Aktuelle Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum | Melodien für Millionen | großes Amusement auch für kleine lustige Leute

Im Zeitgeschichtlichen Forum läuft gerade die Ausstellung Melodien für Millionen und ich möchte eine Nichtverpassen-Empfehlung für alle, die in Leipzig wohnen, oder jene, die zu Besuch kommen könnten, aussprechen, so wie mir diese Empfehlung ausgesprochen wart.

Der Text auf eben verlinkter Seite stellt das — meiner bescheidenen Meinung nach — Kernstück der Ausstellung zwar etwas in den Schatten, und verschweigt das geheime Highlight (Wintermode für Twens mit Vicky) völlig, aber als erster Eindruck mag er ganz hilfreich sein.

Kernstück sind die Plattentische, auf denen man iPod-mäßig aus diversen Singles aus den Jahren 1900 bis ~1990 auswählen kann, die in einem 3-D dargestellten Kreis gruppiert sind, an dem durch Berührung des Bildschirms weitergedreht werden kann. Ein Patscher oder zaghaftes Fingertippen auf den Touch-Screen aktiviert die angepatschte Platte und sie schwebt auf dem Bildschirm ins Zentrum des Plattenkreises um sodann abgespielt zu werden. Besonders wenn man zu dritt an dem etwa 1 m breiten Tisch steht, kann das zu einem sehr hübschen Reaktionsspiel einschließlich Bockigkeit, Mennös und pitscht-Du-mein-Lied-weg-dann-hau-ich-Deins-davon werden.

Und hier findet man neben den fast zum Gähnen bekannten Comedian Harmonists dann auch so Perlen wie »Du hast dich heute nicht rasiert …« (sonst wär heut mehr passiert, oder so ähnlich; von Evelyn Künnecke), das Schlumpflied, von den blauen Bergen kommen wir, Pinguin-Mambo, Moskau, Wenn Du denkst Du denkst dann denkst Du nur Du denkst, Du die Wanne ist voll, Griechischer Wein, Resi ich hol Dich …, und viele viele Lieder die man beim Anhören sofort erkennt, und wie die spärliche Aufzählung zeigt, leider genauso schnell wieder vergißt bzw. verdrängt.

Doch nicht nur die Musik (die kleinere Mitmenschen leider nur wahrnehmen können, wenn sie sich auf Zehenspitzen stellen und den Kopf mit einem Ohr nach oben drehen um dieses gen Decke zu spreizen, da die Lautsprecher weit, weit über den Plattentischen schweben) ergreift. Auch die alterwürdigen Plattengestaltung, samt alten Labelnamen und putzigen Ausdrücken (»elektrische Tonaufnahme«) erwecken einem das Damals für einen kurzen, herrlich schwelgenden Moment.

Als Gegenpol zum in weiter Deckenferne angebrachten Lautsprechersystem, sind die Monitore mit Filmausschnitten, von denen auf einem Vicky in frecher Wintermode zu beobachten ist, auf Augenhöhe angebracht. O-Ton:

»Dieser [extrem gemusterte] Hausanzug ist sehr privat. Aber ich werde ihn [mich auf dem ebenfalls gemustertem Sofa räkelnd] tragen wenn ich meine Freunde zu mir nach Hause einlade.«

(Gesprochen in dieser sehr eigentümlichen, nasalen, quietschig-naiven 60er-Modulation).

Nichtzuletzt ist der Aufzug in den dritten Stock (natürlich wahlweise auch in den zweiten oder vierten) aufgrund seiner zwei sich gegenüberliegenden Wandspiegel sehr zu empfehlen, auch wenn er nicht unmittelbarer Teil der Ausstellung ist. 2 sich gegenüberliegende Wandspiegel, Sie verstehen?

noch Kommentarlos

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