug zu schnappen. Meine Libelle! Ich stand da, starrte ins Blau und konnte es sehr lange nicht fassen. Ich hatte sie doch gerade gerettet, und sie schwob so glücklich und frei ins Blaue hinein!

Neinnein, nichts soll uns diese kleine Episode über das Leben sagen.

… mehr Abendteich

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fotorunde ::: Abendteichspinne Sep 21

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pratchett ::: Troddel am Baldachin der Zeit

… bei den Philosophen. Copolymer erzählt die Geschichte des Tsortanischen Krieges. »… ein Pferd. Oder vielleicht ein Küken. Himmel, gleich vergesse ich meinen eigenen Namen! Der Soundso kam auf die Idee, der Hinker. Ich meine den Kerl, der dauernd hinkt. Mit den Beinen, um genau zu sein. … Soundsos Rüstung glänzte wie eine glänzende Rüstung … es ging ganz schön rund. Bei dem Kampf meine ich. Ja, es hätte nicht kämpfiger zugehen können.« → vgl. Stephensons Mars-Olymp-Bücher. All die vielen Namen und Beschreibungen von Rüstungen, über und über aufeinandergestapelt. Und dann erzählt es jemand mit schlechtem Gedächtnis nach. … Der Erzähler schläft schließlich ein, »Magie, sagte Xeno, reinste Magie. Jedes Wort eine Troddel am Baldachin der Zeit. … – mich erstaunt immer wieder dass er sich an alle Einzelheiten erinnert, murmelte Ibid.«

(Terry Pratchett, Pyramiden)

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pratchett ::: Rückkehr realerer Realität

»Irgendwann zerrte reine Erschöpfung Körper und Geist in eine Zone die an den Schlaf grenzte, und es dauerte nicht lange, bis seltsame Bilder ins Unterbewusstsein strichen. … [träumt von sieben fetten und sieben mageren Kühen, und von einem Mann der mit Pfeilen auf Schildkröten schießt ... sein Kumpel Schelter bringt ihn mit dem Schiff seines Vaters nach Hause, das den Weg in das Delta von Djelebeby verdächtig leicht findet, beschließt als Pharao regelmäßig Patrouillen in den Sumpf zu schicken] … plötzlich verharrte er im lehmbraunen Wasser. Er hatte alles gewusst. Er erinnerte sich an einen Arthur der von Möwen, Flüssen und Brotlaiben erzählte, aus denen grüne Halme wuchsen – als Teppic aus seinem tranceartigen Schlaf erwachte, zitterte das Gefühl in ihm, einen kostbaren Schatz verloren zu haben. Die überaus bedeutsamen Erkenntnisse eines realen Traums verflüchtigten sich mit der Rückkehr einer realeren Realität. Ja, er hatte alles gewusst. Doch als er sich daran zu entsinnen versuchte, tropften die Reminiszenzen aus seinem Kopf, wie Wasser aus einem lecken Eimer.«

(Terry Pratchett, Pyramiden)

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fotorunde ::: zum zipfelwald Sep 21

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flašar ::: morsche Stille, erfüllt & leuchtend

»Wir trafen uns meistens am Abend. Er liebte die Dämmerung. Das Licht, sagte er, sei dann traurig und freudig zugleich. Es trauere um den Tag, der vergangen, es freue sich auf die Nacht, die angebrochen sei. …

… [er fängt an nicht mehr aus seinem Zimmer zu gehen, die Eltern abwechselnd besorgt, missmutig, verzweifelt, und je nachdem hatte ihr Klopfen einen grauen, schwarzen oder weißen Klang], es färbte die Stille die mich in sich eingesogen hatte und die der Stille eines dunklen Waldes glich. Man geht einen gewundenen Pfad entlang. Schwankende Baumkronen, die Sonne fällt schräg durch die Äste. In ihren Strahlen flirren Spinnweben, zarte Gebilde aus Traumfäden. Man denkt: wie still es hier ist. Und erkennt schon im nächsten Moment, dass man sich getäuscht hat. Die Stille des Waldes ist eine erfüllte Stille. Sie ist erfüllt von den Stimmen der Vögel, dem Knacken von morschen Holz. Die Käfer brummen. Ein müdes Blatt wirbelt herab. Wie ein Lied …

… ob ich noch schreibe? Undenkbar, es nicht zu tun. Gerade in der finstersten Nacht waren die Wörter leuchtende Kieselsteine. Das Licht des Mondes und der Sterne, sie hatten es eingefangen und strahlten es wieder aus. Ein Wort war darunter das besonders hell leuchtete. Das Wort von der Einfachheit. … ich möchte so schreiben, wie dieses Wort leuchtet. Über die einfachsten Dinge möchte ich schreiben. … bald bricht die Dämmerung herein. Der Tag rutscht mit der Sonne in die Nacht.«

(Milena Michiko Flašar, Ich nannte ihn Krawatte)

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fotorunde ::: myxowald Sep 21

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thoreauvian ::: Geräusch aus größerer Nachdenklichkeit

»Kühle kondensiert den Tau und klärt die Luft. Die Stille erscheint tiefer und bedeutungsvoller. Jedes Geräusch scheint aus einer größeren Nachdenklichkeit in der Natur zu kommen, als hätte sie Charakter und Geist gewonnen.« Grille, Gewässer, rauschender Wind, in Bäumen, er empfindet unbändige Freude dabei. Goldzeisig, zieht zwitschernd durch den düsteren Tag. »…könnte ich nur so leben dass es keinen oberflächlichen Augenblick in meinem ganzen Leben gibt!» Malt es sich in vielen Beispielen aus. »… habe ich die Gelegenheit für die Lebensflut dankbar zu sein, die mich überströmt.» Herbstblumen, darunter eine, die ein blassblauer Lippenblütler ist, Trichostema dichotomum, über dem Sand, mit einem starken wermutartigen Duft der zur Jahreszeit gehört. Taubenflügelflattern. Dankt Gott, nichts von allem hat er verdient, und doch wird er erfreut, alles wird zu seinem Entzücken vergoldet und Festtage bereitet. »Es scheint mir, dass ich eher für meine Erwartungen belohnt werde, als für irgendetwas das ich tue.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

Wer bereit dafür ist sich an der Natur zu erfreuen, wird sich freuen. So einfach.

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fotorunde ::: feuerfaltersee Sep 21

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thoreauvian ::: gedanken legen

»Solche ausgesuchten Erfahrungen niederschreiben, dass meine eigenen Schriften mich inspirieren können und ich schließlich aus Teilen Ganzheiten machen kann. … Gefühle und Gedanken, die alle Menschen mehr oder weniger haben, dem Vergessen zu entreißen und festzuhalten. Möge die Betrachtung des unfertigen Bildes seine harmonische Vollendung anregen. … Jeder Gedanke der begrüßt und aufgezeichnet wird, ist ein Nestei, neben den weitere Eier gelegt werden. Zufällig zusammengewürfelte Gedanken werden zu einem Rahmen, in dem es möglich ist, mehr zu entwickeln und zu zeigen. Vielleicht besteht der Wert der Gewohnheit des Schreibens, des Tagebuchschreibens, hauptsächlich darin – dass wir uns an unsere besten Stunden erinnern … meine Gedanken sind meine Gesellschaft. Sie haben eine gewisse Individualität und Besonderheit, ja, Persönlichkeit. Nachdem ich ein paar zusammenhängende Gedanken zufällig aufgezeichnet und nebeneinandergestellt habe, legen sie ein vollständiges neues Feld möglichen Arbeitens und Denkens nahe. Gedanke zeugte Gedanken.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

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sich selbst ::: überlagern

Das Ich als Überlagerung der »immateriellen« Outputs der verschiedenen Stufen stammesgeschichtlicher Evolution des Gehirns. Das Ich als Überlagerungszustand.

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