Kreisen an den Marmelanden

Al Gharb, der Westen, äußerster Westen. Küstenlandstrich der Strandvielfalt.

Umklüftete Ministrände und meilenlange Sandstriche im Dünenangesicht der Ostsee, Dünenkäfer, Muscheln, Algen, Steine, hie ein kleines Watt mit Krabben, da anstürmende meterhohe Wellen die milchig im Sonnenlicht leuchten und den Horizont mit Sprühdunst vernebeln.

Landstrich trockener Macchiagewächse auf roter Erde.

Agaven, Norfolk-Tannen und in der Luft erhitzter Duft nach frisch gekochter Erdbeermarmelade, oder im Abend dahinsiechender Nichtfrischfischschwaden, die sich von den Hafenstädten übers seicht im Wasser stehende Land ausbreiten.

Städte und Orte mit Monkey Island-piratisch anmutenden Hafenvierteln, und mit kleinen weiß- bis cremefarbenen Steinhäusern, flachen Dächern, Kaminen und Verzierungen, im Wechsel mit maurisch bunt befliesten Häusern durchsetzt.

Durchsetzt mit Festungen die von ferner Vergangenheit am Rande der Welt künden. Im weißen Stil sich auftürmende Ferienfestungen die von der Gegenwart erzählen, und teils schon in der Zeit zerstaubt wirkende Neubaugebiete, die sich zu hohen Minimetropolenlinien auftürmen, die von Landstraßen und Autobahn aus glimmend im Abendlicht bewundert werden. Und in der anderen Richtung unmerklich in eng parzellierte weite Salatanbauebenen übergehen, die abends im sich absenkenden Dämmerlicht abgeerntet werden.

Allein die ziellos darin umherfahrenden Autos von verirrten Touristen stören den beschaulich ruhigen Anblick, der die Sehnsucht weckt als gothikeinsamer Held darin umherzustreifen.

Al Gharb, Fantasyland.

Salzfelder, Obstbaumfelder und ockerfarbene Klippen am Strand, über denen die Möwen ihre Kreise ziehen, sich vom Wind tragen lassen bis sie von einer Bö abgleiten oder gegen den Felsen getrieben werden. Dann emsig gegen den Wind anflatternd bis ihnen das Element Luft wieder dienbar ist.

Und wie die Möwen, so kreisen auch wir, getrieben vom Kreisverkehr, getragen von Hinweisschildern gen Strand oder gen sagenhafter Nekropole, doch in der Nähe der gesuchten Objekte brechen die Hinweisschilder jedesmal flautig ab, allein die Kreisel bleiben und treiben uns weiter ab ins Nichts, bis uns das Element Straßenhinweisbeschilderung wieder gesonnen ist, bis zu den Stränden, bis ins hügelige Hinterland.

Korkeichen und Medronho. Bei Wahl zwischen durchdringenden Erdbeermarmeladengeruch und Erdbeerschnaps werde ich ab nun auf ewig den Marmeladenduft wählen, denn Medronho ist nichts für Nichtportugiesen.

Mehr Bilder aus Marmelanden.

Und auf den Steilküsten ewiger, nervenziehender Wind, überall orchestral betäubendes Gezirpe, und ganz weit am äußersten Landzipfel im Westen ein nicht einsamer Bratwurststand, der den Helden als Gral ihrer Bemühungen winkt.

7 Kommentare
  1. whity · July 30, 2009 @ 18:15

    toll, besonders die erdigen Farben der Fotos gefallen mir. Es sieht auch verdammt arabisch aus da!

  2. admini · July 30, 2009 @ 19:50

    Jaja. Erde gabs jede Menge dort. Fands auch sehr arabisch, bzw. arabisch-maurisch, denn: die Araber haben erst nordafrikanische Gebiete erobert, und sind dann mit Maurenheeren nach Iberia weitergestürmt. So oder so ähnlich stands im Reiseführer.

    Und: es sieht zwar schon sehr maurisch dort aus, aber wohl nichts im Vergleich zu Andalusien, da sich dort die arabisch-maurische Erobererriege gescharrt hat, um mächtig pompös zu schalten und walten. Südportugal war da wohl nur ein links liegen (Achtung: liegt im Westen, und Westen liegt bekanntlich? Hihe) gelassener Vorposten.

    Dadurch wirkts aber auch angenehm und nicht zu übertrieben verschnörkselt. Mehr so zweckgebunden.

    Soviel zur Lehre heute. :-)

  3. Tine · July 31, 2009 @ 12:40

    Kann mich nur anschließen. Sind wirklich wunderbare stimmungsvolle Bilder geworden!! Und alles lädt dazu ein, den Urlaub im Herbst in diese Richtung zu lenken…von Barcelona bis zur Algarve schafft man doch in ein paar Stunden, nich`? ;)Ganz LG.

  4. Tine · July 31, 2009 @ 12:44

    Oh da fällt mir ein: WO WAR MONIIII???

  5. admini · July 31, 2009 @ 13:31

    Na klar schafft man das. Allerdings ist die Gegend um Barelona rum ja auch nicht so schlecht, und bestimmt um einiges grüner ;-) Und da ich schon lange nicht mehr in Barcelona war, bin ich ja jetzt schon ganz vorfreudig auf Deine Bilder von dieser Alleshatstadt.

    Ja Moni war ein bisschen trotzig. Sie meinte wenn Du nicht mitkommst hat sie auch keine Lust ^^ :-D
    Den nächsten Urlaub müssen wir wirklich wieder zusammen hinbekommen. Lass Dir ja nicht einfallen Deine Arbeit alsbald wieder zu wechseln um eine weitere Urlaubsblockade rauszuschinden, ja?

  6. kathaki · July 31, 2009 @ 17:35

    Moni hat auf jedenfall gefehlt :-)
    Sehr schöne Bilder. Da fängt das Fernweh ganz schön an zu drücken. Die gefliesten Häuschen, der Strand, das Meer, die Sonne. Naja, ich darf nächste Woche ein bisschen Schnuppern. Das exotische Lothringen ruft. Leider ohne Strand und Meer. Aber ich hoffe trotzdem auf wilde Abenteuer und eine ordentliche Portion Entspannung.

  7. admini · August 1, 2009 @ 13:09

    Das exotische Lothringen? Wo ist das Elsaß hin verschwunden? Ohne klingt es in der Tat wie das verwegenste Reiseziel schlechthin. Es tönt nach Mittelalter, Reiten durch Wälder in Kutten, und … äh … Hanuta?

    Bin sehr gespannt auf die Abenteuerberichte die dann an Michas Geburtstag zum besten geben wirst!

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