Einar Stray Orchestra | 1.10.14 | UT Connewitz

Vier von Stray treten auf der Bühne vor, bis die Zehenspitzen die Bühnenkante berühren, und im Saal wird es still, Stille, gefolgt vom vibrierenden Untersummen das das Stück For the Country begleitet. Ein Stück dessen Magie egal wie oft gehört, live erlebt oder im Kopf erklungen nie schwächer wird … wir sind wieder [I | II | III] im Land von Stray.

Einem Land durch das meist eine klangleicht ausgelassen tänzelnde Grundmelodie weht, das aber in blinselnder Schnelle in düsteren, beklemmenden Farben verdunkeln kann, allein in einem wirklich tiefen, wirklich nachtdunklen Wald, oder sich langsam verdreht, sommerschwer drückender wird, bis sich alles in einem gewaltigen Tosen entlädt, um ebenso unvorhersehbar wie das aus allen Saiteninstrumenten, den Tasten, dem Schlagzeug und Effektgeräten zusammengebrodelte, kaum mehr wahrnehmbar orchestrierte Klanggewitter über den kleinen Raum hereingebrochen ist, wieder in eine leichte, arglose, verspielte, auf den Streichinstrumenten gezupfte oder flirrenden Tasten herumtollende Melodie zurückzufinden. Und dann gibt es natürlich noch die kurzen stillen Pausen, in denen nur sehr sachte wenige Pianonoten erklingen, oder aus denen sich der einsam bestehende Klang der Violine oder des Cellos erhebt. Doch der nächste abrupte Stimmungsumschwung lauert, liegt spürbar schwer auf den die Zukunft erwartenden Sinnen.

Vor allem die Stücke des zweiten Albums zeichnen sich durch diese verstörende Dusterfärbung aus, während auf dem ersten Album der Wahnsinn meist einfach in voller Kraft wild um sich griff und riß und zerrte, werden nun subtil bedrückende Atmosphären aufgeschichtet, in die sich interessante Klackerklänge eines Drum Pad mischen. Mysteriös. Nachdenklich. Krause Schwermut. Umspielt von unbedingter Lebensfreude, wie besonders deutlich im Stück Honey. Dem Stück in dem gegen Ende eine Mouse über die Tasten läuft, und eine weitere neue Nuance im Land von Stray ausgemacht wird. Jazztastenläufe wie bei Mouse on the Keys oder Portico Quartett (vor allem bei Trachymachos).

Zwischen den Liedern erklärend plänkelnde Geschichten Einars. Wie von dem Brief den er an Gott schrieb, aber nie absendete. Wohin auch? Und aus dem der Song Envelope wurde.

Vor Chiaroscuro ein kurzer allein stehender Pianoeinschub, einfach so. Ein im Werden begriffenes Stück? Eine Variation aus dem was kommt? Wie bei den letzten Konzerten geschieht eigentlich zu viel um alles im Detail aufnehmen zu können. Es funkelt, blitzt, braust und berührt an so vielen Stellen, wie bei an den Strand heranspülenden Wellen in die man sich ein Stück weit hineinbegibt, in Kontakt mit einem anderen Medium, dass eine ganze Welt umspannt. Ganz im Erlebnis des Jetzt. Dann weicht es zurück. Man ist wieder im Land der vertreichenden Zeit, doch das Gefühl des Erlebnisses hält an, auch wenn die Details verblassen.

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