mars ::: mythologische linsen

»der Mars war leer, ehe wir kamen. Das soll nicht heißen dort wäre niemals etwas geschehen.« … Beschreibung von landschaftbildenden Vorgängen. Gewaltige geologische, besser: areologische, Besonderheiten der Oberfläche … »aber all das war in mineralischer Bewusstseinslosigkeit geschehen und wurde von niemandem beobachtet. Es gab keine Zeugen – mit Ausnahme von uns, die wir von dem benachbarten Planeten aus zuschauten, und das erst im letzten Moment seiner langen Geschichte. Wir sind das ganze Bewusstsein das der Planet je besaß.« … Bedeutung des Mars für die Menschheit, ein Stern der sich nicht wie andere bewegt, als wollte er etwas mitteilen. Erste Bezeichnungen für ihn … Nirgal, Mangala, Auqakuh, Harmakhis … »Sie klingen so als wären sie noch älter als die uralten Sprachen in denen sie vorkommen, als wären es fossile Wörter aus der Eiszeit oder noch früher.« … weiter in der Beobachtung, Teleskope, die Geschichte mit den Kanälen, die Sonden Mariner und Viking, »und so entfaltete sich vor unseren Augen eine neue Welt, eine Welt die niemand auch nur erahnt hatte.« … Beweise für Leben hat man nie gefunden, aber es sind Geschichten aufgeblüht um diese Lücke zu füllen … »genauso wie zu Lowells oder Homers Zeiten oder der der Höhlenmenschen und Bewohnern der Savannen.« … Geschichten von Mikrofossilien die durch unsere Bioorganismen vernichtet wurden. Erste Andeutungen zum großen Mann, und die kleinen roten Männchen. »Diese Geschichten werden erzählt, um einen lebenden Mars zu schaffen oder ihn wieder mit Leben zu erfüllen. Denn wir sind immer noch die Wesen, die die Eiszeit überlebt haben, die voll Staunen zum Nachthimmel aufgeschaut und sich Geschichten erzählt haben. Und der Mars hat nie aufgehört das zu sein, was er für uns von Anbeginn an gewesen ist – ein großes Zeichen, ein großes Symbol, eine große Macht. Und so sind wir hierhergekommen. Er war eine Macht, jetzt ist er ein Ort.« → setzt die Mythen der frühen Menschheit nivellierend in Kontext zu den Mythen unserer moderneren Menschheit, nivellierend hinsichtlich Überlegenheit, wir haben uns eigentlich nie verändert. Das was uns bewegt und bestimmt, wie wir Dinge versuchen zu erfassen und zu lenken und in einen größeren Sinn einzubinden indem wir Geschichten erzählen. → die Themen des Romans klingen alle an, Mythen, Gesellschaft, Geschichte, Wissenschaft …

… Und John steht da und behauptet sie wären hierhergekommen um was neues zu tun, und hätten alle irdischen Differenzen beigelegt. Denn in der neuen Welt wären sie irrelevant. »Ja, er meinte das alles wörtlich. Seine Version vom Mars war eine Linse, die alles verzerrte was er sah, wie eine Art Religion.« → wie jeder für alles eine Linse anwendet

(Kim Stanley Robinson, Roter Mars)

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