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Digger Barnes, Allie Parker & Friedrich Paravicini ::: 21.06.13 | UT Connewitz

Tage vorher hallen die Songs auf dem Trommelfell wieder wie Geister. Denn ihre Quelle ist das Innen, nicht das Außen. Vorfreude darauf wieder den Geschichten, den bekannten Geschichten, doch das ist egal, man möchte sie trotzdem immer wieder von Neuem von Digger Barnes erzählt bekommen, Gehör und Seele zu widmen. Nichtsdestotrotz auch Freude, dass es nicht Runde 3 der Diamond Road Show ist, sondern ein neuer Blend den Abend bestimmen wird und einen Hauch Abwechslung im Wohlgeliebten verspricht. Das Innere des UT verstrahlt wieder behagliche Dunkelheit rund um die glimmend beleuchtete Bühne, auf der das umfangreiche Instrumentarium aufgestellt ist. Ein Konzertxylophon zieht die Hauptblicke auf sich. Daneben 2 Tastenboards, ein Cello, diverse weitere Saiteninstrumente, ganz hinten tapst gerade noch ein Kontrabass auf die Bühne der bisher nicht wahrgenommen wurde, kein Schlagzeug. Klang des Konzertxylophons mit den orgelstrahlenden herunterhängenden Pfeifen wird gedanklich antizipiert. Erstes Lied von Allie Parker wird widererkannt. Digger am Kontrabass wirkt vollkommen anders als Digger im Zentrum des Geschehens. Er ist jetzt Bassspieler, jedes Quentchen von ihm, durch und durch. Bisher unentdeckt lupft Friedrich Paravicini ein Schifferklavier aus dem Ärmel hervor. Allie Parkers E-Gitarre klingt einzeln sehr metallisch, auf eine sehr true Weise, seine Stimme deckt diesen Effekt weg. In manchen Songs nach persönlichem Wohlempfinden zu hoch, in anderen genau richtig. Und Digger zupft vehement seine Saiten, vornehmlich die beiden nebeneinander liegenden rechts außen im Wechsel, manchmal verpaßt er seinem Trommelersatz einen Schnörkel und bezieht die nebanliegende Dritte in den Lauf mit ein. Nach jedem Lied ein Getummel auf der Bühne bis jeder das Instrument seiner Wahl hat. Die Spannung auf das sehnsüchtig erwartete Glockenspiel wird endlos hinausgezögert. Die ersten beiden Diggerlieder, zum ersten Mal live nicht im Solo. Die metallisch ertönende Gitarre von Allie Parker führt die Melodie, Digger schrammt oder zupft, und singt. Singt. Für Friedrich Paravicinis erstes Stück begibt er sich endlich an das Xylophon. Augen strahlen. Besser als Weltraumorgel, egal ob die Töne einzeln in größeren Abständen geklöppelt werden oder wild durcheinanderspringen. Dazu ein westernszenarieskes Pfeifen. Großartig, oh wie ist das großartig. Später wird sein zweites Stück auf einen Pariser Platz entführen, und man fühlt genau das, es ist Sommer, und man sitzt auf einem idyllisiert kleinen behaglichen Platz im blättrigen Schatten während das Straßenleben um einen herum vor sich hin geschieht. Ein jedes Lied scheint eine genau ausgesuchte Klangfarbe jeder einzelnen Instrumentengruppe zu erfordern, so dass von Klarpiano zu Saloonklimperei, oder auch in Kombination während Saloonist Paravicini gleichzeitig seelenzerreißend eine Mundharmonika spielt und mit seiner dritten Hand eine Schüttelnuss errascheln läßt, von E-Gitarre zu Banjo, von Kontrabass zu E-Bass gewechselt wird. Und eben das Cello, und das Xylophon. Wer hätte gedacht dass es sich dabei um die eigentlichen, wahren Westerninstrumente handelt. Und wie hätte man erhoffen können, dass unter anderem genau die Lieder nun von außen an das Gehör herantreten, die seit Tagen als wäre der Schädel eine Klangschale von einer Seite zur anderen hin und hergeschickt wiederhallen. It’s gonna be a long road. And it’s gonna be tough. Man muss keinen Pilger im Blut haben, um sich gemächlich erheben und einfach losspazieren zu wollen. Nachdem man den Song zuende gehört hat natürlich erst, und während er im Kopf immerzu weiterklingt.

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Expedition langes Eiland | 24.05 bis 2.06 | V

ein unmöglicher Forschungsbericht fantasiebegeisterter Dilettanten

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Dienstag. Haben bei einem Kapitän am Hafen ein Schiff für eine Expedition zu den Seehundbänken klar gemacht. Das Wetter an diesem Tag ist hierzu geradezu herausfordernd hervorragend geeignet. Finden uns Achtern auf den Außenbänken ein, und installieren unsere Beobachtungsgeräte. Bei glitzerndem Sonnenschein legt die MS Flinthörn ab.

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Expedition langes Eiland | 24.05 bis 2.06 | IV

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Montag. Auf dem Weg zum Nordstand. Begegnen diversen Vertretern anderer Spezies auf den Trottoirs. Am Strand thermische Versuche mittels Drachensteigen. Aus Frust über kaum vorhandene Steinfunde beginnen wir Boccia zu spielen. Auf dem Rückweg wird vom Abenteurer ein riesiges Steinvorkommen für uns entdeckt, das das zurückweichende Wasser freigegeben hat. Können unser plötzliches Glück mit den Händen kaum halten. Wiederum wundersame Sandformationen. Für diese erhabenen Augenblicke der bloßen Naturschau schlägt das Naturforscherherz. Und dazu diese von Brandungsaerosolen satte Luft!

Abends eingehende Analyse der gemachten Funde bis in die späte Nacht. Quintessenz: Es handelt sich um verschiedenartige Steine.

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Expedition langes Eiland | 24.05 bis 2.06 | III

ein unmöglicher Forschungsbericht fantasiebegeisterter Dilettanten

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Sonntag. Ich erwache wie gewohnt früh, leider als einzige, meine Mitreisenden liegen noch in der Umarmung des Schlafs. Hatte eigentlich erwartet den unermüdlichen Institutsleiter im Aufenthaltsraum, mit seinen Aufzeichnungen beschäftigt, anzutreffen. Regen hat nachgelassen, Himmel immer noch grau doch lichtig durchsetzt, sieht noch freundlicher grau verhangen aus als gestern, Bebauung immer noch Backstein, Gartenvögel zwitschern fidel von den Büschen, nur hin und wieder fliegt das Gekrahh einer Möwe darüber. Es zieht mich zum Meer, doch die strenge und unmißverständlich verfasste Instituts-Etikette verlangt dass der erste Gang dorthin gemeinsam unternommen wird. Nähere mich fast gefährlich bereits dem ersten Forschungsziel: Untersuchungen zu Entstehung, Verlauf und sich daraus entwickelnder Auflösungsstrategien der Langeweile (österr. Fadesse) beim Homo Sapiens. Durch das Festhalten der gestrigen Anreise kann ich der Langeweile gerade noch entrinnen. Rollkoffergeräusche schieben sich in meine Aufmerksamkeit, vermeine seit Stunden nichts anderes zu hören. Was für ein Getummel. Werde wieder müde. Höre ich von hier das Meer rauschen oder entspringt dies meiner schläfrigen Phantasie? Man spricht hierbei wohl von fantastischem Gehör.

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Expedition langes Eiland | 24.05 bis 2.06 | II

ein unmöglicher Forschungsbericht fantasiebegeisterter Dilettanten

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Samstag. Die Mitglieder des Institutes Göritz versammeln sich frühmorgens auf den Bahnsteigen des Leipziger Bahnhauptgebäudes. Der Wind weht bei eisiger Witterung, klirrende Kälte, doch in den Herzen der Expeditionsteilnehmer schlägt allein in wissenschaftlicher Begeisterung die Vorfreude auf die zahlreichen Entdeckungen. Die Stimmung ist gehoben. Noch weiter, weiter nach Norden, arktische Bedingungen werden unser sicherlich harren und unsere Tapferkeit einer harten Prüfung unterstellen.

An dieser Stelle ist es wohl üblich ein paar Worte über die Ausrüstung zu verlieren. Als Leichtforscher haben wir uns mit unserem Gepäck natürlich sehr zurückgehalten. Lediglich den Wagen 9 der transnordischen Eisenbahn haben wir dafür reserviert, und ganz knapp passt auch alles hinein. In unserem Gepäck befindet sich: diverse Fachliteratur, Mikroskope, die natürlich enorm empfindlich sind und dementsprechend gut gelagert und daher in mannshohe Sperrholzkisten ausgepolstert verpackt wurden, Kameras, ein Fernglas, eigene Aufzeichnungen die in Vorbereitung der Expedition getätigt wurden, der zu erwartenden Witterung gemäßes Schuhwerk und andere Bekleidung, Kompaß, Landvermessungsgeräte, und das Noob, unsere androide Quotenlebensform … und Verpflegung die uns über die lange und beschwerliche Anfahrt am Leben erhalten soll. Im Ort wollen wir uns dann neu eindecken. Der Institutsleiter hält weiter an seinem Vorhaben fest dass allein vor Ort die besten Fischernerzstiefel zu bekommen seien, jahrtausendealte Tradition und Erfahrung, und er es unsinnig findet sich mit sicherlich schlechter verarbeiteter Ware bereits auf dem Festland einzudecken.

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Expedition langes Eiland | 24.05 bis 2.06 | I

ein unmöglicher Forschungsbericht fantasiebegeisterter Dilettanten

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Praeambel. Ich weiß jetzt was auf meinem Notfallschild für den Schweigetag stehen wird. Nicht Silentium, auch nicht Welttag der Stille.

Sondern: Schweigegelübde.

Vielleicht mach ich mir auch mehrere Schilder zum Durchwechseln und Austesten der verschiedenen Reaktionen.

Vorahnung. Wenn man nicht spricht werden die Stimmen im Kopf vermutlich unerträglich laut. Ein Tumult hin- und hereilender, sich gegenseitig aufwiegelnder Gedanken, eine Flut die nicht gestoppt werden kann.

Ich denke daher reden die Menschen so viel. Sie halten den Lärm in ihrem Kopf nicht aus. Flucht in die Äußerlichkeit.

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espanische Erlebnisse V

zu Besuch bei Whity und Miss Pili in Santiago, 26. Juli bis 3. August

Ich kann sehr gut und ausdrucksvoll leiden. Ohne mich zu sehr hervortun zu wollen, muss ich doch kundtun dass ich prägnant, anschaulich und eindrucksvoll leiden kann. Ich lasse auch gerne andere daran teilhaben. Anderen kommt kein Laut der Klage über die Lippen und sie rühmen sich deswegen. Eifersüchtig behalten sie ihr Leid für sich. Ertappt man sie dann doch nach Tagen in ihrer Maladheit, suhlen sie sich darin sich nicht beklagt zu haben. Stoisch. Stolz. Dabei fehlt es ihnen nur an Ausdrucksvergnügen und Fantasiestärke. Herr Walte zollt mir oft indirekt Bewunderung dafür. Schon aus dem kleinsten Weh kann ich sehr viel herausholen.

Nie krank zu sein … auf Reisen

Es ist eine besondere Kunst das Meiste aus dem Leiden herauszuholen, ich möchte fast sagen, Leiden als Kunstform.

Seit einigen Jahren bieten mir Flugreisen dazu wunderbare Gelegenheit.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal das ich alleine reise um jemand vollkommen Fremden wortlos durch mein inzwischen angehäuftes Arsenal und Ritual beeindrucken und befremden zu können.

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