Nick Hudson ::: Toby Driver ::: Radare | 12.03.16 | Tipi

nicht in der black lodge. im tipi.

die black lodge ist kein ort in unserer wirklichkeit.
menschen in einem raum den es nicht gibt.

Ein Nachmittag in lustigem Grau. Samma eh aus Wien zu Besuch. Der Hafen. Grafik. Huhu. Hi. Ton. Backstein. Das Wort Posthipster wird geprägt. Postdylan. Postbote. Plagwitz. Fotokabine. Digger Barnes ernstzunehmendes Antlitz von plakatierten Häusermauern. Und danach eh ins Zest. granny smith sweetpotato fritter / sorrel sour cream / chipotlé tofu [spicy] / grilled guacamole . port wine tofu pakoras / sundried tomato polenta roulade / baked eggplant cream and marsala reduction / cima di rapa in kalamansi garlic butter . hazelnut rosemary loaf / caramelized onion and brandy cream / king oyster mushroom ragout with sansho pepper / salad out of baked »la ratte« potatoes and baby carrots, avocado oil, basil and lime . Schnecken. Raspelzunge. Laufen. Kreuzung. Autos. Straßenbahn. Wird eh Zeit. Abgeholt. Eh wieder Plagwitz.

Unser Informant ist ein blinder Bär. Wir folgen seinen Hinweisen. Nach kurzem orientierungslos verlorenem Treiben finden wir schließlich den Zugang ins Tipi. Das kleine Rechteck des Tipis wird durch einen farbprächtigen Teppich und zwei holzwirkenden Metallpfosten eingesäumt. In das Tipi wurden zwei Schlagzeugsets gepfercht, Tasten, ein Stuhl, gerade so. Orgel, eh eng. Die Verständigung zweier Menschen in derselben Sprache beruht, abgesehen vom Gesagten, auf dem Vorgang des Hörens, und der darauffolgenden Verarbeitung des Gehörten im Gehirn. Das störungsfreie Funktionieren dieses komplexen Zusammenspiels bei der Vielzahl an plastischen Synapsenverbindungen is eh Wunder. Zumal wenn es sich um nicht wahrnehmbar verschlüsselnde Sprecher handelt.

Menschen in einem Raum der um das Tipi liegt bemühen sich um Vernebelung. Nick Hudson fädelt sich und seine e-Gitarre auf den Stuhl in das Tipi. Eine wohltuende Stimme liegt auf ebenso wohltuendem dunklem Gitarrenklang, der den ganzen Raum in und außerhalb des Teppichs ausfühlt. Postbowie. Postmorrissey. Nick Drake. Rufus Wainwright. Namen wabern wachgerufen durch die Gedanken und können natürlich Herrn Hudson nicht füllen. Das kann nur er selbst. Wörter um Leben und Vergehen die sich durch die Stücke und die Stimme schlängeln, halbbenebelt und bezaubert verfolgt. In jedem Moment glänzt etwas Besonderes. Die Stimme federt zwischen erzählendem Gesang, weiten Bögen, Vehemenz und verwehenden Obertönen so leicht hin und und her, wie die Stimmung zwischen heiter und melancholisch gleitet. Gesangs- und Gitarrenpart dabei immer in spannendem Kontrast verwoben. Nicht erahnbar bleibt freilich bis zum zu hause Hören der Territories of Dissent dass dieser Abend mit Gitarre nur einen winzigstkleinen Ausschnitt aus dem Kosmos Herrn Hudsons birgt, und in welchem galaktischen Wahnsinn dieser funkeln kann.

Toby Driver und Schlagzeuger beglücken als erstes durch vermitteltes Abgleiten des Gesangs in sensationelle Schieflagen, über ein Bett aus wenigen Schlagzeugklängen und Gitarrenanschlägen gelegt. Verändern den Musikstil von Stück zu Stück. Stakkatierender Einklang aus Schlagzeug und Gitarre. Ein geschwinder schrammelnder Flug wie Brace/Choir in Trance durch endlos gleiche Zeit dunkler Hinterhöfe, in denen ein Hund sein Königreich regiert.

Radare gehen (noch) eine Spur mehr aus sich heraus als Bohren & the Club of Gore. Mitnichten ungestümer. Durchaus kontrolliert laufen die ruhsam aufgebauten Einzelklänge aus einem Klarinettenruf, weit in der Zeit versetztem Schlagzeugtakt, oder plötzlich von irgendwo herabperlenden glockenhellen Tastenklängen und Posaunengesang in dichten von e-Gitarre vollmundig unterschrammelten Lärm über. In zwei Liedern die Anklänge aus den Gitarren wie Logh. Das Unterholzwabern aus Twin Peaks. Stimmung in einer spätnächtigen Bar mit Plüschsesseln. Die Spitze des Drum Stick mehrmals über ein Hi Hat gezogen gibt einen zimbelnd hellaufquietschenden lebenden Klang den man, könnte man es, ohne weiteres den ganzen Tag verzückt immer wieder aufs neue in die Welt rufen würde.

»Das letzte Stück könnte im Nebel heißen, heißt aber Damsel in Distress«. Wiesbaden. Mühlheim. Eh klar.

Und danach eh Shitwife. Oder zwei Uhr eh z’spät? Popohopster. Bobos. Undercut. Baba. Danke. Schee wars.

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