Fotorunde ::: mittagswald/abendwald Apr 21

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mars ::: mythologische linsen

»der Mars war leer, ehe wir kamen. Das soll nicht heißen dort wäre niemals etwas geschehen.« … Beschreibung von landschaftbildenden Vorgängen. Gewaltige geologische, besser: areologische, Besonderheiten der Oberfläche … »aber all das war in mineralischer Bewusstseinslosigkeit geschehen und wurde von niemandem beobachtet. Es gab keine Zeugen – mit Ausnahme von uns, die wir von dem benachbarten Planeten aus zuschauten, und das erst im letzten Moment seiner langen Geschichte. Wir sind das ganze Bewusstsein das der Planet je besaß.« … Bedeutung des Mars für die Menschheit, ein Stern der sich nicht wie andere bewegt, als wollte er etwas mitteilen. Erste Bezeichnungen für ihn … Nirgal, Mangala, Auqakuh, Harmakhis … »Sie klingen so als wären sie noch älter als die uralten Sprachen in denen sie vorkommen, als wären es fossile Wörter aus der Eiszeit oder noch früher.« … weiter in der Beobachtung, Teleskope, die Geschichte mit den Kanälen, die Sonden Mariner und Viking, »und so entfaltete sich vor unseren Augen eine neue Welt, eine Welt die niemand auch nur erahnt hatte.« … Beweise für Leben hat man nie gefunden, aber es sind Geschichten aufgeblüht um diese Lücke zu füllen … »genauso wie zu Lowells oder Homers Zeiten oder der der Höhlenmenschen und Bewohnern der Savannen.« … Geschichten von Mikrofossilien die durch unsere Bioorganismen vernichtet wurden. Erste Andeutungen zum großen Mann, und die kleinen roten Männchen. »Diese Geschichten werden erzählt, um einen lebenden Mars zu schaffen oder ihn wieder mit Leben zu erfüllen. Denn wir sind immer noch die Wesen, die die Eiszeit überlebt haben, die voll Staunen zum Nachthimmel aufgeschaut und sich Geschichten erzählt haben. Und der Mars hat nie aufgehört das zu sein, was er für uns von Anbeginn an gewesen ist – ein großes Zeichen, ein großes Symbol, eine große Macht. Und so sind wir hierhergekommen. Er war eine Macht, jetzt ist er ein Ort.« → setzt die Mythen der frühen Menschheit nivellierend in Kontext zu den Mythen unserer moderneren Menschheit, nivellierend hinsichtlich Überlegenheit, wir haben uns eigentlich nie verändert. Das was uns bewegt und bestimmt, wie wir Dinge versuchen zu erfassen und zu lenken und in einen größeren Sinn einzubinden indem wir Geschichten erzählen. → die Themen des Romans klingen alle an, Mythen, Gesellschaft, Geschichte, Wissenschaft …

… Und John steht da und behauptet sie wären hierhergekommen um was neues zu tun, und hätten alle irdischen Differenzen beigelegt. Denn in der neuen Welt wären sie irrelevant. »Ja, er meinte das alles wörtlich. Seine Version vom Mars war eine Linse, die alles verzerrte was er sah, wie eine Art Religion.« → wie jeder für alles eine Linse anwendet

(Kim Stanley Robinson, Roter Mars)

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Fotorunde ::: Parkblühen Apr 21

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knausgård ::: strutse-taktikken

»det har tre leveregler: kommer det et kosteskraft som er høyere enn meg, står jeg stille. Blir jeg truet, stikker jeg hodet i sanden. Setter noen en sekk over hodet mitt, tror jeg verden forsvinner og at jeg ikke lenger finnes – det er jo dine leveregler du snakker om – ja. Hvorfor tror du jeg nevner det? Men det er fascinerende også, er det ikke? Den er en så gammel skapning. Den har jo ikke bruk for noen større hjerne, den har alltid klart seg bra. – dine fascinasjoner kan du ha for deg selv. – … men når det gjelder deg, har du ikke mye glede av strutse-taktikken din lenger. Du blir jo sett overalt nå når boken din kommer. Du kommer til å bli en struts uten sand.«

(Karl Ove Knausgård, Min Kamp 6)

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Fotorunde ::: frühleing Apr 21

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southern reach ::: dinge in schatten aus licht

… Gespräch mit Cheney, hat ihn gefragt ob er manchmal komische Dinge in Southern Reach gesehen hätte. »Genau, es sind die hohen Decken nicht wahr? Führt dazu dass man Dinge sieht, die nicht da sind. Führt dazu dass die Dinge die man sieht wie andere Dinge aussehen. Ein Vogel kann eine Fledermaus sein. Eine Fledermaus kann eine schwebende Plastiktüte sein. Der Lauf der Dinge. Dinge sehen aus wie andere Dinge. Vogel-Blätter. Fledermaus-Vögel. Schatten aus Licht. Identische Klänge die aber bedeutungsvoller erscheinen. Scheinen nie verschieden zu sein, wohin auch immer man kommt.«

(Jeff VanderMeer, Southern Reach II)

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southern reach ::: kormorane, schattierungen

»Aber sosehr sich der Raum in solchen Momenten zu weiten schien, da waren nur Möwen und Pelikane, Kormorane und, hoch oben, etwas, das vielleicht ein Albatros sein mochte. Nur die kabbeligen Wellen und ein weit entferntes Nebelhorn und die matten Konturen von näheren und entfernteren Booten.« … die Landschaft immer kälter und karger, fühlt sich wie eine Befreiung, als wäre Area X »nichts anderes als ein Klima, eine Vegetationsart, ein schlichtes Terroir, obwohl er wusste dass das nicht stimmte. So viele Grautöne und -schattierungen – das Grau das vom Himmel strahlte, ein ständiges und endloses Grau, und völlig lautlos. Das gefleckte matte Grau des Wassers, vor dem Regen, gebrochen von den Kringeln der kleinen Welle, das Grau des Regens selbst, die Stacheln und das Kräuseln auf der Oberfläche des Ozeans. Das Silbergrau der richtigen Wellen weiter draußen … das Grau von etwas Großem und Schwerfälligem das unter ihm hindurchschwamm und das Boot anzuheben schien, als er versuchte, es in diesen Momenten still und motorlos gleiten zu lassen, sodass er den Atem anhielt; das Leben zu nah am Traum, um wieder auszuatmen. Er verstand warum die Biologin an diesem Teil der Welt Gefallen fand, wie man sich hier auf Hunderte Arten verlieren konnte. Wie man hier sogar ein ganz anderer werden konnte, als den man sich sah. Während der Stunden der Suche kamen seine Gedanken zur Ruhe. Die verzweifelte Sucht zu analysieren, den Tag und die Woche zu atomisieren, fiel von ihm ab …« … wie man sich in allen Landschaften verlieren kann

(Jeff VanderMeer, Southern Reach II)

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satz ::: modell sitzen

… Modell sitzen für die Büste von Rodin. »ich könnte jetzt im Wald sitzen und komponieren. Oder im Kaffeehaus und denken.«

(Robert Seethaler, der letzte Satz)

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Fotorunde ::: Südwald Mar 21

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thoreauvian ::: sich selbst überfluten

»unsere entzückten Zustände die so geringe Frucht zu erbringen scheinen, haben zumindest folgenden Wert: Mögen wir auch in den Zeiten wenn unser Genius herrscht, keine Kraft zum Ausdruck haben, so kommt doch in den ruhigeren Zeiten, wenn unser Talent aktiv ist, die Erinnerung an diese seltenen Stimmungen um unser Bild zu färben, und ist sozusagen der beständige Farbtopf, in den wir unseren Pinsel tauchen. … nähern uns unweigerlich einer Erfahrung unendlicher Schönheit die uns befähigt stets getreulich zu übertreiben. … Augenblicke der Eingebung sind nicht verloren … ihre Wahrheit schlägt sich nieder und in kühleren Augenblicken können wir sie als Farbe benutzen …« (die Metapher schwemmt ihn davon) » … wenn der Augenblick kommt verleihen sie dem Schriftsteller einen gewissen Überfluss an Reichtum und bewirken dass sein Ausdruck sich selbst überflutet.« (sagte ichs nicht?)

(Henry D. Thoreau, Tagebuch III)

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Fotorunde ::: hvite teppet

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mars ::: schwarz/weiß, schneefarben

»der Schnee machte jede Nacht schimmernd und unruhig … es schneite. Obwohl es noch früh am Morgen war, war es schon trübe. Wind peitschte durch das Chaos und wirbelte die Nebelschwaden über das zerklüftete Land … Landschaft war in eine Million kleiner Klippen, Löcher, Mesas, Grate und Piks aufgebrochen … alles wirbelt in Sicht und wieder fort, wenn Ballen und Schleier aus Schnee vorbeigetrieben wurden. Dann hörte der Schneefall auf. Der Wind legte sich. Die schwarzen Vertikalen und weißen Horizontalen gaben der Welt ein ungewöhnliches Aussehen, und die Landschaft glühte als ob Licht durch den Schnee auf die Unterseiten der dunklen niedrigen Wolken strömen würde. Alles war scharf und deutlich, wie in Glas gefasst. … Wolken im Westen schimmerten wie Perlmutt, das einzige Anzeichen an diesem trüben Tag dafür, dass die Sonne sich senkte … hinter den Wolken war die Sonne untergegangen und das Licht entschwand aus dem leeren Land.«

(Kim Stanley Robinson, Roter Mars)

… nicht lange her & hin

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fuchs ::: diffusion, maßstäbe, ruhe

»… die Mathematik – und das ist schließlich der Maßstab (denn so steht es in den Direktiven) – unterscheidet nicht zwischen »ein wenig unordentlich« und »sehr unordentlich« … seine Gedanken werden mutlos und philosophisch. Bohrend und philosophisch. Dunkel und philosophisch. Beziehungsweise: Eigentlich nicht sonderlich philosophisch. Eher und nur wie bei jedem seiner Artgenossen und Kollegen: in ihrer Verstiegenheit trist. Beziehungsweise: durch ihre Kompromisslosigkeit tragisch. Beziehungsweise: tragisch würde ja heißen, dass man durch seine Bemühungen sein eigentliches Ziel untergräbt. Aber das ist hier nicht der Fall. Der Agent und sein Ziel sind deckungsgleich …

… Beziehungsweise, das denkt er natürlich alles nicht. Er denkt gar nichts. Diese Gedanken schweben ihm aber vielleicht über der Gehirnhaut, wie ein niemals endender, weil niemals richtig ausbrechender Schauer. Etwas das viel älter ist als sein uraltes Gehirn … ein ich hinter dem ich. Eine Sehnsucht. … dieses Gefühl niemals einen rettenden Ort zu erreichen – da im eigenen Inneren. Und trotzdem niemals aufhören zu können, danach zu suchen … dieses Gefühl ist identitätsstiftend … im All irrend wie ein Mensch im Wald bei Nacht.

Kurze Diffusion … ein sehnsuchtsvoller Gedanke … der Nullpunkt – die ideale Prosa der Wirklichkeit. Keine Entropie, denkt er vielleicht … und ein religiöser Schauer überkommt ihn. … es gibt ihn: den Moment absoluter Ruhe. An dem das Universum monolithisch wird. Der Ort an dem die Sprache des Universum klar und eindeutig ist. An dem die Waage austariert ist. Die Sehnsucht der Trilliarden Agenten die täglich in der Achsenzone mit einer ungestalten und chaotischen Welt zu kämpfen haben …«

(Nis-Momme Stockmann, der Fuchs)

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satz ::: im Raum schwingen

»… mit einem leisen Staunen dachte Mahler an diese Zeit. Wie jung er damals war. Es kam ihm vor, als läge das alles ein Leben lag zurück. Man schlägt einen Ton an, und der schwingt dann weiter im Raum. Und trägt doch schon das Ende in sich.«

(Robert Seethaler, der letzte Satz)

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Fotorunde ::: park & sjø, wellenlicht

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