Expedition langes Eiland | 24.05 bis 2.06 | VIII

ein unmöglicher Forschungsbericht fantasiebegeisterter Dilettanten

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Freitag. Beschließe meine Mitreisenden nach der gestern stumm verfolgten Twin Peaks-Dokumentation gleich morgens mit der Idee zu konfrontieren in Folge des nur mäßig mit Teilnehmern bestückten Schweigetags heute einen Tag des Rückwärtssprechen zu absolvieren. Auch dies wird wie zu erwarten abgewiegelt.

Die Vogeltour bereichert uns mit vielen kleinen Wissensbytes von denen ich auch wenige behalten konnte. Zum Beispiel dass es Arten gibt die Singflüge absolvieren (Feldlerche, und evtl. Buchgrasmücke), dass man Turmfalken von weiten daran erkennt dass sie um Positionsverlust zu vermeiden an einem Punkt in der Luft wie blöde mit den Flügeln rudern, dass es einen Vogel namens Gelbspötter gibt, der von Natur aus wie ein Flipperautomat klingt, aber auch ein glänzender Stimmenimitator ist, dass Austernfischer liebevolle Eltern sind, Möwen hingegen es kaum abwarten können ihre vielfräßigen Bälger wegzujagen. Wir sehen durch die wunderbaren 30fachvergrößernden Ferngläser auf Stativ Bluthänflinge und andere Kleinstvögel die ich mir nicht merken konnte. Schwalben, einen Alpenläufer, Austernfischer, Kibitze, Löffler und vieles mehr. Allein die Sumpfohreule will sich nicht zeigen. Zu meinem endlosen Frust erkenne ich bei späterer Fotoauslese dass wir am Ostendetag bei kurzer Pause am Vogelwärterhaus mit etwas mehr wissender Aufmerksamkeit eine hätten sehen können. Die gebogenen Flügel eines zufällig im Flug geknipsten weitspannigen Vogels erscheinen mir sehr eulenhaft.

Nach der Tour begeben wir uns noch zum Melkhörn, vorbei an den Wuschelkühen von denen sich zwei, die sich vorher ausgiebig am Hals gekrault haben, nun schmachtend in die Augen sehen. Nicht auszuhalten dieser Schmacht. Ich mache noch einen Abstecher zu den mir so heimelig in Erinnerung haften gebliebenen kleinen Wanderpfaden in der Nähe des Melkhörns, die man mich gestern nicht begehen lassen wollte, und genieße die sanft gewellte, trockengrasüberwachsene Buschlandschaft mit diesem Hauch Alpiner Steig. Und nochmal vorbei an den Heckenhängen. Und da sind sie alle, die Singbuschvögel. Ich war blind, und nun kann ich sie sehen.

Der Morgen war früh und wir versammeln uns im Aufenthaltsraum zu einem zweiten Frühstück. Dann breche ich mit dem Abenteurer auf um diesen fabelhaften Sonnentag am Nordstrand ausklingen zu lassen. Verwende viel Zeit und Mühe mit gewissenhaften Eincremen. Fünf Minuten nachdem wir unsere Kajüte verlassen haben, wird die Luft immer nebeliger, feuchter, kälter, und kurz vor dem Meer gesellt sich Freund Wind hinzu.

Stranden in einem Strandkorb und die dazu passende Erinnerung an den letzten Langeoogurlaub kuschelt sich an uns. Ein Stündchen vergeht mit dem, von der immer mal wieder durch das Nebelgrau hindurchleuchtenden Sonne angefachte, Warten auf Verbesserung der Strandbedingungen. Dann gehts nicht unzufrieden zurück in unser Expeditionslager. Die von Nebeltagen links und rechts eingefassten Sonnentage geben dem Urlaub etwas abgerundetes.

Am Abend versammelt sich die gesammte Mannschaft zur ungeliebten Tätigkeit des Postkartenschreibens an potentielle Geldgeber für die nächste Expedition, Murren und Mauen erhebt sich aus dem Aufenthaltsraum im Zwischendeck in die Kapitänskajüte empor. Bei arktischer Kälte und Nebel schiffen wir uns tags darauf zum wohldefiniertem Festland ein.

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