28. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»so ist der Sommer vergangen. Wir haben schöne Stunden miteinander erlebt. Und doch erinnere ich mich vor allem an ein Gefühl der Traurigkeit. Genau genommen erinnere ich mich an mein ganzes Leben nur wie durch einen Schleier der Traurigkeit. Die Traurigkeit ist das einzige was geblieben ist. Aber vielleicht ist das nicht das Schlechteste. Lange Zeit versuchte ich mir zu sagen, man stirbt nicht, man verlässt nur diese Welt. Der Tod ist nur ein Wort. Doch das stimmt nicht.«
(Robert Seethaler, Das Feld)
25. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung, sich selbst sammeln
In einem Weinkeller, wärmer, der erste Frost ist noch nicht durch die Mauern. «Hier ist es genau wie letzte Woche, sagte Aurora, die in ihrem Alter eigentlich hätte wissen müssen, dass jede Jahreszeit langsam heranflutete, dass der Winter in Wellen kam wie das Meer an einer wilden Felsenküste – aber dennoch war sie nicht zu alt, dass sie nicht mehr gern kommentierte was ihr auffiel.«
(Elisabeth Knox, Der Engel mit den dunklen Flügeln)
10. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung
»Ein Anblick, ein Gefühl, bewirkt diese Welle im Geist; lange bevor er die dazu passenden Worte formuliert; und beim Schreiben (so mein derzeitiger Glaube) muss man dies einfangen, und zum Funktionieren bringen (was allem Anschein nach nichts mit Wörtern zu tun hat) und dann, wenn sie sich im Geist bricht und überschlägt, bewirkt sie Worte, die zu ihr passen.«
(Virginia Woolf, Brief an Vita Sackville-West in: der Leuchturm/Vorwort von Hermione Lee)
10. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung, botanie
»Wahrscheinlich sind Sie noch nicht so oft mit einem Pflanzenführer durch die mexikanische Wüste gestreift, um zu versuchen, die dort wachsenden wilden Agaven zu identifizieren. Dieses Hobby bereitet bei weitem nicht so viel Vergnügen wie etwa das Beobachten von Vögeln, da viele Agavenarten fast nicht auseinanderzuhalten sind. Und die Agaven, die verschieden aussehen, verdienen aus biologischer Sicht nicht unbedingt, unterschiedlichen Arten zugeordnet zu werden – es handelt sich dann einfach um verschiedene Spielarten. …
Howard Scott Gentry … war weltweit die Autorität in Sachen Agaven. Als Pflanzenforscher des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums sammelte er aus vierundzwanzig Ländern Exemplare der Pflanze zusammen. Er war der Ansicht, dass Taxonomen (die manchmal Lumper oder Splitter genannt werden, je nachdem, ob sie viele Arten zusammenwerfen oder zu viele Variationen in verschiedene Arten aufspalten) im Falle der Agave zu kleine Trennungen vorgenommen hatten. … befürwortete dagegen, Agaven nach den Eigenschaften der Blüte zu klassifizieren – wenn dies auch bedeutete, dass Botaniker bis zu dreißig Jahre warten müssten, um ein Exemplar blühen zu sehen, das sie dann identifizieren könnten.«
(Amy Stewart, Botanisches Barbuch)
3. July 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, PGI, Zitatsammlung
»›But this is something quite new!‹ said Mrs. Munt, who collected new ideas as a squirrel collects nuts, and was especially attracted by those that are portable.«
(E.M. Forster, Howards End)
9. June 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Die Ewigkeit könnte nicht mit mehr Gewissheit und Bedeutung beginnen als der Frühling. Durch diese Notiz wird die Ewigkeit des Sommers wiederhergestellt.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
»Der Mensch von heute hat keine Zeit mehr, folglich auch kein Heute mehr und kein Jetzt. … Er hat buchstäblich die Zeit verloren. Er wird in dem digitalen Kontinuum einer gesellschaftlichen Pseudozeit hin und her geschubst. So versteht er es nicht mehr, in den Tag hineinzuleben. Die Lektüre von Thoreaus Tagebuch kann unseren subjektiven Zeitsinn wieder stärken … Das Tonikum dieser Tagebuchsätze hilft gegen mentale Verwahrlosung unter dem Diktat einer digitalen All-Zeit.«
(Rainer G. Schmidt, editorische Notiz in: Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
27. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»altes Schrifttum … Weisheit … Gabe des Verfassens« … perlenfadendünne Handlung … »Seidenraupen« … antike Philosophie und Bewegung … Bewegung wird Anlass zum Satz … Mühsal … Erfindung des erdichteten Fortschreitens der Erzählung …
»die Handlung die sich durch und um diese Sätze schlängelt, um diese Hügelgräber in der Wüste, diese Oasen, ist so undeutlich wie eine Kamelspur zwischen Mourzuk und Dafur
… Gedanken … weit abseits wie Inselberge … alltägliches Leben … mühelos aufnehmen … zu Ketten werden … Tafelland sind … Berggipfel … gemeinsame Basis … Maultierpfad … von der Milchstraße überbrückt … sich dräuend aufeinander erheben … wechselseitig die Sonnenstrahlen reflektieren … Beweis genug für ihre gemeinsame Basis.
Das Buch sollte dort zu finden sein, wo der Satz ist.
… in solchen Fabeln wird die Handlung nicht beachtet, während der Leser von Satz zu Satz springt, wie der Wanderer von Stein zu Stein, während das Wasser unbeachtet zwischen ihnen braust.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
12. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Dass ich mit Band sieben fertig bin, ist schlimm, weil ich jetzt wieder etwas anderes lesen muss und mir das nach Voskuils Sprache sehr schwer fällt. Ich habe keine Lust seine Welt zu verlassen, sondern möchte jeden Abend aufs Neue in sie eintauchen.«
(Gerbrand Bakker, Jasper und sein Knecht)
10. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung, birds!
»Das Schöne am Vögelbeobachten … ist für mich das Wiedererkennen. Das Sichten von vertrauten Farben, Formen, und Bewegungsmustern, das Vernehmen von Stimmen, mit denen sich sofort ein Name verbindet.«
»Beim Beobachten, ob mit Augen oder Ohren, lenkt man ja die eigene Aufmerksamkeit zwangsläufig nach außen, weg von den eigenen Befindlichkeiten hin zu dem, was gerade neben dem Weg singt oder aus dem nächsten Busch auffliegt. Man ist, auf wunderbare Weise ganz bei sich und doch völlig woanders …«
(Johanna Romberg, Federnlesen — Vom Glück Vögel zu beobachten)
… die Namen aller Wesen zu kennen ist wichtig. Wie vom Wind natürlich …
10. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bewegte Töne & Bilder, Bücherregal, Leipzig, PGI, Zitatsammlung, birds!
Apus Apus arrived!
Mauersegler (Apus apus), Famile der Segler (Apus). Nicht näher mit den Schwalben (Hirundinidae, Ordnung Sperlingsvögel (Passeriformes), Unterordnung Singvögel (Passeres)) verwandt. Konvergente Evolution.
»im Altholländischen wird er Ghierswalwe genannt, nach dem vergessenen Verb gieren, das ›schrill schreien‹ bedeutet.«
(Peter Krauss, Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?)
… ich biete dazu: das pfeilschnelle Schrillen der Mauersegler
2. May 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Sprachfunde, birds!
Grünfink (Chloris chloris, Syn.: Carduelis chloris), Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
»der Kreischlaut heißt der Schwunsch. Häufig zu hören. … Er klingt als ob zwei unsaubere Töne miteinander in gleicher Spannung auf- und abwärtsziehen. … quetschen, krächzen, kreischen, schnarren, knätschen«
(Peter Krauss, Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?)
… ich biete weiter: rätschen, knärzen
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30. April 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Traumsequenzer Inc., Zitatsammlung
»Es geschah wenn ich schon eine Weile im Bett lag und langsam in eine Region wegdämmerte, in der die zuletzt gedachten Gedanken an den Rändern surreal werden und sich allmählich zu Bildern und ganzen Szenen formen. Stufenlos gleitet man von einem abstrakten Gedanken in ein sehr reales Erlebnis, mehr noch, in eine andere Geschichte, eine fremde Welt, auch wenn vom eigenen Bewusstsein zumindest so viel erhalten bleibt, dass einem das Traumhafte daran klar ist.«
(David Foster Wallace, die Seele ist kein Hammerwerk)
14. April 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»Manchmal dient ein Tag nur dazu, die Zeit zusammenzuhalten.«
(Henry D. Thoreau, Tagebuch I)
12. April 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»… ich freute mich über die unverhoffte Sorge … sie war in einem guten Zustand, dem Verkäufer war ihr Wert sicher nicht bewusst gewesen, sonst hätte er sie uns nicht einfach zu der abgenutzten Trauer eines jungen Dichters dazugegeben, noch mehr aber freute ich mich darüber dass es sich um eine existentielle Sorge handelte, professionell gearbeitet mit höchst präzisen und wundervollen Details versehen … als ich sie zu benutzen begann wurde die Schlaflosigkeit zu meiner täglichen Gefährtin … «
(Ghayath Almadhoun, ein Raubtier namens Mittelmeer)
6. April 18
· Autor: admini · Kategorie: Bücherregal, Zitatsammlung
»… ich habe nie aufgehört, ein Jahr alt zu sein, es sind nur ständig Jahre dazugekommen. Jemand rempelt mich an. Meine Gedanken wirbeln auf und setzen ich dann wieder, in leicht veränderter Anordnung. Das ist nicht nur schlecht. Wenn die Dinge ein bisschen durcheinandergeraten sind, können neue Zusammenhänge entstehen.«
(Satu Taskinen, Kinder)