Scumbucket | 11.10.10 | Moritzbastei

Wie hineingespült unser Weg, auf einer Woge vom italienischem System-Essen mit Sandrina und Araldo in die Veranstaltungstonne treibend, einer spanienaffin Liednamen vergebenden Band entgegen. Vor der schwer verriegelnden Pforte zur Tonne kurz vom anschwappenden Lärm abprallend. Kurzes Zögern. Hinein.

Das Konzert ist schon lange da, so wie man im menschlichen Leben — selbst bei über Einzelleben hinausgreifender Sicht — auch nur selten an ein Meer kommt das gerade erst glucksend vollläuft. Es ist laut. Der Geräuschanblick offenkundig zu weit, endlos bis zum Horizont für den ersten Moment. Man muss sich erst fassen. Es ist … laut.

Zu Anfang, als man noch nicht hören kann, bleibt einem nur sich am sich irrsinnig freuenden Anblick des Schlagzeugers zu erfreuen. Immer weiter ausmedusierende Bart- und Haarsträhnen hypnotisieren und umschlingen den Geist, während Er immerzu vor Trommelfreude jauchzend, hin und wieder den Kopf ekstatisch zurückwirft und die Augen verdreht … bis ins Gischtweiße.

Erörterungen über Lautstärke finden sich auch hier. Doch diese Lautstärke ist eine Andere. Sie ist in aushaltend hohem Pegel. Sie ist eine Herausforderung an den Gehörapparat des Lauschenden. Und so wird sich langsam durch konzentriertes Hören aus dem anfänglichen Geräusch-Mahlstrom in dem der Klang eher mau durch dringt, ein erkennbares Muster herausbilden, das sich in die Ohren einbrennt. Werden sich nach und nach Einzelfeinheiten herausschälen …

… die von überall gehörten Gitarrenrockbausteine kommen zum Einsatz, klassische Schlagzeug- oder Gitarrenabfolgen, doch darin und darüber liegt etwas. Erhabene Momente im Liedlauf die auch die Musik von Blackmail auszeichnen. Wenn sich Töne wie Geister über die darunterliegende Musik aufschwingen und das bisschen mehr ausmachen, aus dem Musik von Blackmail oder Scumbucket geformt ist. Dazwischen Elemente die einen unerwartet treffen und faszinieren. Langgedrückte Space- und Sphärenklänge aus dem Keyboard, oder ein Spuckschloß-Orgeln, das durchaus die Erinnerung trügen könnte. Sie bilden einen neuen Untergrund, wandeln den Scumbucketsound, eine Verjüngungskur aus sich selbst heraus. Dann wieder krachendes Geschrammel, das wiederum von weiten Männerchören aufgefedert wird.

Mit jeder neuen Welle werden neue Einzelheiten angeschwemmt, hörbar, bis einem die Verarbeitung der Lautstärke zum Normalsten der Welt geworden ist, eine erweiterte Natur.

Ist diese Evolutionsstufe überschritten wird es Zeit zu Staunen. Zeit für das ein oder andere ehrfürchtige Wow. Ehrfurcht vor der Instrumentenbeherrschung und Kompositionsleistung. In den 1 bis 1,5 Liedern vor der Zugabe breitet sich das Staunen aus wie ein Ozean. Es schwappt in einem wie von Gezeitenkräften hin und hergezogen bis es beinahe quält. Das Stück endet nicht, es läuft von einem Instrument zum anderen über und zurück, nimmt sich die Zeit die für die Schöpfung eines kleineren Universums benötigt wird, von Gitarren und Gesang zur Magie zwischen Schlagzeughämmern und Keyboardsphären, es wird dicht gewoben, das Schlagzeug trommelt sich immer mehr ein, die Saiteninstrumente folgen, und alles wird immer schneller, immer schneller, immer schneller …

… ohne Ende. Wie das Meer.

Lautstärketip: Breeze

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