PGI ::: wöchentlicher Arbeitsbericht: schwarzer Plantagendonnerstag

Es ist Donnerstag morgen. Ich befinde mich gerade im Flur als ich aus Richtung der Plantage ein fallendes Geräusch höre. Eilend erreiche ich die Plantage gerade rechtzeitig um mit so kummervollem wie machtlosen Entsetzen zu sehen wie alle neun Lycopersianer, sich an ihren klettenartig beblätternden Ästchen haltend, von den Fensterbänken und den anderen erhöhten Plattformen in einem wilden Dominoreigen gemeinschaftlich in die Tiefe springen und ineinanderfallen.

!

Es ist der bislang schwärzeste Tag in der langen und meist so erfolgsfrohen Geschichte meiner Plantage.

Es schien ihnen wohl eine gute Idee zu sein, geboren aus jugendlichem Überschwang und Freude über den endlich anbrechenden Sommer, doch nun wo sie in ihrem verhedderten Haufen, etwa 4 qm Boden bedeckend, liegen, wirken sie doch etwas reumütig.

Nach stundenlangem Entheddern, Aufrichten und Abschneiden zahlloser abgeknickter oder für die Unbalanciertheit meiner kleinen grünen Freunde verantwortlichen Äste, die meist dicht mit zukünftigem Ertrag behangen sind, bietet sich ein tieftrauriger Anblick. Jeder einzelne Lycopersianer nur noch ein Schatten seiner einstigen grünen Selbst. Sie wirken alle noch wie unter Schock.

Doch durch die kürzliche und gar nicht genug zu würdigende Entdeckung im frei improviserenden Feldversuch meines geschätzten Kollegen und Institutsleiters A. schimmert etwas Hoffnung hindurch. Auch Lycopersianer haben die Fähigkeit aus abgebrochenen Ästen neu Wurzeln auszutreiben, wenn man sie in Wasser stellt. Neubeginn und Weiterreifung scheinen greifbar. Die Plantage wird zu neuer Pracht erblühen!

… zur Plantage

4 Kommentare
  1. Flo · July 8, 2015 @ 00:28

    Aus eigener empirischer Feldforschung lässt sich in Bezug auf die suizidalen und weiteren selbstverletzenden bzw. überaus leicht fremd zu verletzenden Tendenzen jener umnachteten Schattengewächse feststellen: Man möge sie änlich behandeln wie andere kleine und sensible Wesen, sollten sie abermals den Weg in den Abgrund finden und sich erneut Blessuren und dererlei Ähnliches zuziehen, hilft auch schon mal ein kleines Bärchenpflaster. Besser aber: einfach (möchtegern-)professionel mit ausreichend Tape ummanteln. Sehr zur Belustigung einiger selbsernannter Experten, deren Gelächter aber alsbald verstummen dürfte. Solange die Triebe und Gliedmaßen nicht vollständig amputiert wurden, funktioniert dies tatsächlich verblüffend gut, das Gewächs vertägt doch so einiges, hauptsache die Bruchstelle trocknet nicht vollständig aus und es gibt keine Angriffsfläche für Pilze und Bakterien. Godsped you green mistress!

  2. admini · July 24, 2015 @ 19:11

    Haben Sie beseelten Dank für Aufmunterung, Zuspruch und dem Teilhaben lassen an Ihren Erfahrungen! Das mit dem Tape kann ich mir sehr gut vorstellen, ich habe selbst festgestellt dass ein kleiner Knick nicht so wild ist, wenn man ihn wieder annähernd gerade schient.

    Pilze und Bakterien hat das Unglück meiner kleinen grünen Freunde – Bless the Lord – nicht angezogen, doch musste ich heute entsetzt feststellen dass ein gülden schimmernder Überzug auf vielen Blättern mit anderen Worten “Spinnmilbenbefall” genannt werden kann.

    Etwas ist jedoch höchst erstaunlich. Mir wurde berichtet dass es aufgrund der altvorderen Versionsnummer meiner Wordpresssoftware nicht mehr möglich sei auf dieser Seite zu kommentieren. Ich selbst konnte mich im Selbstversuch davon überzeugen. Wie konnten Sie sich an der umgehungsdichten Sicherheitsblockade vorbeischleichen?

  3. Flo · July 24, 2015 @ 21:10

    Dies kann ich Euch, zu meiner Schande muss ich gestehen, nicht restlos befriedigend erklären. Mag sein, dass es daran liegt, dass ich ganz gerne mal Realitäten nicht akzeptiere? Mir ist jedoch weder etwas derartiges aufgefallen, noch hab ich (bewusst) etwas halbseidenes oder illegales veranstaltet. Die Wege des Herrn sind unergründlich, vielleicht sollte mein Kommentar einfach erscheinen, ungeachtet dessen, ob dies überhaupt möglich ist. Im Prinzip nichts weiter als das Eintreten eines zufälligen unwahrscheinlichen Zustands.

  4. admini · July 26, 2015 @ 20:24

    Fürwahr, so war es wohl, und zum Wohle, geschehen. Quantenfluktuative Einwirkungen, ggf. durch eine höhere Wesenheit. Nichtsdestominder hochinteressant.

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