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Two Inch Astronaut ::: La Dispute | 1.06.15 | Conne Island

I want to write it all down so I can always remember.
(la dispute, king park)

Gießender Regen. Ausgezeichnetes Wetter um zu einem Konzert zu pilgern!

Und so hole ich Kollegen A. im Institut ab, jegliche Schlafdefizite werden negiert, bzw. sollen durch kühle Getränke ausgeglichen werden. Nicht bedacht, aber nicht minder bedeutend für die wachaufmerksame audielle Rezeption werden natürlich die Variablen 01 Lautstärke und 02 Seniorenstehplätze sein.

Der Hof zwischen Café und Konzertraum ist voll plaudernd wartender Menschen, der Regen hat leider nachgelassen doch Luftfeuchtigkeit und -temperatur sind noch durchaus angenehm zu nennen. Eintrittskarte, Getränke, kurzes Warten. Es ist 21 Uhr und lobenswerter Weise beginnt das Konzert der Vorband pünktlich.

Bei der Gestalt des Sängers scheint es sich um einen Zeitreisenden zu handeln. Wir kommen nicht umhin zu erkennen, dass es sich bei ihm um den zukünftigen Sohn von Don Martin und Miss Pili handelt. Die Alternative wäre, dass wir selbst in der Zeit gereist wären, was in gewissem Sinne, vorwärts, natürlich auch fortwährend geschieht. Oder haben wir den Planeten unwissentlich zu einer längeren lichtgeschwinden Reise verlassen?

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Nils Frahm | 27.04.15 | Schauspielhaus

Freizügig plätschernder Regen begleitet uns zum Schauspielhaus. Nach kurzem Auswringen, Garderobenabgabe und an die plötzliche nicht unwillkommene Trockenheit Gewöhnen weiter zum Einlaß, wir sind etwas spät, doch wie meist, belohnt das Leben genau diejenigen. Die Ränge sind geöffnet! Durch das Hintertreppenhaus geht es hinauf, immer weiter hinauf und wieder hinab in die erste Reihe. Ganz oben im Eingang kurz ein schwindelnder Eindruck, die Bühne liegt weit unten, wie am Grund eines Brunnens.

Der Blick wird als erstes von drei etwa zweimeterhohen kastigen Holzobjekten gefangen. Sie stehen links auf der Bühne, an ihren Seiten sind elektronische Blinkerapplikationen montiert, die flackernd rot und grün … blinken. Die ineinenandergedrungenen nach oben strebenden Formen, die Schachtigkeit der einzelnen Elemente der Kästen wirken wahlweise wie die Orgelbauteile, die sie auch sind, hätten sich aber auch ganz hervorragend auf dem Set der Original Enterprise ausgemacht, als einer der vielen fehlgeleiteten Supercomputer, die Captain Kirk in den Wahnsinn quatscht um Welten zu retten. Desweiteren kann man sich die nicht allzulange Wartezeit damit vertreiben Tasteninstrumente zu zählen. Insgesamt sind es acht. Der Flügel. Der mit der Orgel verbundene dreier-Turm, mit dem zuunterst liegenden Melotron, auf dem drei wertgeschätzte mit Nils Frahm bekannte Damen ihr jeweiliges musikalisches Talent auf immer per Tastendruck abrufbar auf Tonspur gebannt haben; Gesang, Cello, und irgendein Horn soweit ich mich erinnere. Unter der monströsen Schalt- und Drehknopftafel zwei weitere. Und daneben stehend noch ein zierliches aus Holz, das wie die mit einem befreundeten Orgelbauer zusammengeschraubte Orgel selbst gezimmert ist.

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Wovenhand | 18.04.2015 | UT Connewitz

Auf den Stufen eines kirchlichen Portals hat sich eine kleine Sippe Hominider zum Verspeisen ihrer soeben im Deli erbeuteten Abendmahlzeit niedergelassen. Wir wollen sie nur von Ferne beobachten und ihnen lieber nicht zu nahe kommen. Sie sprechen nicht. Ein jedes Angesicht ist tief in das die Speise umgebende Wachspapier versunken. Andächtig schmatzende Stille. Auffällig ist auch dass sie sich in relativ großen Abstand zueinander gesetzt haben, aus noch zu untersuchenden Gründen. Futterneid? Angst besudelt zu werden? Wunsch in gewissen Situationen im Leben ganz für sich allein zu sein? Ein wenig von alledem? Wie dem auch sei, es scheint eine geradezu zeremonielle, wenn auch unbewusst getroffene, Entscheidung, die sich tief mit Bedeutung aufladen läßt, eine Art leibliche Kommunion im Vorfeld der unmittelbar bevorstehenden – ein schmiedeisernes Kreuz an einer Halskette blitzt auf – Geistigen. Denn die vier Hominiden werden gleich beobachtet werden, wie sie – eine bemerkenswert fortgeschrittene Kulturtechnik – die Überreste ihres Mahls feinsäuberlich in den Futtertüten zerknüllt verstauen und sodann in einem nahe beistehenden Blecheimer verwahren, um dann …

… einem ihnen heiligen Platz im städtischen Steindschungel zuzustreben, an dem sich bereits viele andere ihrer Art versammelt haben. Es ist ausverkauft.

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The Devil Makes Three | 5.04.15 | Conne Island

MischionSchwabnWaschBieten. Spanische Schwaben über Ostern in Leipzig, zum Glück hat die Informantin gerade für diesen Samstag vor wenigen Tagen ein weiteres Konzert inseriert, und so begeben wir uns, vom konzertausgehungerten Don und seiner Verlobten chauffiert ins Conne Island, um — hier ist es vor allem der Band selbst wichtig vom Country zu differenzieren — Bluegrass unsere Beine umwippen zu lassen.

Die Fahrweise des Don soll hier mit fünf Adjektiven umrissen werden. Miss Pili beschreibt sie vorsichtig mit 01 gut. Weitere Adjektive stehen zur Diskussion 02 schwungvoll 03 vor Lebensfreude sprühend 04 überschwenglich 05 aahhhhhhoohneinwaahhhhh … wobei die Hinfahrt weniger Gelegenheit zur Bewunderung bietet, als die Rückfahrt durchs engbeparkte Waldstraßenviertel.

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Digger Barnes with Johnny Latebloom ::: 9.03.2015 | ZXRX

Durch eine Informantin erfahren wir von einem anstehenden und nicht sehr publiken Konzert von Mr. Digger Barnes im sagenumwobenen Zoro. Ideale Gelegenheit um im Vorfeld an der kulinarischen V-Meile der Bornaischen zu flanieren. Das neu eröffnete Bavarian Dürüm stand ohnehin auf der Liste, und so schmankieren wir Knödel, Blau- bzw. Sauerkraut und kräftig gewürztes Sojabratgut in einer Teigrolle. Da sich im dunklen Innenhof des Zoro wie zu erwarten noch nichts regt, außer Lebensformen um eine Feuertonne, das bavarian dinner jedoch sehr sättigend war, nutzen wir die Zeit für einen Abendspaziergang durch noch unentdeckte Seitengassen der Bornaischen. Die Häuser werden nach und nach herrschaftlicher, giebeliger und baumumstandener, ein Seitenweg vergeht im Wald, ein menschenverlassener zauberhafter Winkel der Stadt, und das alles verliert sich atmosphärisch passend in aufziehenden Nebelschwaden, die sich später im Zigarettendunst des Zoro wiederspiegeln werden.

Nach Rückkehr jetzt unbewegte Stille im Hinterhof, mit einem klirrenden Gin Fizz warten wir im Zest, über anstehende Senfexzesse spekulierend, darauf, dass die Informantin uns abholt und sicher in die geheimen Refugien des Zoro geleitet; viel weiter durch den Hinterhof hätte man sich treiben lassen müssen, an einer schwarzen Katze vorbei, um über Treppenstiegen in den Keller des Zoro zu gelangen. Treppab und wieder hinauf landen wir schließlich im belebten und berauchten Konzertraum. Kurz darauf beginnt der Musiker der Vorband mit seinen Liedern, von denen am prägnantesten die Aussage »Sometimes I would like to quit my desk job, run away, and travel through the world. Instead I am writing my shitty songs« hängenbleibt. Die schnelleren Stücke lassen sich recht kurzweilig hören, die Stimme und auch die von den Liedern ausgehende Stimmung irgendwo bei Johnny Cash.

Irgendwann tritt Digger durch die Tür, und auch schon bald auf die Bühne. Begleitet wird er von Johnny Latebloom, abwechselnd am Kontrabass und an einer Hammond. Statt Fußtrommel gibt es diesmal einen Schellenring, der wie von vornherein als unmöglich abgetan – zu Beginn war er von Menschen verstellt nicht zu erspähen – natürlich nicht Diggers Fußgelenk umringt, sondern auf der Vorderseite seines Schuhs montiert ist. Eine Überraschung gleich zu Beginn, Mr. Barnes hat, nachdem er nun schon seit sovielen Jahren durch Deutschland tourt, deutsch gelernt, mit halb amerikanischen und halb norddeutschen Einschlag präsentiert er den anstehenden Abend in perfekter Aussprache »wir spielen heute ein paar Songs runter, so wie wir es auch auf unserer Farm jeden Abend tun«. Was dieser Mann nicht alles kann.

Nach der Diamond Road Show und dem Anwachsen zu einer ganzen Band ist es wieder ein besonderes Vergnügen die Songs in so minimalistischer Ausstattung zu erleben. Besonderes Klangmoment ist dabei das gewittröse Bogenspiel auf dem Kontrabass zu Everybody Run, dräuend verzerrt quietschende und doch wunderbare Töne schroben aus dem holzigen Klangkörper, und schwirren sodann um den Gesang des Magic Mystery Man of Melody.

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Faith no more to be | Communiqué an PGI-Leitung

… apropos unbeschadet Hindurchmanövrieren, haben Sie bemerkt dass Hr. Walte und Hr. Sturm sich im Juni auf Berlin zu einem Faith no More-Konzert verabredet haben? Wie in meinem Logbuch soeben vermerkt werde ich aus rein wissenschaftlicher Sicht der Begleitung nicht umhin kommen.

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Faith no more to be in Berlin | 6.06.15 | Zitadelle Spandau

Sehr aufgeregt. Ich werde eine weitere Möglichkeit erhalten mich in der joyce’schen Dialogtherapie zur Aufarbeitung einer musikalischen-kognitiven Dissonanz zu üben. Wieso gefällt mir nicht, was bei Menschen in meiner unmittelbarsten Gefühlsumgebung Wonne und Glück auslöst?

Kann mir das nicht entgehen lassen. Zum einen, mein Held der Mondo Cane. Des weiteren, der Held des Kopfnicktanzes und das Wiederauflebenlassen jüngerer Zeiten. Ein Revive alter Tanzflächenkameradie. Nicht zuletzt, die Neugier, der unbedingte Wille, und die sadische Kraft, sich einer Musik zu stellen, die nicht ungetrübte Hingabe in einem auslöst, sondern quälende Verwunderung, in wenigen Momenten ein Hauch von Attraktion, eine Vielzahl von musikalischen Eindrücken, Anleihen und Empfindungen, die nicht zusammengehen, und alles über allem zu einer Erkenntnis synergieren. Ich werde für diese Musik auf immer um fünf Jahre zu jung geboren sein. Was sie auf andere so belebend macht muss analysierbar sein. Arbeitshypothese: es ist das Destillat der 90er.

Seit gestern bemühe ich mich um Annäherung. Von fünf Alben im waltemateschen Besitz befinden sich vier in Leipzig. Die fünfte aufgrund eines damals noch anderen Sängers des Weges nicht wert, so der Besitzer. Komme nicht umhin mich zu fragen wie gerade diese auf mich klingen mag.

Auf Empfehlung habe ich mit King for a Day, Fool for a Lifetime (1995) begonnen, und dann wahllos mit Angel Dust (1992) fortgesetzt. Habe mich dort mit einem Lied sehr angefreundet, dass im Stil vollkommen von der 90er-Soundwand heraussticht. RV. Vielleicht Ridiculus Vitae? Ein brugrummelnder Mike Waits zu einem schaukulierend brillierendem Jahrmarkts-Lullaby. Rasanter Wechsel. Ein Sahnehäubchspitzchen Country wird mit einer astreinurtiefvibrierenden Pattonstimme garniert und unterlegt, und Zack, nächste Runde im getupftfideligen Karussel. Man wird duseliger und beschwipster mit jeder Runde. Mrs. Woolfs beschwipster Eule, Mr. Desmond, nicht unähnlich. Schläfriger und immer wohler. Diese Stimme!

Bei diesen ersten zaghaften Gehversuchen im Faithnomorefansein fällt bis jetzt vor allem eines in der Musik auf. Das sie beständig wahllos doch durchaus ergründlich an eine Vierzahl anderer musikalischer Eindrücke gemahnt. Neben erwähntem Tom Waits auch an – höchst erstaunlich, und um die musikalischen Gefühle der gefühlsnahen Person nicht zu verletzten geheimhaltenswürdwichtig – die Rocky Horror Picture Show, vornehmlich die Arien von Tim Curry, und soeben im Bad bei Album of the Year (1997) an Michael Jackson, insbesondere in Heal the World. Desweiteren, Musik aus The Matrix, Metallica, System of a Down. Und sicherlich Monster Magnet.

Das alles ist über alle Maßen frappierend und sonderbar. Ich denke der nächste wichtige Schritt wird in der chronologisch verabfolgten Rezipitation und schriftlich festgehaltenen Auflistung der erkannten musikalischen Verwandschaften bestehen.

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19.01.15 | Vin Blanc ::: Get Well Soon | UT Connewitz

drei Kirschen über blau fließendem Ast

Ausverkauft. Durch sozialnetzwerkliche Androhung pünktlichen Beginns eilends im UT angekommen begegnen wir am Bühnenrand jemandem der sich an sein alkoholfreies Wernesgrüner klammert und wie unser Taxifahrer des Abends aussieht.

Kleine Vorgeschichte. Der Sänger von Vin Blanc freundete sich mit einem Leipziger Musiker an, und ist deswegen von L.A. nach L.E. gezogen. So kurz, entschlossen wie entzückend. Die lange Vorgeschichte mag länger sein, wie die Bandinfo auf Facebook nahelegt, aber im Wesentlichen ist damit alles gesagt.

Ein Mann mit Gitarre, tritt sich seinen Weg in die Mitte der auch an diesem Abend mit Instrumenten zugestellten Bühne. Einzelne Gitarrenschrammler und von diversen elektronischem Equipment erzeugter Grundlärm wird bei geschlossen Lippen von ein- bis durchdringlichen Gesangshalbsätzen begleitet. Ein Bauchsinger? Noch wenige verwirrende Momente wärt dieser Augenblick, bis jener — der später nur mit einem ehrerbietigen wie fastsprachlosen »dieser Mann …« tituliert wird, bei dem die 3 Punkte ausdrücken was man alles so gerne in Worte fassen würde, aber nicht kann, — von der Seite mit einer klobigen Rassel in wilden Zuckungen auf die Bühne springt, hüpft und alles von sich schüttelt, dabei wie wahnsinnig weitersingt, und die vor der Bühne versammelten Menschen in Interesse-gelähmte Starre versetzt, die nur sehr langsam, während der Wahnsinn dieser lautlärmenden sehr schlagklangintensiven Show voranschreitet, von der Gewöhnung gelöst werden kann.

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Digger Barnes & Band on the Diamond Road Show ::: 3.01.15 | Schauspiel Leipzig

There is this guy named Digger. He is coming to our city from time to time for years now, playing his songs. This time he brought some more of his friends along, and the good ole songs played by a whole band were as well a new experience as they were as fine as ever. And the magic imaging machine’s image theater was of the same mesmeric bright dazzle …

Im Institut um Dame C. abzuholen. Während Dame C. die Zubettzeremonie des Institutsnachwuchses vollzieht, raisonniert der Institutsleiter sich in der neu geschaffenen Sitzecke zurücklehnend und an die Decke blickend besonnen bis verträumt über sein neuestes PGI-Vorhaben. In Einstimmung und Anklang auf den zu erwartenden Abend könnte man von der Wild Moving Curtains Show sprechen. Die Umsetzung sicherlich ein Kinderspiel. Nichts weiter als eine an Modelleisenbahnschienen erinnernde Installation von kreisrund, oval und sich kreuzend verlaufenden Schienen an der Decke, etwa 20 Vorhangbahnen und ausgeklügelte Steuerungselektronik wären vonnöten. Um den Raum wahlweise in das klaustrophobierende Vorhangzimmer der roten Hütte, ein Versuchslabor für sozioneuralpsychotische Studien, oder einfach in die groovigste Wohnlandschaft seit austianischen Powerzeiten zu verwandeln.

Es ist beinahe ein Jammer aufbrechen zu müssen, und nicht sofort mit der Arbeit beginnen zu können, doch die Diamond Road Show ist in der Stadt. Nur einen Abend. Diesmal nicht mehr im UT Connewitz, sondern im Schauspiel Leipzig, warum, davon kündet etwas später der beinahe bis auf den letzten Sitzplatz belagerte Saal. Die Dame C. erfassende leichte Unruhe als ich ihr später von den Plänen des Institutsleiters berichte ist nicht unnachvollziehbar.

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Mulatu Astatke | 15.12.14 | Schauspielhaus

Herr Odysseus Jones hat uns eingeladen ihn bei der Fütterung seiner ethio-Jazzdämonen zu begleiten. Ein Abenteuer dem wir uns kaum verweigern wollen.

Der Einlasstaschenwächter. Vorbei an ihm mit geschickter, jeglichen Argwohn lahmlegender, Wortwahl.

Der Wartebereich. Stärkende Pause mit 2 kleinen Rieslingen, sowie einem (nicht großen) roten (Riesling).

Der Saal. Mit einem Blinzeln bis an den Rand besetzt.

Das Publikum. Still.

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Matze Rossi ::: Boysetsfire | 10.10.14 | UT Connewitz

Ein voller Abend. Ausverkauft. Voll von Menschen. Voll von Enge. Voll von guter, ehrlicher Musik, der erste Teil des Abends, wie man sie auch in einem guten, ehrlichen Diner zu #damngoodcoffee hören könnte. Voll von krachender, ehrlicher, Musik, der zweite Teil des Abends.

Kreutzundquer nach dem Abendessen rennend schlitternd restschwungvoll in das menschenvolle UT Connewitz auf dessen Bühne schon Matze Rossi mit seiner Gitarre steht und singt und spielt. Eine freie, sonor tragende Stimme, die sich von der mehr als üblichen Publikumsunruhe nicht beirren läßt und so alltägliche wie tiefe Gedanken schön in Melodien formt und teilt, so dass man auf ihnen treiben kann.

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Einar Stray Orchestra | 1.10.14 | UT Connewitz

Vier von Stray treten auf der Bühne vor, bis die Zehenspitzen die Bühnenkante berühren, und im Saal wird es still, Stille, gefolgt vom vibrierenden Untersummen das das Stück For the Country begleitet. Ein Stück dessen Magie egal wie oft gehört, live erlebt oder im Kopf erklungen nie schwächer wird … wir sind wieder [I | II | III] im Land von Stray.

Einem Land durch das meist eine klangleicht ausgelassen tänzelnde Grundmelodie weht, das aber in blinselnder Schnelle in düsteren, beklemmenden Farben verdunkeln kann, allein in einem wirklich tiefen, wirklich nachtdunklen Wald, oder sich langsam verdreht, sommerschwer drückender wird, bis sich alles in einem gewaltigen Tosen entlädt, um ebenso unvorhersehbar wie das aus allen Saiteninstrumenten, den Tasten, dem Schlagzeug und Effektgeräten zusammengebrodelte, kaum mehr wahrnehmbar orchestrierte Klanggewitter über den kleinen Raum hereingebrochen ist, wieder in eine leichte, arglose, verspielte, auf den Streichinstrumenten gezupfte oder flirrenden Tasten herumtollende Melodie zurückzufinden. Und dann gibt es natürlich noch die kurzen stillen Pausen, in denen nur sehr sachte wenige Pianonoten erklingen, oder aus denen sich der einsam bestehende Klang der Violine oder des Cellos erhebt. Doch der nächste abrupte Stimmungsumschwung lauert, liegt spürbar schwer auf den die Zukunft erwartenden Sinnen.
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Brace/Choir | 17.04 | Noch Besser Leben

endlich endlich führt ein Konzert ins Noch Besser Leben, in das kleine Wohnzimmer in dem man mehr oder minder mit auf der Bühne sitzt, wenn man dreist oder alt gefühlt genug ist, sich mit entsprechendem Stuhlmaterial aus einem Stuhlstapel einzudecken.

Die Musik von Brace/Choir, ein surfendes bassmelodisch groovendes und pulsierendes 80erwavepopglänzendes synthflierendes progressiv gitarrenschrammelndes Klangkunstwerk durch das das Echo des non directors cut des Films Donny Darko weht. Zwischen den Liedern taucht man auf, um die Choreografie des Instrumentenshuffle zu bewundern. Die Forscherseele notiert äußerst fasziniert, dass man mit der richtigen Physiognomie und Willensstärke das auf dem eigentlichen Tasteninstrument liegende Keyboard nicht nur mit der Nase spielen, sondern auch den Kopf zum Sliden verwenden kann.

Die lyrisch nicht zu übertreffenden und wortmäandernden Zeilen: our dog is an awesome god, he reigns in the canal in the yard begleiten durch die dunkle nassgeregnete Nacht nach Hause.

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Budzillus | 12.04.14 | Täubchenthal

Eine neue Location wird expediert. Weit- wie hochläufige Räumlichkeiten in dezent gediegener Ausstattung, umrahmt von einem pitoresken Hinterhof, der nach lauem Sommer schreit. Sinnierendes Warten auf einem der zahlreichen Sofas. Bestürzend offene Fließenraumgestaltung. Das Konzert beginnt. Neues Gesicht am Schlagzeug freut sich sichtlich Teil der Band zu sein. Der Klang wird von den einzelnen Personen der Konzertgruppe teils klar und geschmeidiger als je zuvor, teils als etwas von der Holztäfelung aufgesogen empfunden. Die einzelnen Stücke scheinen mit gezielt langsameren Schwung gespielt. Möglicherweise eine Laune resultierend aus der Tatsache dass es sich um ein Intermezzo des aktuellen Studioaufenthalts handelt. Besonderer Glanz liegt diesmal auf der Klarinette. Die E-Saite des Kontrabasses reißt. Die Klarinette stimmt ein Klagelied. Ein Moment vergeht in verzerrtem Heavy-Metal-Gitarrenklang, kürzer als ein Augenblinzeln und genauso unwirklich. Sprachfindungsschwierigkeiten aufgrund zuviel Essens. Wunsch nach der Spielzulassung im großen Saal. Weitreichende Zugaben. Freude. Glück. Ein Budzilluskonzert. Die Konzertgruppe verläßt das Täubchenthal und trifft im spärlich beleuchteten Bereich zwischen Hinterhof, Bauzaun und Straße auf einen balkanesisch gewandeten Japaner, der um Auskunft ersucht, ob hier eine Balkanparty wäre, wieviele Leute da sind, und wie teuer der Eintritt ist. Einer von drei Konzertgängern erscheint der Aufzug des Jabalkanen lediglich exzentrisch. Zwei Konzertgänger votieren dass es sich um eine Verkleidung im Rahmen der Balkanparty handelt. Tags darauf wird mittels Beschreibungsabgleich einer Bewohnerin des Stadtviertels ermittelt, dass es sich tatsächlich um bloße, alltäglich getragene Exzentrik handelte. Eine von drei Konzertgängern genießt seltenes Recht. Ginger Cat doch keine Katze im Meins Deins Unser.

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Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra | 5.03.14 | UT Connewitz

Lange Zeit war mir nur der Name bekannt — a Silver Mount Zion — nahezu unbewusst. Die Verbindung zu Godspeed meist vergessend.

Seit dem Wissen um des baldigen Konzerts ein Lied gehört — Blindblindblind — das Materie direkt am Herz verdreht.

Und seit Mittwoch kenne ich die ganze Welt die asteroidengleich wild und ausgelassen um den Planeten Godspeed trudelt und schwingt und flutet.

Das erste Stück beginnt mit einer gewaltvollen Überlagerung von langwellend tremolierenden Violinen und verzerrten E-Gitarren-Schwüngen am oberen hörbaren Frequenzspektrum, wie tausend Telegrafenkabel die in einem Gewitter wild herumgerissen an einem ultramarineblauen durchleuchteten Himmel zu ihrem Gesang angeregt werden, und aus dem Kabel durchdringt verwischt und verweht wahrnehmbar eine Stimme die an ihrem ursprünglichen Sendeort kräftig und laut gewesen sein muss, um bei all diesem Krach noch durch die Kabel heraushörbar zu sein. Darunter liegend berückend eine Art sphärische Walzermelodie, ein strudelnder Sog, ein sogender Strudel. Vertontes Sonnensystem. Taumelnd. Die Übertragung endet nach zehn Komma fünf Minuten.

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