Jimmy Eat World | 3.06.18 | Conne Island

winterliches Glitzern in frühem Sommerhoch*

Unweit zurückreichende Nostalgie, viel Menschen, viel Klima, viel Bass. Letzterer vielleicht die Feinheiten der Lieder, vor allem die Gesangslinien etwas überspülend, aber das Besondere an Jimmy Eat World dringt auch durch den Bassnebel. Die verspielte, außerordentliche, mitunter minimalistische Klarheit ihrer Kompositionen, der Klang der Saiten, Motive die abgebrochen werden, um sich kurze Zeit später, nach griffigem Gitarrentumult, wieder in veränderter Weise einzufinden, der mehrstimmige in hymnische Empathie schwingende Gesang, hereinbrechender akzentuierter, schwer eingängiger Krach und zartere Weisen die sich nicht so sehr abwechseln sondern ineinander verfädeln, verdichten, Komplexität die klingt als wäre nichts leichter, darüber gebreitet, die Weite jugendlichen Seins, popsüß romantisch, energiegeladen, übergutgelaunt, ausbrechend, emo-ptimistisches Lebensgefühl, Zuversicht zusprechend, erzieherische Maßnahmen in den Zwischengesprächen mit dem Publikum, mehr Zeit, weniger fu*** phones, es scheint niemand hier ist jemals wirklich älter geworden, schon gar nicht um gut zwanzig Jahre, die Beziehung zwischen Fan und ausgefüllte Vorbildrolle steht so solide, wie etwas nur stehen kann wenn jeder daran festhalten will, es noch einmal leben, sei es für einen Abend, so einfach, das Damals, so scheint es im Jetzt, (so leicht wurde man pathetisch, damals!), die Linien klar, der Weg nicht wichtig, sondern nur das Sein im Moment … und in all dem verschwimmend das so traurige Hear You Me. Erfahrung, Weisheit, etwas nach vorn gerichtetes Nachdenkliches das in jedem ihrer Stücke enthalten ist. All das was den Jimmy Eat World ganz eigenen Drive bestimmt, der durch ihre Stücke fließt, ihr Jizz, schweben durch den überfüllten Saal, über die in der Mitte das Saalklima ignorierende Wahnsinnigen die mit gereckten Armen wild auf und abspringen, bis an die Seitenränder. Glück und Staunen wie der eine übergroße Song immer von noch einem Weiteren gefolgt wird, eine schier endlos scheinende Kette an schimmernden Perlen. Und darin eine neue in blau gehüllte schwarzlochschwere Perle aus Postrock, deren Namen vergessen ist, doch die Hoffnung dass man sie wiederfindet besteht.

Und hier die blaue Perle …

Und hier das Damals …

Und hier Jim-Adkins-Style-Meta …

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* wobei sich winterliches Glitzern wohl mehr auf den Alben als live ausbreitet, für das Konzert nur antizipiert gefühlt wurde, in wenigen Momenten aufleuchtete

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