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ein proustscher Gruß im Clara-Zetkin-Park …

… welcher im Juni über und über mit von weißen Blüten überquellenden Büschen bestanden ist, erweist sich nach »recherche« einschlägiger Bestimmungsseiten frustrierenderweise nicht als der aus der einstmals gelesenen Schilderung vermeintlich wiedererkannte Weißdorn, dafür — was vielleicht noch wunderbarer ist als das sanft leuchtende und selbstzufriedene Glücksgefühl einer spontanbotanischen Bestimmung aus dem Gedächtnis vergangenen Genusses von belles lettres — als einstweilen hinsichtlich Blütenanzahl, Blüten- und Blattform in Korrelation unbestimmbar.

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Das Buch, der Herr, die Unruhe #1

Fragmente aus Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe
des Hilfsbuchhalters Bernando Soares

Werter Herr White,

erlauben Sie dass ich Ihnen von Zeit zu Zeit ein paar Zeilen aus dem mir von Ihnen zugeeigneten Buch zukommen lasse, um auch Sie mit der gesammelten Weisheit innerer Unruhe zu erfüllen.

»Und gehe ich dort, bis es dunkel wird, begleitet mich ein Lebensgefühl, ähnlich dem dieser Straßen. Bei Tage sind sie erfüllt von einem Treiben, das nichts besagt; bei Nacht sind sie erfüllt von einem fehlenden Treiben, das ebenfalls nichts besagt. Bei Tage bin ich nichts. Bei Nacht bin ich ich selbst.«

Gezeichnet, B. Soares

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Church of Misery ::: Monster Magnet | 28.01.14 | Werk II

Welche parallelen Empfindungen entdeckte M. Bloom kürzlich in ihrem Leben?
Nicht gänzlich, aber zum Teil, eduzieren das musikalische Werk Monster Magnets von Dave Wyndorf und das Erzählgut Ulysses von James Joyce erstaunlich ähnliche Gefühlsregungen.

Anlässlich welchen Ereignisses fand diese Entdeckung statt?
Der Besuch eines Konzerts der Band.

Ist B. Moon eine bewundernde Anhängerin der Hauptband besagten Konzerts?
So kann man das nicht sagen. Sie steht der Band ausgeprochen innerlich gespalten gegenüber.

Welcherart ist die Ähnlichkeit der erzeugten Gefühlsregungen beider Kulturprodukte?
Deren prägende Gemeinsamkeit ist das hin- und herwogen zwischen glücklich empfundener Bewunderung und argoniegeprägtem Ausharren.

Ist sie mit derart gespaltener Bewunderung vertraut?
Nein, für gewöhnlich bewundert M. uneingeschränkt und ohne Maß.

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Godspeed You! Black Emperor | 5.08.13 & 6.08.13 | UT Connewitz

Werte Dame C., ich habe von Ihnen geträumt!

Wir standen am Küchenfenster des Paul-Gruner-Institutes, und mein Blick ging glücklich über den weiten tiefblauen See hinweg. Ich teilte Ihnen mit, wie sehr mir die Aussicht aus Ihrem Küchenfenster gefällt, wie grandios es ist, auf diesen wunderbaren marineblauen See zu schauen, auf dem sommerliches Getummel herrscht. Nicht weit vom Fenster trieb aufrecht eine kleine Gruppe in Tauchkleidung im Wasser, einen kleinen Kreis um einen Strudel bildend, ihrem Blick folgend erkannte man einen kleinen Orca, schwarzweiße Flecken im Wasser. Wir haben uns ekstatisch über diesen Anblick gefreut. Erst nach dem Aufwachen wurde mir klar, dass es ja gar kein See ist, den man von Ihrem Fenster aus sieht, sondern dass der Blick auf das Meer geht …

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Sprachfund ::: Staring the Kepler-Teleskop

»Das im Weltraum stationierte Kepler-Teleskop starrt auf ein Stück der Milchstraße,
das nicht einmal drei Promille des Universums ausmacht.«

http://www.sueddeutsche.de/wissen/suche-nach-bewohnbaren-
himmelskoerpern-forscher-entdecken-erdaehnliche-planeten-1.1652648

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le empfehlung: Freiluft-Liegekur

LE Empfehlung des Tages: Freiluft-Liegekur bei alpinen Sonnenschein über schneebedeckten Häusergipfeln, mit den besten Wünschen vom Berghof.

mehr Winter in LE.

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Spät-so-herbst, Abend und petit Prince auf dem Scherbelberg

Eines späten Abends Sommer im herbstlichen Oktober sammelt sich das kleine Volk Leipzigs auf dem Scherbelberg wie exupéryianische Prinzen …

mehr Spät-so-herbst

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Auf der Suche nach …

Proust. Der verlorenen Zeit. Durchhaltevermögen. Dem Grundstoff des Selbst. Wer weiß das schon. Hauptsache Suchen.

Es gibt Werke die berühren einen schon bevor man sie gelesen hat. Dadurch dass sie im kollektiven Bewußtsein einen so großen Wiederhall erzeugt haben, dass das Echo aus den unterschiedlichsten und fernsten Winkeln auf einen trifft. Mit jedem Aufprall nimmt die schallende Informationsdichte ab, und nachdem es wieder und wieder von den Grenzen der menschlichen Sphäre zurückgeworfen wurde, ist es oft nur noch der Name. Proust. Doch durch das echoenhafte, überdauernde, hat er eine Gewalt eingenommen, als würde alle Bedeutung seiner Werke in dieses eine Wort komprimiert worden sein. Wohlmöglich steht er für mehr als seine einzelnen Werke.

Er hallt wieder aus Büchern aller Genres, man vermeint fast mit Vorliebe aus Fantasy- und Science Fiction-Werken, aus Filmen und aus Alltagsgesprächen denen ein mondäner Anstrich verliehen werden soll, bis er einem schließlich wie ein guter Bekannter scheint, ohne ihn jemals kennengelernt zu haben.

Ein zeitlicher Ausläufer aus der eigenen schon bekannten Lesezukunft erreichte mein eigenes Leben aus dem Film Jeg reiser alene, basierend auf einem Roman von Tore Renberg, in dem der Name Proust für die exaltierte Wirklichkeitsferne des geisteswissenschaftlichen und ehrgeizigen Menschen steht, und des öfteren in dem manisch fixiertem Ausschrei: Proust! Mein Leben ist wichtig. Es geht darin um Proust! ausbricht. Eine künstliche Bedeutungsüberhöhung die das Leben so bedeutsam glücklich macht.

Und dann gibt es da noch persönlichere Echos. Ein Werk aus der literarischen Zeit, der man ohnehin verfallen ist, ein Geschenk, und ein Gespräch mit einem lieben Freund in dem beiläufig bemerkt wird, »es wird Dir gefallen«. Und die Besonderheit liegt nicht in dem doch recht einfachen Satz. Sondern in der wissenden Wärme die darin liegt.

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Me & my Drummer ::: Einar Stray | 6.01.12 | UT Connewitz

Noen sier at musikken er det høyeste av alle kunstene.
Etter en konsert kvelden som det, føler man særlig at det er sann.*

Es wird gesagt dass die Musik die Höchste aller Künste sei.
Nach einem Konzertabend wie diesem, weiß man dass es wahr ist.

Das Jahr ist noch keine Woche alt, das letzte hörkulturelle Live-Erlebnis liegt viel zu lange zurück, als Herr Walte mit dadurch umso stärker entfachter Freude auf einen Facebookveranstaltungshinweis des UT Connewitz reagiert. Einer aus Norwegen. Einmal reingehört. Auch in die Vorband. Ja, das könnte ein ganz und gar formidabler Konzertjahresauftakt werden. Ein kaum zu fassendes Glück. Noch ein paar Tage warten und freuen und es ist Freitag.

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Dale Cooper Quartet | 4.11.11 | Telegraph Jazzkeller

Sie sollten kommen, es wurde abgesagt, nun kamen sie doch. Mir war das ja von Anfang an klar, so dass mein Unterbewußtseinsübersinnlichkeitsfilter fröhlich den Konzerttermin weitergegeben hat, und ein jedes, das wurde doch abgesagt, von Herrn Walte ignorierte.

Während ein paar der zur Begleitung Auserkorenen nach dem Hineinhören mit Verweis auf das Gefühl sich in einem dunklem Raum zu befinden, in dem sich langsam jemand anschleicht und einen mit allen Mitteln von Spuk und Kunst furchterbar erschrecken will kopfschüttelnd und leicht fröstelnd abgesagt haben*, war es eine besondere Freude das kurzentschlossene und musikalisch weitaus unerschrockenere, musikhärtenerprobte Frl. Möws, sowie Kumpine Angela für diesen Abend gewinnen zu können.

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pratchett ::: über dem Runden Meer klimatische Wut ansammeln

»Das Unwetter aber, das sich nun Ankh-Morpork näherte hatte über dem Runden Meer klimatische Wut gesammelt und den Ehrgeiz entwickelt, den Boden mit möglichst viel Regen einzuweichen. … Blitz und Donner hielten sich im Hintergrund und schufen eine angemessene Kulisse für den Star auf der Bühne: den Regen. Ausgelassen tanzte er über das Land, in der festen Absicht alle Theaterkritiker zu ersäufen. … Trübes Hexenlicht filterte matt durch das tropfnasse Blättergeflecht … Das Unwetter zog hin und her. Über der Ebene des Mündungsdeltas verlor es die Orientierung: es gehörte in die Spitzhornberge, deren Bewohner ein anständiges Gewitter zu schätzen wussten. … der Regen ließ ein wenig nach und wurde zu einem Nieseln das sich durch extreme Sturheit auszeichnete und tagelang andauern mochte.«

(Terry Pratchett, Das Erbe des Zauberers)

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pratchett ::: von einem wichtigen Klima entdeckt werden

»Der Sturm gab sich wirklich Mühe. Dies war seine große Chance. Er hatte einige Jahre damit verbracht, die Provinzen zu durchstreifen, hier und dort nützliche Arbeit in Form von Böen zu leisten, Beziehungen zu knüpfen, ahnungslose Schafhirten zu überraschen und kleine Eichen zu entwurzeln. Jetzt bekam er durch einen Wetterwechsel die Möglichkeit, sich richtig ins Zeug zu legen. Er strengte sich deshalb so sehr an, weil er hoffte von einem wichtigen Klima entdeckt zu werden. Es war ein guter Sturm. Er zeichnete sich durch eine gehörige Portion Talent und recht beeindruckende Leidenschaft aus … die Wälder applaudierten mit lautem Rauschen, wogenden Dunstschwaden und umherfliegenden Blättern..«

(Terry Pratchett, Mac Best)

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espanische Erlebnisse | I

zu Besuch bei Whity und Miss Pili in Santiago, 26. Juli bis 3. August

Einen Monat später erinnere ich mich nur noch an den Wind. Nah am Atlantik ist es nicht der sanfte mittelländische Wind der einen freundlich umspielt, mal anstupst. Der Wind dort hat ein anderes Temperament. Ist meilenweit frei und ungehindert über den Atlantik getobt, und es gibt einen Grund, dass er nicht im Landesinneren lebt. Es spiegelt seinen Charakter. Er ist rauh. Er ist alt. Er ist es gewöhnt allein zu sein. Wer sind wir, da zu sein, wo er ist? Zornig rempelt er uns an, will uns einfach nur weg haben. Weg von seinen Klippen, seinen Felsen, und seinen Aussichtspunkten.

Vigo – Parken im Irrsinn und Wandeln im Reich der Möwen

Der Mautweg von Santiago nach Porto überspannt an einer unwirklichen Stelle in einem gewaltigen Brückenschlag eine Ria und gibt den Blick weit auf eine mythische Aussicht frei. Aus der Ria greifen Nebelschwaden nach den Häusern einer Stadt die sich in allen Himmelsrichtungen die umgebenden Hänge hinaufzieht bis sie sich im Dunst verliert. Dazwischen wabert Sonnenlicht. Die Stadt scheint der romantischen Sehnsucht eines Computerspieldesigners entsprungen, die nächste Stadt, in der sein Rollenspielheld gegen das Schicksal ankämpfen kann.

Bei dieser Stadt handelt es sich um Vigo. Unser für die gesamte Reise engagierter Guide Martín versäumt nicht auf die rechteckigen Muschelfarmen hinzuweisen die systematisch angeordnet als künstliche Inseln in der Ria schwimmen. Vigo, die Stadt in der wir auf dem Rückweg Halt machen und eine Fährfahrt zu den paradiesischen Islas de Ciés wagen werden, die jenseits dieses Nebels als Belohnung ausgelobt sind.

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Digger Barnes & Pencil Quincy ::: Marina Frenk & Kapelsky | 3.06.11 | UT Connewitz

Das UT lockt wieder hinterhältig mit Bestuhlung in engen und scheingepolsterten Reihen. Doch dies tut dem UT nie Abbruch. Beginn Kapelsky. Klezmerhochgestimmte Geige verzückt. Kontrabass wird hin und wieder als Perkussionsinstrument verwendet. In der Besetzung Geige, Gitarre und Kontrabass scheint nur auf die Sicht von mehreren Liedern eine Lücke zu wirken. Digger Barnes. Die sanfte und einfache Stimme, die sehr klar erzählt und artikuliert, und innerhalb der künstlichen Existenz von Digger Barnes vollkommen authentisch und ungekünstelt wirkt. Man lehnt sich zurück und hört zu. Und viel mehr muss in den Liedern nicht geschehen, als hie und da ein pedales Pochen an die große luzide Trommel. Seine ruhige Ausstrahlung trägt die Lieder allein. Auch wenn sie es diesmal nicht muss. Pencil Quincy wirft mit eigenwilliger Illuminationstechnik, die diverse Schirme, auf einem Plattenspieler aufgepflanzte plötzlich aufflackernde Schattenrisse von Charakterköpfen und von innen erleuchtete Lampenschirme beinhaltet, ganz und gar stimmig faszinierende SchattenLichtspiele an die Leinwand. Eine hypnotische Tiefe und ein plastisches Wabern, das in den diversen YouTube-Beispielen nur ahnungsweise erfahrbar ist.

KapeskyPlus. Die östlich folkloristisch Stimmgewalt der zierlich kleinen Marina Frenk schließt die Lücke des Ensembles zu Auftritt eins auf das Mitreißendste. Wie zum Leben erwacht.

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Sprachfund ::: nur einen Weg

Hans Söllner, Rastaweisheit im Interview: »Würde ich etwas ändern wollen, hätte ich ein Ziel — ich habe aber nur einen Weg«. (vebu-Magazin)

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