Ein brüderliches Geburtstagsgeschenk wird als Buddhas Kuh fürs Büro ikonisiert

Unsere Büros sollten schöner werden. Daher hat die Geschäftsführung jedem Raum Geld, das es in Ziergegenstände umzusetzen galt, zur Verfügung gestellt. Unsere damalige Zimmergemeinschaft lies sich von der wahnwitzigen Idee überzeugen, Leinwände und Farbe anzuschaffen. Mit ein bisschen Farbe beklatscht sähe jede Leinwand wie ein Kunstwerk aus. Die Leinwandstruktur allein adele es dazu. Da ließe sich gar nichts falsch machen. Das wäre flugs geschehen.

Das war in etwa letzten September und seitdem sind die Splittergruppen unserer damaligen Zimmergemeinschaft stolze Besitzer sehr hübscher weißer Leinwandkunstwerke. Doch gestern wurde in einer für meine Malbegriffe Akkordaktion das erste kleine Leinwandquadrat bepinselt — an nur einem Nachmittag! –, das ich morgen mit ins Büro zu nehmen gedenke.

Ich fühle mich ganz stolzer Erschaffer — obwohl ich ganz objektiv die vielen Schwächen erkenne. Wieder einmal die Erfahrung machen musste, dass das im Kopf perfekt stehende, strahlende Bild nie so auf Leinwand zu bannen ist, wie man es doch im Geiste vor sich sieht. Selbst das bloße Abmalen eines Gegenstandes eine Kunst ist, bei der man den Kopf vor denjenigen die sie beherrschen gar nicht genug neigen kann. Und ich auch weiß, dass ich eigentlich die Farbschichten im Hintergrund noch oftmals überpinseln müsste, damit sie fein schließend decken würden. Doch wenn ich weiter daran rumpinsele, nie zufrieden, nie loslassen könnend, wird es Buddhas Kuh nie ins Büro schaffen.

Selbst eingedenk all dieser Tatsachen bin ich doch einfach glücklich wenn ich mir davor meditierend den herrlich prallrunden Buddhabauch besehe, und könnte mich minutenlang darüber und über den Gesichtsausdruck der Kuh beömmeln.

4 Kommentare
  1. whity · March 13, 2009 @ 22:43

    Sofort beim Betrachten des Werkes fühlte ich mich an die fotorealistische Malerei Robert Cottingham’s erinnert. Schier unglaublich, wie das Gemalte noch realistischer als die Wirklichkeit perzipiert zu werden vermag. Punktuell hätte ich sicherlich nicht Unrecht, nähme ich das Wort Manierismus in den Mund. Obschon diese revolutionäre Vermischung existierender Stile, vom Über-Realismus hin zum Überzeichneten, nicht vom eigentlichen Kern ablenken darf: Wir sind Zeugen einer Revolution innerhalb Kunstwelt. Ähnlich dem Erdrutsch, den Dylan 1966 mit “Like a Rolling Stone” in der Musik lostrat, ist auch in der bildenden Kunst die Zeit für einen Urknall gekommen, der unseren Blick auf die Kunst, die Welt und alles Essentielle verändern wird. Es ist ein mächtiger Knall, ein gewaltiges Rumoren und und wir wissen noch nicht in welche Richtung er uns auf lange Sicht führen wird. Einzig die Lettern des Namens sollten ab jetzt in keinem Lexikon mehr fehlen: Monika Riepl.

  2. admini · March 14, 2009 @ 12:20

    … Künstlerin freut sich, wenngleich sie nun erstmal mit dem ergoogeln der ihr gänzlich unbekannten Begriffe, die der werte Kritiker sich zu verwenden befleissigt, beschäftigt sein wird. Zweifelsohne ist dem kennenden Auge die Intention des Werks weitaus klarer, als sie es der Künstlerin je sein wird, die doch tatsächlich dachte nur eine kitschige Plastikfigur abgemalt zu haben. …

    Oder anders ausgedrückt: diese Rezension stellt das rezensierte Werk doch weit in den Schatten. Ich verneige mich tief in meinen erheiterten Tag hinein :-D

    Die Lettern allein gilt es noch zu ändern. So wie Orang Utan Klaus kein Name für eine Katze ist, …
    ;-)

    Höre übrigens in letzter Zeit die myspace Radiohead Seite wieder und wieder. Dank für andauernde Anpreisung. Finds toll. Bis der Gesang einsetzt erinnert 15 Step übrigens mal wieder an die Digital Ash. Ansonsten natürlich ganz eigenständig, -willig, -triebig.

  3. Kathaki · March 18, 2009 @ 21:26

    Oh wie wunderschön. Mein nicht wenig kunstkennericshes Auge ist hingerissen, ob solcher Schönheit.
    Und endlich hast du den ewigen Spekulationen, was wohl die weißen Wände zieren wird, ein Ende bereitet. Und ich kann dir sagen, wirklich niemand hatte in diese Richtung gedacht.
    Nur 2 Fragen bleiben offen: Hängt den das Seelenbild von Herrn Odyssee 77 auch schon? Was hat Radiohead mitd er Kuh zu tun? :-)

  4. admini · March 18, 2009 @ 23:10

    Das Seelenbild ist auf jeden Fall ein toller Titel für das Kunstwerk des Herrn Odyssee77. Nur leider leider ziert es noch nicht die bürolichen Wände. :-(

    Was hat Radiohead mit der Kuh zu tun? Mmmmh. Das überlege ich mir noch. Es wir bestimmt eine Verbindung geben.

    http://ireland.cowparade.com/cow/detail/1793

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