Botanisieren ::: mml. ruderaler Feuerahorn …

… genießt neugewonnene Aussicht und herbstliches Abendlicht.

Bis weiterer Wuchs mehr Klarheit bringen mag, habe ich beschlossen von allen Bestimmungsmöglichkeiten des während der Expedition Leuschner & Laue zugelaufenen kleinen Zöglings die Unwahrscheinlichste zu wählen, und zwar die des in Mittel-, Nord-China, Mandschurei und Japan heimischen Feuer-Ahorns (Acer tataricum subsp. ginnala), auch wenn, auch wenn!, die nachgewachsenen Blätter mitnichten mehr diese zauberhafte Rostrottönung aufweisen.

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PGI | ein Zitat über das Sammeln

»Gesammelt haben Menschen schon immer. Ist es ein Relikt aus unserer Zeit als Jäger und Sammler? Das Bedürfnis Ordnung ins Chaos zu bringen? Oder schlicht der Wunsch, etwas zu haben und zu behalten? Für manche schrieb der Evolutionstheoretiker Stephen Jay Gould, ›ist die Sammelleidenschaft eine Ganztagsbeschäftigung, eine Art seliger Wahn‹.«

(Jeremy Berlin in NG 2014 01, Neues Wissen aus alten Vitrinen)

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Xiu Xiu plays the music of Twin Peaks | 1.10.15 | Die Nato

… the gum you like is coming back in style …

Twin Peaks naht. Es nähert sich durch das Wiedererblühen der heimischen Orchidee Phalaenopsis, durch das nächtliche Ambiente unserer Unterbringung in Mataelpino, voller Nadelbäume, die Gebäude scheinen alle aus demselben Holz wie das Real Great Northern Hotel, der Ortseingang wird von einem beeindruckenden Ortsschriftmonument geziert, und die Nacht hat diese besondere Konsistenz aus der die Log-Lady spricht und der Ruf einer Eule im Ohr wiederhallt. Es nähert sich durch die imposante Norfolktanne in Noja, die vor einem renovierungsgerüsteten kleinen Palacio steht. Und es nähert sich durch Xiu Xiu plays the music of Twin Peaks. Die dritte Staffel rückt nah.

Die Treppe. Der Deckenventilator.

Minutenlang gibt es nichts als das auf der Leinwand, und ein beinahe unter der auditiven Wahrnehmung liegendes dumpfes, fächerndes, waberndes Geräusch. Dann betreten Xiu Xiu die Bühne, ein metallischelektronischer Herzschlag wird an einem Gerät eingestellt und schließlich vom wunderbar klaren hellen Klang des Vibraphons, den klassischen Tönen der meist so sanft wie der Hauch des Namens Angelo Badalamenti gedrückten Tasten des Pianos, nicht näher identifizierten Störgeräuschfetzen, wuchtigen und distinkten Schlagzeugeinsätzen und dem ewig jung klingenden 50er-Sound der Gitarre umringt.

Das Set ist so variationsreich und dabei so durchdringend wie die Atmosphäre und Charaktere von Twin Peaks. Augenblicke die beinahe still zu stehen scheinen wechseln mit von einer wie entfesselt wirkenden Band dargebotenem hochflirrendem und kreischenden Hard Core, vermischen sich mit mal sacht schwebender und dann imposant donnernder Klassik am Piano, Blues und Jazz mit das Innere nervös verzerrenden, aus tiefer Kehle mystisch wabernden Gesangsdarbietungen von Jamie Stewart. Das alles ist durchsetzt von … in einem dunkel im Wald liegenden Eisenbahnwagon … geschmiedeten Geräuschsequenzen, und plötzlich scheppernd gewittrigen Schlägen auf die allen drei Xiu Xiu-Mitgliedern immer bereitstehenden High-Hats, dazwischen Phasen der Stille, der leise beruhigende doch unheilverkündende brummende Ton beim Blick in die Wälder.

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PGI | Communiqué an Instituts-Leitung | bedeutender wissenschaftsgeschichtlicher & literarischer Fund

Herr Kollege!

ich bin auf einen bedeutenden wissenschaftsgeschichtlichen Fund gestoßen. Die Schrift Gedanken zur Tektonik Spaniens von Rudolf Staub (Als Manuskript eingegangen am 4. August 1926). Ich bedauere zutiefst dass unsere Sprache der Wissenschaft im Verlauf der letzten hundert Jahre so gewaltig an Ausdruckskraft verloren hat, wie es am zauberhaft malerischen Sprachgebrauch Staubs nur allzu deutlich wie schmerzlich offenbar wird.

Welch gewaltigen Reigen Rudolf Staub auf der Bühne Spaniens zur Inszenierung bringt. Vor allem das Bild von Gebirgszügen die freudig in den Ozean hineinziehen scheint ihn sehr gefesselt zu haben, es wird auf beinahe jeder Seite in neuen kräftigen Farbnuancen der Sprache zu Papier gebracht; Gebirge scheinen ihm ähnlich fidel und mobil wie uns die Zugvögel, nur allzu verständlich, benötigen sie doch nur den Wimpernschlag von wenigen hundert Millionen Jahren für ihre kurzweiligen Wanderungen.

Die Schrift kann auf der Website der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
eingesehen werden: Gedanken zur Tektonik Spaniens

Sie beginnt mit den ergreifenden Worten:

Kein anderes Land Europas enthüllt dem Geologen einen solch unerschöpflichen Reichtum des Baues, eine derart wechselvolle Struktur, wie die iberische Halbinsel Spaniens und Portugals. Als wollte sich das mediterrane Gebirgssystem vor seinem Niedersinken in den Ozean noch einmal zu seiner ganzen fundamentalen Grösse erheben, raffen sich im Meridian von Spanien und Marokko die alpinen Elemente Eurasiens noch einmal enger zusammen und erreichen in hohen Ketten das Meer.

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PGI Expeditionsbericht & Trivialnotizen | España del Norte | 18. bis 28. September

Keine Postkarten! Keine Bilder.

Vorbemerkungen & Nebenbedingungen

Höchsterfreut und mit hochgeehrtem Gefühl, wenn auch nicht vollkommen ohne Nebengedanken – wie sie in einem freizt.-wissenschaftl. ausgerichtetem Team bei der Aussicht sich in einen fernen Landstrich zu begeben nicht ausbleiben können — folgten die Mitglieder des PGI der Einladung des Don Martín und seiner Miss Pili um auf ihrem eigens zu diesem Zweck gemietetem Anwesen Finca Almantigua im nördlich von Madrid gelegenen Mataelpino ein berauschendes Fest de la boda zu begehen.

Die anschließende Expedition al Norte ist abschließend betrachtet als ausnehmend erfolgreich zu bezeichnen. Nicht nur der Verlauf der Expedition war voll aufregender Entdeckungen. Jeder der Teilnehmer hat weiterhin vielfältige Anregungen für weitere Forschungsthemen zurück in das Institut genommen.

Die Spannung gipfelte für die Berichterstattende persönlich in einem Ereignis nach der Rückkehr in das traute PGI Wald, das für die gesamte Expedition rückwirkende, dokumentarische aber auch psychoemotionale Konsequenzen von noch nicht ganz erfassbarem Ausmaß hat. Dem Datenverlust sämtlichen Bild- und Filmmaterials durch einen Hardwarefehler der externen Festplatte.

Die Untersuchung des Umgangs mit diesem — für jemanden der sich in substanzloser Abhängigkeit zum Medium Photographie befindet — katastrophalen Ereignis an eigener Person erfüllt mich mit aussichtsreicher Vorfreude. Gibt es schon seit langem in meinem Kopf die Galerie der verpassten Bilder, derjenigen, bei denen man nicht im rechten Moment bereit war, auf den Auslöser zu drücken, so ist diese nun zigtausendfach durch die verlorenen Bilder bereichert, die zwar mit nie erlahmendem Eifer festgehalten wurden, nun aber so unwiederbringlich verschwunden sind, wie alles was auf der Leinwand des Sandes durch den Wechsel von Flut und Ebbe hinweggewischt wird. Nur in der eigenen Erinnerung leuchten sie noch in strahlendem Pixelglanz.*

Als weitere zu berücksichtigende Variable für den Forschungsaufenthalt an der spanischen Nordküste ist zu nennen, dass das Langzeitexperiment T.H.E.O.prac (Theoretical investigations in Homo sapiens Evolutionary processes based on an Own child Practical background) beträchtliche Ressourcen, vor allem bei den als Papá?! und Mamá! bezeichneten PGI-Mitarbeitern, erforderte. Doch dies liegt schließlich in der Natur von Langzeitexperimenten und war von vornherein eingeplant. Zudem ergaben sich interessante Querverbindungen des Langzeitexperiments mit den Begebenheiten vor Ort.

Der Aufenthalt stand weiterhin unter dem die Ortswahrnehmung und Neugier beflügelnden Einfluss des eigens für die Reise erworbenen Buches »Die seltsamsten Orte der Welt« von Alastair Bonnet, in dem der Autor sich aus einem psychosozial-geographischen, oft auch philosophischen Blickwinkel den kuriosesten Orten unseres Planeten widmet. Schon das erste Kapitel »Verlorengegangene Orte« scheint wie ein tröstender Spiegel zu den verlorengegangenen Bildern. Fängt der Autor den Zauber der wundersamsten Orte der Erde wie durch ein Vergrößerungsglas durch seine Sichtweise auf sie und seine Beschreibungen ein, so will auch eine jede Photographie den Zauber eines Ortes und eines Moments einfangen, um sie aus dem vergehendem Fluss der Zeit zu bewahren. Diesem Vorgang liegt etwas Magisches inne.

* man beachte hierzu die Wortherleitung in der Wikipedia: aus altgriechisch φῶς phōs, im Genitiv: φωτός photós, »Licht« und γράφειν graphein »schreiben, malen«, also »malen mit Licht«

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Botanisieren ::: auf dem alpiner Steig

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Fotorunde ::: Regensburg, schau ums Rathaus (friend’s wedding)

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PGI, Botanisieren ::: Exp. Leuschner II

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Botanisieren ::: solanum lycopersicum plantasjen, Erntezeit

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PGI ::: Abt. Sprachforschung sucht Krassersatz

A Krassersatz Fundliste

01 bambus | gef. v. Kollege A. | Quelle www.jugendwort.de

02 M.O.N.D. | entw. v. PGI inside | Ursprung Stephen Kings The Stand | Anwendungsbeispiel »Das ist ja voll M.O.N.D.«

03 Gras | entw. v. PGI inside | gedankl. Ursprung lautmalerisch/ironisch; abgl. v. 01 | Anwendungsbeispiel »Das ist ja! … Gras.«

04 erstaunlich | Bew. so schlicht wie bewegend, für Freunde eher zurückhaltenderr Exklamation mit wiss. Anstrich

B Anmerkungen

a) Bemerkenswerterweise führt Duden folgende Bedeutungen an:
– in seiner Art besonders extrem
– besonders Jugendsprache:
> in begeisternder Weise gut, schön
> schlecht, furchtbar

b) gesucht werden insbesondere Worte gleichwertig universal einsetzbaren Ausdrucks, die nicht nur Ersatz für eine Nuance von »krass« bieten

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Botanisieren ::: langerwartetes zweites Blühen der Phalaenopsis

Ordnung Asparagales, Familie Orchidaceae, Gattung Phalaenopsis

… zur Phalaenopsis

(Passend zum Konzert Xiu Xiu plays the music of Twin Peaks am 1.10.15: Orchideen!)

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PGI, Botanisieren ::: Exp. Leuschner&Laue

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Steve von Till | 2.07.15 | UT Connewitz

Auf den Stufen eines kirchlichen Portals hat sich eine kleine Sippe Hominider zum Verspeisen ihrer soeben im Deli erbeuteten Abendmahlzeit niedergelassen. … äh, hier waren wir doch schon einmal?

Das Leben erbietet sich in Wiederholungen. Hin und wieder ist dies durchweg positiv. Der Reiz des Bekannten. Das Schwelgen in Vergangenem.

Das Konzert wird heute nicht mit einer Vorband, sondern mit einem Vorfilm eingeleitet. Kenneth Thomas’ Doku Blood, Sweat & Vinyl streift durch die Label Hydra Head, Neurot und Constellation und weckt verträumte Erinnerungen an vergangene Konzertabende. Neurosis natürlich, Isis, Godspeed You! Black Emperor und, mit tief mikrofonverstärkt brummender Katze, Thee Silver Mt. Zion. Und den Wunsch sich auch mit anderen Künstlern dieser Label endlich eingehender oder einmal wieder zu beschäftigen, mit Pelican zum Beispiel, Cave in, oder diese zu entdecken, wie bei hangedup.

Das Konzert selbst wird wieder einmal im Zwilicht zwischen glücklich halbhinwegdämmerndem Bewusstsein und plötzlich hochgeschreckter, hingerissener Konzentration verbracht. Man möchte noch nicht einmal das tiefsonore Brummen und die äonentief gelassene Ausstrahlung Herrn von Tills dafür verantwortlich machen. Es ist einfach schon spät. Draußen geht ein sommermatter Tag zu Ende. Hier drinnen ist es kühl und bestuhlt.

Die Musik ist sehr schlicht gehalten, meist wird der mit viel Stille zwischen den Versen vorgetragene Gesang nur mit einzelnen sachten Akkorden akzentuiert. Hin und wieder perlt sich eine Melodie aus der Gitarre und tanzt honigfarben um das Gehör. Und ab und an wird der Verstärker sehr weit aufgedreht, und mehrere Loopspuren erzeugen so etwas wie Neurosis light. In einem Lied wird etwas Schwung beigegeben. Zwischen den Stücken erzählt ein ausgesprochen wohl gelaunter Steve von Till etwas zu dem was war, und dem was sein wird. Und über all dem schwebt gottmächtig diese Stimme wie ein Lullaby.

Das aktuelle Album a life unto itself zum einhören gibt es hier.

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PGI ::: wöchentlicher Arbeitsbericht: schwarzer Plantagendonnerstag

Es ist Donnerstag morgen. Ich befinde mich gerade im Flur als ich aus Richtung der Plantage ein fallendes Geräusch höre. Eilend erreiche ich die Plantage gerade rechtzeitig um mit so kummervollem wie machtlosen Entsetzen zu sehen wie alle neun Lycopersianer, sich an ihren klettenartig beblätternden Ästchen haltend, von den Fensterbänken und den anderen erhöhten Plattformen in einem wilden Dominoreigen gemeinschaftlich in die Tiefe springen und ineinanderfallen.

!

Es ist der bislang schwärzeste Tag in der langen und meist so erfolgsfrohen Geschichte meiner Plantage.

Es schien ihnen wohl eine gute Idee zu sein, geboren aus jugendlichem Überschwang und Freude über den endlich anbrechenden Sommer, doch nun wo sie in ihrem verhedderten Haufen, etwa 4 qm Boden bedeckend, liegen, wirken sie doch etwas reumütig.

Nach stundenlangem Entheddern, Aufrichten und Abschneiden zahlloser abgeknickter oder für die Unbalanciertheit meiner kleinen grünen Freunde verantwortlichen Äste, die meist dicht mit zukünftigem Ertrag behangen sind, bietet sich ein tieftrauriger Anblick. Jeder einzelne Lycopersianer nur noch ein Schatten seiner einstigen grünen Selbst. Sie wirken alle noch wie unter Schock.

Doch durch die kürzliche und gar nicht genug zu würdigende Entdeckung im frei improviserenden Feldversuch meines geschätzten Kollegen und Institutsleiters A. schimmert etwas Hoffnung hindurch. Auch Lycopersianer haben die Fähigkeit aus abgebrochenen Ästen neu Wurzeln auszutreiben, wenn man sie in Wasser stellt. Neubeginn und Weiterreifung scheinen greifbar. Die Plantage wird zu neuer Pracht erblühen!

… zur Plantage

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Fotorunde ::: Knaut, Katz & Küste

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