Seebad Bansin | 12.04.11 bis 15.04.11 | 05

Die Ruhe und das Meer und ein Hauch von Damals …

A Prelude   01 Betrachtung des Wortpaares Urlaub–Sonne   02 Der Regen über Berlin, Berlin Hbf (tief)   03 Der Hauch von Damals   04 Souvenirüberlegungen   05 Max-Planck-Institut für Primatenforschung, Bereich Armaturenmethodik, Außenstelle Usedom   06 Tauchglocke und Insektenvielfalt   07 Die Hang-auf-Problematik   08 Urlaub am Meer und das Gold der Ostsee   09 … in Bildern

05 Max-Planck-Institut für Primatenforschung, Bereich Armaturenmethodik, Außenstelle Usedom

Der erste Morgen. Mit dem Elan der Begeisterung ob eines beim Frühstück durchbrechenden Sonnenstrahls und Freude über den komfortablen Nassbereich des Apartments begebe ich mich in die Dusche. Doch dann ist es wieder so weit. Der Primat steht vor diversen silbernen Knöpfen und fragt sich in welcher Kombination diese gedreht, gekippt oder gezogen werden müssen, um das wundersame Herausregnen des reinigenden Wassers zu veranlassen.

In der aktuellen Versuchsanordnung dreht sich alles um einen etwas größeren drehbaren Zylinder, der durch die Zahlenskala als Temperaturregler eingestuft wird. Rückblickend ist klar, dass

a) die Größe des Zylinders

b) sein Design (darauf ausgelegt herausziehbar und nicht nur drehbar zur Temperaturreglung zu wirken)

c) sowie die Kippbarkeit des nur lose darauf aufgebrachten rechteckigen flachen Griffpenökels

allesamt gezielte Ablenkmanöver waren, um einen darüber angebrachten winzig kleinen Zylinder vor der Wahrnehmung zu verbergen. Der perfiden Täuschung wird ein Abziehrakel hinzugefügt, dass an diesem kleinen Zylinder hängend angebracht ist, so dass er als bloser Haken durchgehen könnte.

Der Versuch beginnt. Die Beobachter zücken eifrig die Stifte. Der Blick des Primaten streift beiläufig Duschkopf und Duschkopfaufhängevorrichtung und Wasserschlauch, und bemerkt dort, wo normalerweise von einem Wasserhahn ein Schlauch zum Duschkopf führt, nichts dergleichen. Kein Wasserhahn. Die Forscher vermerken dies mit einem Plus in einer der ersten Zeilen auf ihrem Auswertungsbogen, da er als erstes an dem Ort gesucht hat, dem ihm die Erfahrung als Wahrscheinlichsten gelehrt hat. Mißtrauen zeigt sicht beim Primaten noch nicht.

Der Schlauch verschwindet auf der duschkopfabgelegenen Seite lediglich in einem etwas dickeren silbernen Knubbel in der Wand. Die Duschkopfaufhängevorrichtung weist ebenso keine wasserhahnähnlichen Funktionen auf. Der Blick richtet sich auf den großen Zylinder und auf die darauf aufgebrachte Zahlenskala. Die Forscher grinsen. Selbstsicheres Einstellen der gewünschten Regentemperatur seitens des Primaten. Eifrige Noitzen auf Seiten der Beobachter. Ziehen am Zylinder. Vergeblich. Nichts geschieht. Der Zylinder sitzt fest. Primat wägt offenbar ab, ob er zu wenig Kraft ausgeübt, oder am falschen Objekt gezogen hat. Abermaliges Absuchen der Duschkopfhalterung und der Höhenregulierungsstange bis zum Ort an dem die Armatur an der Wand befestigt ist. Sie ist immer noch blank und bar jeglicher Knöpfe, Verstellhebel oder anderer verdächtiger Objekte. Der Blick kehrt zunehmend nervöser werdend zum Zylinder zurück. Rütteln, Zerren, am Griffpenökel kippeln. Am Griffpenökel kippeln und gleichzeitg am Zylinder ziehen. Herumwandern des Blicks. Wiederholte Fixierung des Duschkopfes und damit verbundener Stangen. Wiederholen des Rüttelns und Zerrens am Zylinder. Irgendwann, ein Forscher notiert »höchstwahrscheinlich zufällig«, den Abziehrakel zur Seite nehmend und den dahinter versteckten, an der Oberfläche vollkommen makellos glatten Zylinder entdeckend. Der Blick fokussiert und macht in dieser Oberfläche eine kleine Kerbe aus. Dreht, erst zögerlich (und natürlich wie immer bei diesem Versuchsprimaten zuerst in die falsche Richtung), dann in voller Zuversicht des Erfolgs in die Andere. Der Regen setzt ein.

Doch die Versuchsbeobachter stellen das Experiment noch nicht ein. Sie freuen sich schon auf die Zugabe, Level 2 des Experiments. Wenn der inzwischen eingeschäumte Primat der hierfür das Wasser umweltbewußt ausgestellt hat, versucht mit seinen seifigen Fingern den glatten Zylinder wiederum zu drehen. Seinen Finger verzweifelt in die viel zu flache Kerbe drückt um so genügend Drehmoment auf den Zylinder auswirken zu können. Ein Spaß. Die Forscher lachen in der gutmütigen Art einer überlegenen Spezies. Der Versuch ist beendet. Sie packen zusammen. Der Primat wird sich und seinem eingeschäumten Selbst überlassen.

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