Me And My Drummer ::: Enno Bunger | 7.02.13 | Werk II

Vor beinahe einem Jahr waren Me and My Drummer als Vorband von Einar Stray im UT Connewitz zu sehen, und haben die Wände vor der Welt klangweit werden lassen. Diesmal sind sie und Enno Bunger im Rahmen der TV noir Konzertabende im Werk II zu Gast, es wurde bestuhlt und wohlig geheizt, schließlich soll ein Hauch Wohnzimmer die Veranstaltungsreihe begleiten. Die Ruhe, der Zauber, das Glück und die leichte Konzentration in der man der Musik von Me and My Drummer folgen kann sind vom letzten Konzert noch fühlbar bekannt, und so tapst man ohne Neugier nur entspannt durch die dunklen endlosen Wohnzimmerklappstuhlreihen um aufmerksam zu genießen, wieder bereit ins Schwärmen zu geraten, nur eine kleine Neugier stietzt in der Ecke.

Enno Bunger beginnt den Abend. Sein E-Piano erinnert im schönen Klang an Einar Strays, oh Freude, Klavier. Seine Stimme wie ein Ruf aus der Vergangenheit in der man viel Kante und Kettkar hörte. Im Klang und in der von den anderen Instrumenten abgesetzten Platzierung. Zwischen ihm und Me and My Drummer kann so ein Abend in einer Wohnhalle gerne dahinplätschern. Während seines Spiels sitzen Me and My Drummer auf dem Sofa, so wie sie es nun wohl schon seit Abenden tun, und man verfällt in Gedanken, wie es sein mag, Abend für Abend auf demselben Sofa, wie ein Deja Vu, dieselben Stücke der begleitenden Band zu hören. Ein bisschen wie Kirchgang?

Die Anfangslieder von Me and My Drummer sind sehr synthberauscht, wieder ergeben die 80er auf einmal einen Sinn, als Vorbereitung, mit Me and My Drummer könnte man die Musik der 80er lieben lernen. Die Tastenklänge in den Synthstücken sind leider im Vergleich zur Stimme etwas zu laut, damals im UT, da schwebte die Stimme zart und unzerberechlich darüber, und dieser gefühlte Abstand, Piano unten, Stimme weit darüber schwebend, hatte etwas wunderschönes, entrücktes. Jetzt ist es mehr als würde die Stimme in den Tönen schwimmen … wenn auch nicht untergehen, und nicht weniger spannend zu verfolgen. Ein weiterer Unterschied. Der Gesang der Sängerin wirkte letztes Mal sehr weich und beseelt, diesmal ist er kantiger, energischer, dabei nicht weniger atemberaubend. Jede Operndiva könnte damit in die Flucht geschlagen werden, in einem langen italienisch üppigen, für Flucht ungeeignetem, Kostüm bestimmt ein heiterer trippelnder Anblick.

Wenn zwei so fugendicht zusammen passende Künstlergruppen zusammen auf der Bühne stehen, werden bestimmte gemeinsame Eigenheiten, Spezialitäten der Künstler besonders deutlich. Sowohl Enno Bunger als auch Me and My Drummer sind Meister und wohl auch Liebhaber der schlagartigen Liedenden. Im Kopf geht das Lied weiter bevor man merkt, dass nach dem letzten Ton aber in Wirklichkeit kein weiterer folgte. Als würde ein Herz plötzlich still stehen. Nicht so sehr wie bei einem Lebewesen, mehr wie bei Aufziehpuppen.

Weiteres gemeinsames Talent, die Wandelbarkeit und die Spielfreude des Ausprobierens. Es werden viele verschiedene Pianoklänge durchgespielt, Enno Bunger loopt sich ein, zweimal, und Me and My Drummer scherzt in gespielt selbstironischer Manierlichkeit darüber verschiedene Lieder heute in Variationen zu spielen, ein Lied solle heute nicht in Synthie Pop sondern in Piano Pop wiedergegeben werden. Bahnbrechend.

Zwei besondere Momente. Da war dieses eine Lied von Enno Bunger. Etwas mit Weltall, Schweben, darin und darüber seine weich und ausartikuliert erzählende Stimme, Lebensschau, wie man … im letzten Augenblick … noch versucht Kraft dafür zu finden, es tut mir leid zu sagen. Und bei einem anderen Lied schrafft der Drummer gaaaaanz langsam mit seinem hölzernen Drumstick auf der bronzefarbenen Highhatzimbel entlang, dann auf der Zweiten, wieder auf der Ersten. Ein sagenhaft faszinierendes Geräusch.

Im weiten musikalischen Kosmos gibt es natürlich nicht nur tragende weitreichende Schwebetöne und plätschernde Pianoläufe. Enno Bunger gibt einen Einblick in sein nächstes musikalisches Projekt und Ego. Ennowar. Da gibt es auch den Drang etwas urgewaltig Unergründliches auszuspielen. Woran man auch als Hörender nach langer doch relativer Entspannung seine wuchtige Freude hat. Ebenso schlägt die Sängerin von Me and My Drummer einmal auf bereitstehenden Trommeln ein, mit der gleichen Energie die oben die Opernsängerin sanft zur Flucht animiert hat. Von diesen kleinen Stehtrommeln geht etwas ungemein anziehendes aus. Unmittelbar ertappt man sich dabei wie man diese Trommeln im eigenen Wohnzimmer visualisiert.

Die allerletzte Zugabe wird gemeinsam gegeben. Selbststolz stellt Enno Bunger sich und die zwei anderen männlichen Beteiligten auf der Bühne als dreiköpfigen Eunuchenchor vor, der das Publikum stützend durch die sakral hochliegende Zeile »all we need is magic« begleitet. Im Vordergrund sitzt die Sängerin diesmal an der Gitarre. Kurze Irritationen aufgrund des vermeintlich zu leisen Monitors werden schnell mit der Selbstnotiz »ach, die Tante hört schlecht« beigelegt. Und dann …

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