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thoreauvian ::: sich selbst verzetteln

»jetzt dienen die besten Kunstwerke vergleichsweise nur dazu, den Geist zu verzetteln, denn sie selbst stellen flüchtige und verkrampfte, keine freien und absoluten Gedanken dar.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

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thoreauvian ::: sich selbst zerstreuen

»Flint’s Point … ein Spaziergang zu ihm hin auf Indianerpfaden durch den Wald ist sommers wie winters eine angenehme Zerstreuung.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

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thoreauvian ::: sich selbst wie zwirn auswerfen

»Reden ist etwas ganz eigentümliches. — Die häufigste Reaktion, wenn Männer oder Frauen zusammenkommen, ist Reden … Diese Eigentümlichkeit des Menschengeschlechts kann als erwiesen gelten …

… Ich habe es bisweilen erlebt, wie ein zielgerichtetes Schweigen bedrohliche und unangenehme Leute in die Flucht geschlagen hat. Man sitzt sinnend da, als wäre man wieder in der weiten Natur. – Das können sie nicht ertragen … so viel Menschheit ringsum gegenüber einem, der keine Verkleidung hat – nicht einmal in der Rede! …

… Manchmal erwartet mein Freund ein paar Sätze von mir … meint er habe seine Meinungen abgeliefert und nun sei ich an der Reihe …

… die Menschen tun manchmal so als könnten sie sich selbst vom Ende der Zunge als Zwirnstücke auswerfen.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

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streumen ::: sich federn weben

»… war himmel, war boden, wir beide darauf, dazwischen flogen die vögel im schwarm, hoben auf, was uns festhielt, und senkten sich wieder, … wob jeder an maschen aus eigenen federn, zog seinen teil eines netztes herauf, zu schützen uns vorm fall in den himmel der dunkelgrau war, weit weg und so starr …«

(Ulrike Almut Sandig, Streumen)

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pratchett ::: sich in flora und fauna kennen

Granny gibt ein Sprichwort mit einem Nilpferd zum Besten. Esk will wissen was das ist. »Nilpferd? – eine Art Dachs, sagte Granny. Man gelangte nicht in den Ruf, sich in Flora und Fauna bestens auszukennen, wenn man Wissenslücken eingestand.«

(Terry Pratchett, Licht der Phantasie)

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thoreauvian ::: sich selbst hüten

»Heutzutage hüten sich die Schafe meistenteils selbst.«

(Henry D. Thoreau, Tagebuch II)

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Pessoa–de Campos ::: selbst sein und andere(s) sein

»Keine Epoche vermittelt ihre Empfindsamkeit einer anderen … nur ihre Einsicht in diese Empfindsamkeit. Mittels unserer Empfindsamkeit sind wir wir selbst. Mittels unserer Einsicht sind wir andere. Diese Einsicht fächert uns auf; und durch das was uns auffächert, überleben wir. Jede Epoche liefert den nachfolgenden nur das, was sie nicht war … Ein Gott im heidnischen Sinne, mit anderen Worten, ein wahrer Gott, ist nicht mehr als die Einsicht die ein Lebewesen in sich selbst hat …

… sich verstellen heißt sich kennen.«

(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, Ambiente, in: Poesie und Prosa)

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Pessoa–de Campos ::: sich selbst synthesieren

»… dass ein jeder von uns eine Ansammlung subsidiärer Psychismen ist, eine verfehlte Synthese von Zell-Seelen.«

(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, Ultimatum, in: Poesie und Prosa)

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thoreauvian ::: sich selbst überblicken

»Wir … haben kein vorausblickendes Gedächtnis – sondern wir leben, als sei es unmöglich, uns jemals selbst zu überblicken.«

(Henry D. Thoreau, Abschriften 1840–1842, in: Tagebuch II)

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thoreauvian ::: wieder thorough | sich selbst beantworten | literanatur

»Jedes Werk von großer Autorität und Genialität schiene in unserer Vorstellungskraft den gesamten Raum zu durchdringen und zu durchfluten.«

Im Verstehen was das Lesesehnen nach Thoreau entstehen lässt, beantwortet Hr. Thoreau sich selbst. Es geschieht in Werken, die das Selbst durchfluten; sie füllen es an, und aus. Verbinden sich mit dem Selbst, und sind danach nicht mehr zweifelsfrei davon zu unterscheiden, und schon gar nicht mehr daraus zu lösen.

»Sein Geist, gleichsam ein feinerer Äther, zöge zusammen mit den vorherrschenden Winden eines Landes dahin – und verliehe den Wiesen und den Tiefen des Walds einen neuen Glanz und umspülte die Heidelbeeren auf den Hügeln, wie manchmal ein zarter Einfluss am Himmel in Wellen über die Felder strömt und an einem unsichtbaren Strand in der Luft zu branden scheint. Er würde die Morgen- und die Abendstunden zubringen – und alle Dinge würden ihn bestärken. Als ich mich in die Wälder aufmache, überlege ich, ein Buch mitzunehmen, dessen Verfasser sich dort auskennt – dessen Sätze meinen Gedanken in nichts nachstehen und sie weiterführen werden – oder mir menschliches Leben zeigen, das selbst dann noch am Horizont glänzt, wenn die Hügel die Stadt schon verdecken. Doch ich kann niemanden finden, keiner will so weit voransegeln, in die Bucht der Natur wie mein Denken – sie bleiben zu Hause – Als ich die Wälder erreiche, rascheln ihre dünnen Blätter in meinen Fingern. Sie sind klar und deutlich und nicht von einem Lichtschein oder Dunst umgeben. Die Natur liegt weit und heiter hinter ihnen allen.

Ich würde gerne auf den großen und gelassenen Satz stoßen, der sich nur darin offenbart, dass er groß ist, den ich selbst mit meinem größten Scharfsinn nie durchdringen kann und hinter den ich nicht gelange – weiter als der Himmel selbst – den kein Verstand erfassen kann. Ihm sollte eine Art Leben und Zucken gegeben sein; unter seiner Rinde sollte auf immer eine Art Blut kreisen, das seinem Aussehen Frische verleiht.«

(Henry D. Thoreau, Abschriften 1840–1842, in: Tagebuch II)

… und findet das eine als gegenseitige Metapher in dem anderen. Naturaes Bruder. Literaturs Schwester. Das Denken hüpft begeistert um das eine wie es um das andere kreist und aus beiden hervorgeht.

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Pessoa–de Campos ::: sich selbst auskippen

»… Zufallsgedanken, wie aus einem umgekippten Eimer …«

(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, … wie an Tagen, in: Poesie und Prosa)

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Neuvel ::: sich selbst anordnen

»Sie sind eine sehr komplexe, Ehrfurcht gebietende Anordnung von Materie, die bei Zimmertemperatur stabil ist.«

(Sylvain Neuvel, Giants)

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Pessoa–de Campos ::: sich selbst vergessen

Lissabon, mit seinen Häusern, und seiner Farbenvielfalt. »Monoton in seiner Buntheit, so wie mein vieles Fühlen nur Denken provoziert … [nachts im Bett] … in der unnützen Geistesklarheit des Nicht-schlafen-Könnens … [möchte sich etwas vorstellen, doch es scheint immer wieder etwas anderes auf, weil er von Müdigkeit übermannt wird] … und mit der Müdigkeit auch ein wenig Traum … [möchte mit seiner Phantasie zu ausgedehnten Palmenhainen] … doch sehe ich, auf einer Art Innenseite meiner Lider, nur Lissabon mit seinen Häusern, ihrer Farbenvielfalt [*] … [doch, lächeln, wenn er so liegt, wirkt es in seiner Monotonie bunt]

… und da ich bin, schlafe ich ein und vergesse, dass ich existiere …« während Lissabon mit seinen farbenvielen Häusern bleibt.

(Fernando Pessoa/Àlvaro de Campos, Lissabon, in: Poesie und Prosa)

* was einem auch in Porto ohne weiteres geschehen kann

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Traumthesen ::: sich selbst verpassen

»Wir können keinen Standpunkt einnehmen, der nicht jeden anderen Standpunkt verleugnet, den wir auch hätten einnehmen können. Jeder Sonnenaufgang ist ein Traum, den wir verpassen. Durch jede Reise unseres Lebens verlieren wir genauso viel Lebenszeit, die wir gemütlich zu Hause hätten verbringen können. Erst wenn wir den fortwährenden Verlust akzeptieren, sind wir in der Lage alles andere zu akzeptieren.«

(Joseph Fink & Jeffrey Cranor, Der lächelnde Gott)

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pratchett ::: sich selbst beantworten

»Man denke nur an den berühmten Philosophen Ly Tin Weedle, dem jemand während eines Festes die Frage stellte: Was machst Du denn hier? Die Antwort dauerte drei Jahre.«

(Terry Pratchett, Das Licht der Phantasie)

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