Kaizers Orchestra |15.04.08 | Postbahnhof

Benny erzählt. Auf einem Kaizers Konzert das er in München besucht hatte. Auch hier hatte der Sänger das Publikum dirigiert. Es singt Sha la la la la la laaa, la lalala lala la (Bak et Halleluja). Erst die linke Seite. Er senkt die linke Hand, hebt die Rechte. Die rechte Seite singt. Er gestikuliert entsprechend um die Lautsärke zu steuern. Anschwellen. Leiser werden. Verstummen. Wieder einsetzen. Linke Seite des Auditoriums. Rechte Seite. Zusammen. Anschwellen und auf einmal fängt er die Stimmen ein. In seinen Händen. Und die Menge verstummt, hat keine Stimme mehr. Der Gesang in des Sängers Händen gefangen. Er steckt ihn in die Hosentasche. Ein Lied später holt er den Publikumgesangsball wieder hervor und wirft ihn in die Menge wie beim Bowling. Das Sha la la la la la laaa, la lalala lala la ist wieder befreit und wird gesungen. Wie eine Brandung.

… Auf dem Passauer Pfingstopenair 06 war das auch so, nur ich hatte es vergessen. Zuviel was auf einem Kaizers-Konzert geschieht um alles zu erfassen und abzuspeichern.

In die Tasche gesteckt wurde der Berliner Publikumsgesang gestern nicht. Das Konzert war trotzdem sehr kaizerlich.

Der Herren Kaizers Uniform: Anzug. Schwarz. Weißes Hemd. Schwarze Krawatte. Der Schlagzeuger erinnert wiesoviele seiner Zunft an das Tier. Er sitzt nur noch in seinem weißen Feinrippunterhemd an seinem Schlagwerk, aber die Krawatte baumelt noch vom Hals.
Gitarristen und Sänger schlagen mit Brecheisen gegen die Ölfässer, oder springen darauf, springen auf den Fässern auf und ab wie wütende Comicfiguren oder trampeln mit einem Fuß den Rhythmus weiter.
Mr. Gasmaske am Piano – geschmückt mit entzückendem Oma-Stehlämpchen. Also das Piano. Nicht Mr. Gasmaske – ist Mr. 250 percent. Der Rest der Band gibt genausoviel. Und das Publikum wird integriert. Wird eingeladen dem Gitarristen einen Drink zu spendieren. Darf den kürzesten Gipsysong mitstoppen (1:40) und das Uhrwerk das in der Band tickt prüfen. Und es tickt richtig. Das Lied endet nach einer 10-sekündigen Pause. Nur noch 2 Ausrufe gibt es zu tätigen. Im genau richtigen Moment, kurz vor der 1:40-Marke. Der Show zuliebe zählt der Sänger noch runter; Hielp meg. Hielp. Meg! Waren es 1:40? Ja. Der Sänger freut sich.
Und die Band albert herum und das Publikum wird regiert. Arme heben. Klatschen. Stimme heben. Und immer wenn es soweit angelernt ist, dass es von allein weitersingt, minutenlang, dann setzt sich Janove Ottesen mit angezogenen Beinen auf sein Faß und lauscht. Glücklich. Gerührt. Stolz. Ein Mann der erschöpft und daher zufrieden sein Tagwerk betrachtet. Überwältigt zu sehen was der Kaizers Musik dem Publikum bedeutet, was sie dem Publikum gibt, dass ihnen die Melodien in fremder Sprache entgegensingt.

Tusen Takk!

Und heute Abend [*]. Isis. Konsert to i en uke …

[*] geschrieben am 16.04.08

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