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thoreauvian ::: waschender Tag

30. Mai, Sonntag. »Jetzt ist der Sommer gekommen. Ein windiger, waschender Tag. Ein Tag für Schatten, Tag sogar von Wolken, die über Felder ziehen, auf denen das Gras zu wogen beginnt.«

»… in diesen frischen und mannigfachen Farben ist Leben, Leben in der Bewegung von Wind und Wellen … Ein Tag, der zum Bummeln taugt. … Nach einem Sturm zu dieser Jahreszeit kommt die Sonne hervor und erhellt das zarte sich entfaltende Laub, und die ganze Natur ist von Licht und Duft erfüllt, und die Vögel singen ohne Unterlass, und die Erde ist ein Märchenland. … beginnt der Sommer nicht nach dem Maisturm?«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

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minsky ::: … Bienen und andere gefährliche Naturvölker

Pax interessiert sich mehr für Tiere als Menschen. »ewig kann sie Katzen beim Sonnen zuschauen, Elstern beim Stibitzen oder Ameisen beim Ameisen.« … »es ist der Frühling 2034, der 21. April, um genauer zu sein ein sommerlicher Tag mit Bienen und anderen gefährlichen Naturvölkern …«

(einzlkind, Minsky)

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freischlad ::: verschüttet liege ich da bis ich wieder in der Vertikalen existiere

textzerpte aus einem nie krank sein »… kein einziges Mal werden wir in dieser Zeit auch nur den Kopf oder die Schultern von der Matratze heben, um zurückzusehen in das Leben, das wir noch vor wenigen Tagen führten, zurück in alles, was uns ein Menschenleben lang bekannt und vertraut war.« … »aus einem Halbschlummer schrecke ich auf, weil ich mich laut lachen oder weinen gehört habe … Amir weckt mich. Verschüttet liege ich da.« … »die Alldämmerung steht im Fenster; teefarbenes Licht durchzieht das Glas wie Cirruswolken und verbleicht an den Wänden.« … »versuche nicht zurück in den Sekundenschlaf zu taumeln, diesen schneeweißen Weltenraum des Innern, der der Schwerelosigkeit so verwandt ist.« … Kopf, »lege ich ihn etwas zur Seite, wird mir sofort schummrig; ansonsten sitze ich einfach und fühle, wie ich in der Vertikalen existiere.« … »nach eineinhalb Stunden im dunklen Augenraum, in denen die Erschöpfung genug Zeit hatte, sich in mir auszubreiten wie Nebel über einem Moor, werde ich zum Laufband geschoben.«

(Dennis Freischlad, 60 Tage liegen)

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thoreauvian ::: nicht so wild & geheimnisvoll

»wenn ich bei meinem Wandern einen Gefährten verlange, bin ich sicher, in meinem Vorhaben auf eine nahe Verbindung zur Natur verzichtet zu haben. … ich habe dann einen nicht so wilden und geheimnisvollen Spaziergang im Sinn.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

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thoreauvian ::: eine gewisse Waldigkeit

Nachmittags, strahlender aber kalter Tag. Kaltes silbriges Licht auf den Kiefern. Darüber tost der Wind. Im Wald ist er vom Wind geschützt, beschreibt in verschiedenen Versuchen das audio-Erlebnis, »in dem Klang ertönt eine gewisse Waldigkeit! Wie der Wind zwischen den Wanten des Waldes tost!« Verwelktes Gras, dürres Kraut, jede Kiefernadel strahlt Licht ab. Die Wälder offen und licht … »der Glanz des Herbstes ist herrlich, dieser blitzende Glanz, als phosphoresziere die Atmosphäre.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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pratchett ::: richtungsmäßig herausgefordert

Ridcully/Esme, durch unwegsamen Wald, dem Erzkanzler bretzen ständig Zweige entgegen, Esme nicht. »wie machst du das, fragte der Erzkanzler nach einer Weile – Ich weiß die ganze Zeit über wo ich bin, entgegnete Oma. – na und? Auch ich weiß wo ich bin. – nein weißt du nicht. Du bist nur zufälligerweise da. Das ist etwas ganz anderes.«

Esme, »… ich habe mich nicht verirrt … ich bin nur … richtungsmäßig herausgefordert.«

(Terry Pratchett, Lords und Ladies)

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thoreauvian ::: kritik des nebels

Tautröpfchen wie Edelsteine auf einer Asclepias, Boden beschwerende Riesenpilze müssen eine Bedeutung haben, Nebel »… bildet nicht solche vollkommene Meere wie früher … zu allgemein verbreitet und umherschweifend.« … tauiger Spinnenwegmorgen.

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

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thoreauvian ::: niedrige nebelvision

Abenddämmerung. Fische springen. Kupfriges Glühwürmchenlicht. Spiegelungen im Wasser. »Es herrscht ein niedriger Nebel der den Fluss leicht verbreitert, und durch den die Bögen der gerade noch sichtbaren Steinbrücke wie eine Vision erscheinen. Der Nebel ist auf ganz absonderliche Weise eingegrenzt, hier mal geballt, während es dort keinen gibt …«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

vgl. mondsichtig, 2018

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All them Witches | UT Connewitz | 27.10.22

Lange an-Tram durch bereits nachtdunkle Welt, erfreulich bald abgelöst durch das Ansetzen der langen Atmosphäre, Gitarrenklänge und Elektronik ohne Gesang, wie durch mehrere lange Erden hindurch. Begeben uns vor zur Bühne und finden ein lauschiges Plätzchen zum langen Stehen, bis All them Witches beginnen. Zur großen Freude die zweietagigen Tasten zumindest seitlich im Blick, gerade Linie zum Schlagzeug, und auch die Seiteninstrumentdepots sind gut einsehbar.

Die meisten Stücke sind mit einem sehr soliden Grundrauschen unterlegt, in dem die Töne aus den einzelnen Instrumentquellen nur verschwommen und wabernd zugeordnet werden können, in einem Wirbel aus Drive, Blues, und wildem Metall, das Auge sieht und hilft dem Gehör soweit es geht, elektronisches Fiedeln fügt allem weitere Aufladung hinzu, was alles zu dem sehr zufriedenen Gefühl eines einzigen genial verwobenen Gesamtklangs führt, der alles dringt wie über eine Strecke durch ein Feld heftiger Turbulenzen hindurch, und doch klingt im Inneren die Essenz jeder Melodie nach. Rückblickend kann auch kaum festgestellt werden ob bereits mit den ersten Klängen das Gehör derart ausgehebelt wurde, dass vielleicht im weiteren das Grundrauschen gar nicht mehr so stark war, sondern das dumpfe Unterwasserhörerlebnis von da an anhaltende Begleitung. Gitarre und Taste scheinen oft für kurze Momente demselben Flusslauf zu folgen, das Schlagzeug prasselt beständig, in einem der ersten Stücke vermeinen die ihrem Fokus orientierungsberaubten Ohren polyphones Trommeln auszumachen, dazwischen die wie verweht ankommenden Einflüsterungen des Sängers, schwebende Nostalgie, berauschend komplexe Verästelungen mit abrupt klaren Sequenzen in denen das Grundrauschen sich kurz zu einem distinkten Gesamtwesen vereint, um die Signatur eines Stücks in die Ohren zu hämmern, die oft eine Oase der Ruhe und süßen Stille zu sein scheinen, und tausend Gitarrenmomente. Gerade das erste der tatsächlich ruhigeren Stücke enthält das Wort Hurricane. Recht bald geht die Band abwechselnd in eine kurze Pause. Der Gitarrist spielt eine einsame berückende Weise. Der Schlagzeuger kommt wieder spielend hinzu. Auch der Gitarrist gönnt sich ein Päuschen hinter der Bühne, andere kommen zurück. Zu einem späteren Zwischenstück verzückt die e-Violine allein, mit sehr viel Hall auf einer tragenden Melodie. Aus der Gitarre werden mehrfach einzeln verzerrte Technotöne abgesetzt – war das in neuen Stücken? –, die in diesem fremden Kontext das Gehirn im Nachverfolgen aller Gehörwindungen fesseln, verirren, verwirren. Alles ist gesättigt mit Klang, Blues und in wenigen Stücken auch sehr vordergründig Jazz in den Tasten. Nebel, neue Lieder. Zur physiologischen Komponente mag noch notiert werden, dass bei den Versuchen des Sängers mit dem Publikum zu sprechen, doch eine deutliche, den Sänger scheinbar irritierende, Verzögerung in den Reaktionen ausgemacht werden konnte, die darauf hinweist dass der drohende Gehörverlust, und somit nach jedem Gesagten Zeitverzug in den Gehirnen um sich das Gehörte zu einem Ganzen zusammenzureimen, auf ganzer Breite des Publikums angeschlagen hat. Erstaunlich, sollte er nicht ahnen, dass ihn niemand simultan verstehen kann weil in den Ohrmuscheln noch das Grundrauschen nachschwingt? Wenn auch verzögert und vielleicht manchmal an den falschen Stellen eingesetzt, war der Applaus aber wohl doch, zusammen mit dem durchwegen Wippen, Hüpfen, und extatischeren Tanzbewegungen durchsetzte Gesamteindruck des Publikums zufriedenstellend. Im langen Nachhauseweg klingt abwechselnd das zarte Geräusch von Strauchschrecken mit dem Konzert blubbernd in den Ohren nach. Hr Waltes Ohren pfeifen. Meine rauschen.

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thoreauvian ::: tiefer am Saum der Erde entlang

Beschreibung Froschquaken wenn man näher kommt. Ein brodelnder Laut. Vergleicht mit Kindern. »dies und vieles andere lässt an den Froschzustand denken.«

Hört den Traumfrosch. Kleine pfeifende Frösche am Horizont bilden einen »Klanghintergrund, den man nur hört, wenn man darauf achtet. Bei ersterem ist es ein bebender Ton – mal höher, mal tiefer am Saum der Erde entlang – ein alles durchdringender Klang.« → vgl. soviele Vogelgesangtonaufnahmen. Und All them …

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

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gormenghast ::: hitze schwer zerr

»er war am Fluss entlanggegangen, über dem feuchter Nebel wie ein Liebender lag, seinen Windungen folgte und über dem krächzenden Körper kauerte, denn Ochsenfrösche erfüllten laut die Nachtluft. Über den miasmatischen Schwaden schwamm der Mond und wölbte sich wie in einem Zerrspiegel. Die Luft war schwer mit den Überresten der Hitze des Tages …«

(Mervyn Peake, Gormenghast)

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thoreauvian ::: quaken ernsthaft, sirren trocken

15. Juni, Dienstag. Wetter für dünne Jacke. Schwüle bildet Etappe im Jahr. Grillen zirpen lauter. »Ochsenfrösche quaken ernsthaft«, »das trockene Sirren der Zikade ist zu hören«, Baden unerlässlich (!?), ah, er meint wohl schwimmen. Am offenen Fenster liegen und Geräuschen auf den Straßen lauschen.

(Henry D. Thoreau, Tagebuch IV)

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pratchett ::: oktarine hitze

»… es ist Hochsommer im oktarinen Grasland … vorherrschende Farben entsprechen Bernstein und Gold … Hitze brütet … Luft verharrt in Reglosigkeit um nicht zu schwitzen …«

(Terry Pratchett, Alles Sense)

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woolf ::: hitzedurchsichtiger schlaf

»…Rachel legte sich ins Bett; sie lag im Dunkeln, sehr lange Zeit, schien ihr, doch als sie nach geraumer Weile aus einer Art durchsichtigen Schlafs erwachte, sah sie dass die Fenster vor ihr weiß waren …«, alles schmerzend hell, und die Wände leicht gebogen. Augen schließen, Pochen in ihrem Kopf dass jedesmal auf einen Nerv zu treffen schien, … versucht von Zeit zu Zeit in die alltägliche Welt überzuwechseln, doch Hitze und Unbehagen haben eine Kluft zwischen ihrer und der alltäglichen aufgerissen die sie nicht überbrücken kann.

(Virginia Woolf, Fahrt hinaus)

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pratchett ::: gras voller mikrogeräusche

»… eine Feldlerche zwitschert hoch am Himmel, und abgesehen davon herrscht Stille. Weiter unten im Tal und höher in den Bergen zirpen Heuschrecken und summen Bienen; dort ist das Gras voller Mikrogeräusche. Aber im Bereich der Steine schweigt die Welt.«

(Terry Pratchett, Lords and Ladies)

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