Seebad Bansin | 12.04.11 bis 15.04.11 | 08

Die Ruhe und das Meer und ein Hauch von Damals …

A Prelude   01 Betrachtung des Wortpaares Urlaub–Sonne   02 Der Regen über Berlin, Berlin Hbf (tief)   03 Der Hauch von Damals   04 Souvenirüberlegungen   05 Max-Planck-Institut für Primatenforschung, Bereich Armaturenmethodik, Außenstelle Usedom   06 Tauchglocke und Insektenvielfalt   07 Die Hang-auf-Problematik   08 Urlaub am Meer und das Gold der Ostsee   09 … in Bildern

08 Urlaub am Meer und das Gold der Ostsee

Ein halbes Erwachen aus dem Schlummer. Vogelgezwitscher wild und vergnügt durcheinander. Wald- und Baumvögel. Wieder einschlafen. Erwachen. Die Vögel sind still, nur aus der Ferne sind nun die Möwen zu erahnen. Geburtstag. Happy Mohni. Und verlorene Zeit-Suche. Der Himmel ist ein einfarbiges Grau, doch es regnet nicht mehr wie nachts zuvor. Gestern abend äußerte Herr Walte aus den Prospekten zitierend die in jeder gutsortierten Ferienwohnung ausliegen, dass nach einem Sturm besonders gute Chancen bestehen am Strand das Gold der Ostsee zu finden. Ich rate ahnungslos, doch schnell. Austern? Nein, Döskopp. Auf zur Bernsteinsammlung!

Es regnet nicht, ein mehr als frischer Wind weht. Die Luft ist rein. Man ist da. Man weiß warum.

In Gummistiefeln am Meer entlang, über dem Wasser am Horizont ein schmaler streifen Hellblau. Kilometerweit nur aufgewühlter Strand mit rot-schwarz gesprenkelten Steinchen. Kein Bernstein. Kein Gold der Ostsee.

Die Lachmöwen wirken weiterhin griesgrämig, dem Wind mit eingezogenem Hals notgedrungen trotzend.
Der Wind wird unerträglich. Sowohl Heringsdorf als Ahlbeck wirken mit Stilmischung bebauter als Bansin. Etwas zusammengewürfelt. Auf den Seestegen Geschäfte für den Müßiggang in Beschäftigung durch Konsum. Bekleidungsgeschäfte, Bäckereien, Pizzerien. Andenkenläden, Kitschgegenstände und Sanddorn ohne Ende. Herr Walte weist auf Läden mit Bernsteinschmuck hin. Ich will nichts davon hören.

Der nächste Tag. Wir fahren nach Swninouscje. Wir haben ein Ziel. Wir haben 30 min bis zur Weiterfahrt. 30 min für die Erfüllung der Mission Krupnik/Ostseegold. In der Spitzenzeit von 10 min gelingt das Unterfangen. Das wahre Gold der Ostsee ist gefunden. So einfach.

Nachtrag. Am letzten Abend ein letzter Versuch. Es muss doch Bernsteinchen für mich geben. Als ich bei Wind und Dämmerung beinahe auf allen Vieren von Steinchenfeld zu Steinchenfeld kreuche ermuntert mich eine Joggerin, es wären alles Bernsteine. Vielleicht ja Ansichtssache. Vielleicht sind auch die anderen Steine weitaus interessanter gemustert und ausgeformt als Bernsteine. Ich kann es nicht beurteilen, ich habe keinen zum Vergleich. Das Meer ist beinahe verlassen. Der Himmel färbt sich dank der hereinkommenden Nacht endlich blau.

Es ist nicht mehr eisekalt, entsprechend ausgerüstet läßt es sich gut mit den Gummistiefeln durch das Wasser patschen, den Boden studieren, mit den Möwen interagieren und sich an der Weite und der Brandung freuen. Und zum Schluß doch noch ein kleines Steinchen finden, dass in der angehäuften Sammlung bernsteinfarbener Steinchen heraussticht. Man erkennt ihn, wenn man ihn sieht. Vielleicht ist das sein Zauber.

Noch kurz den Krupnik in der Brandung getauft, es ist Nacht.

2 Kommentare
  1. Oli · May 31, 2011 @ 20:06

    Monika, wieder mal ein großes Kompliment: Du bist eine Reiseschriftstellerin. Definitiv. Eine sehr gute. Und das ist keine freundschaftliche Gefälligkeitsbauchpinselei. Ich lese viel, sehr viel Schrott. Aber deine Reiseberichte - das ist immer wieder eine Sprachlust, die zu lesen.

  2. admini · June 1, 2011 @ 18:33

    Oli, Du bist ein Charmeur. Ein sehr Guter. Aber ich weiß, auch ein Ehrlicher. Freut mich und lieben Dank.

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